Ich wünsche mir(|)

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Ich wollte eigentlich nicht hier her.
Nur weil Felix es wollte.

Unsere Freundschaft war nur noch ein dünner Faden, uns entzweite etwas, aber ich konnte bei Gott nicht sagen, was genau es war.

Und Felix befand es für gut, mit mir alleine dorthin zu reisen, wo ich damals mit Frodo und Niklas 'Ozean' gedreht hatte. Felix wollte auch etwas von dem Gefühl haben, dass ich mit den anderen damals geteilt hatte.
Er hoffte, dass es auch in mir etwas auslösen würde, ein Gefühl.

Das wir uns beide wieder besinnen.

Unserer Freundschaft wegen.

Seufzend starrte ich aus der offenen Beifahrertür, der Wagen hatte etwa 20 Meter vor dem Strand geparkt, Felix machte sich gerade am Kofferraum zu schaffen,
er hatte ein Zelt und zwei Luftmatratzen mitgenommen,
sowie einige andere Camperutensilien.

"Kannst du mir mal eben bitte hier mithelfen? Das Zelt baut sich alleine nicht auf.", keifte Felix mich an.

Ich brummte leise.
Er würde sich so einiges anhören müssen.
"Jaja. Ist ja schon gut.
Lass uns dieses Zelt aufbauen.
Auch wenn das ganze hier einfach nur bescheuert ist. Felix, ernsthaft, was hast du dabei gedacht?
Einfach ans Meer, und alles wird wieder gut? Was? Was soll der Mist?"

Ich stand mittlerweile neben meinem 'besten' Freund und sah ihn angriffslustig an.
Fassungslos starrte Felix zurück,
sagte aber nichts weiter.
Dachte ich es mir doch.
Felix würde es nie wagen, mir dumm zu kommen, so friedfertig war er auch jetzt noch. Trauriger Idiot.

Stumm und angespannt bauten wir das Zelt auf, immer einen gewissen Abstand zueinander.

Noch vor einigen Monaten war noch alles gut. Aber irgendwie war da einfach etwas zwischen uns.
Es war wie ein Fluch.
Kein Tag verging ohne Zoff.
Nein, es knallten Türen.
Wir gingen uns aus dem Weg.
Und dann kam Felix auf die hirnrissigste Idee des Jahrtausends.
Und ich fragte mich gerade wirklich, warum zur Hölle ich mitgekommen war. Wie das Auto und wir heil an diesem Platz an der Ostsee unbeschadet angekommen waren, konnte ich mir nicht erklären.

Die ganze Autofahrt hierher herrschte eisiges, angespanntes Schweigen.

Es war kurz gesagt ein Projekt, was zum Scheitern verurteilt war.

Jetzt gerade bereitete ich das Nachtlager vor, befestigte an einer Halterung der Decke eine Lampe und setzte mich nach getaner Arbeit auf die mehr oder weniger bequeme Luftmatratze, fischte eine Mateflasche aus der Kühltasche und nahm einen großen Schluck daraus.
Das Wetter war fast schon zu warm für mich, aber aufgrund der Stimmung zwischen mir und Felix, welcher draußen gerade Holz zusammensuchte, waren die Temperaturen das geringste Problem.

Der Reißverschluss des Zeltes ging hinunter und Felix sah mich an,
ich sah zurück, und keiner konnte irgendetwas sagen.

"Ich hab das Lagerfeuer angemacht.
Wir könnten uns gleich Stockbrot machen. Nur wenn du Lust hast."
Ich sah ihn lange an und war tatsächlich verwundert, wieviel Felix gerade zu mir gesagt hatte.
"Ich hab auch Hunger."
Ich stand langsam auf und folgte Felix aus dem Zelt, welches gerade so für zwei Personen ausreichte.

Schweigend bereitete jeder sein Stockbrot zu, saß am anderen Ende des Feuers und starrte kauend in den Himmel, welcher nur noch vom blutorangenen Sonnenlicht beleuchtet wurde.

Es würde bald Nacht werden.

Und mir wurde gerade klar, wie schwierig die Nacht werden würde.


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