Der Junge mit dem weißen T-Shirt. (Re-Upload)

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Es ist Samstag.
Ich wache wieder auf.

Aus dem Traum, wie mir bis eben schien. Ich habe ein schönes Konzert erlebt von Fewjar. Und jetzt scheine ich langsam, ganz langsam wieder anzukommen. Gehe mit der leicht zerknitterten Folie, in welcher sich eine Bleistiftzeichnung von dir sowie ein Button mit einem fröhlich grinsenden, im Comicstil gehaltenen Ebenbild zu der überschaubaren Schlange vor dem etwas wackeligen Verkaufstisch, hinter dem du, Niklas, sowie David stehen und ihr beide versucht, möglichst viele Wünsche zu erfüllen oder einfach nur den Merchandise eurer Freunde Jakob und Felix zu verkaufen.

Brav stehe ich an, unterhalte mich noch kurz mit Flo, einem sehr lieben Twitterfreund von mir, ehe noch jemand ein Foto von dir macht und zur Seite tritt. Mein Herz schlug bereits vorhin relativ schnell, doch jetzt muss ich meinen Puls wirklich bremsen. Ich schäme mich etwas für meinen Kontrollverlust, weil ich sonst, was Gefühle angeht, wirklich sehr reserviert und vorsichtig bin.

Deine Augen weiten sich und leuchten, zumindest bekomme ich das so in dem Moment mit.

Im nächsten Moment werde ich, sofern das über diesen Tisch möglich ist, in eine feste Umarmung gezogen.
Ich bin mir nicht mehr sicher, was genau du sagst, aber du scheinst sehr erfreut zu sein, und in dem folgenden Gespräch und den kleinen Fragen, mit wem ich da bin und wo ich denn beim Konzert war, bin ich wohl eher nervös und verhasple mich öfters,
aber du nimmst das vollkommen gelassen und nun nutze ich den Moment und übergebe dir das, was ich vermutlich schon davor mit leicht zittrigen Händen aus meinem Jutebeutel heraus gefischt habe und versuche zu vermeiden, zu sehr den Button anzusehen, als zu gerade meinst, dass das doch eher wie Jakob aussieht, aber ich verneine lächelnd und meine, dass das schon du sein sollst.

Hoffentlich holst du jetzt bitte nicht den Button aus der Tüte heraus und drehst ihn um. Denn ich würde höchstwahrscheinlich dunkelrot anlaufen und ganze Wasserfälle schwitzen. Meine Nummer ist nämlich dort auf der Rückseite mit einem einfachen, harmlosen Smiley notiert. Augenblicklich bin ich schlagartig innerlich unsicher, ob es wirklich so eine gute Idee war.
Ob du mich dann noch sehen möchtest, oder ob es komisch kommt, und ich hoffe wirklich, du denkst nicht, ich wäre ein seltsames Mädchen, was wie eine Verrückte oder so jede einzelne Zeile eines jeden Liedes von dir kennt. Genau genommen kenne ich noch nicht einmal eine handvoll deiner Texte.

Du lächelst nur und bittest mich im nächsten Augenblick darum, gerne ein Foto mit mir machen zu wollen.

Was? Warum zum Teufel ausgerechnet mit mir? Meine logische Seite, wenngleich sie zugegebenermaßen wirklich selten zum Vorschein kommt, möchte am Liebsten und sofort eine gültige Antwort auf diese Forderung haben und scharrt bereits ungeduldig knurrend mit den Füßen.

Ich reagiere zu meiner Überraschung ziemlich schnell und bahne mir unfallfrei den Weg durch die kleine Traube von Menschen, die sich vor dem Merch-Stand gesammelt hat, und stehe schließlich direkt vor dir und blende bereits die anderen aus, und fühle mich zeitgleich seltsamerweise, als wäre es das Normalste der Welt, hier mit dir zu stehen und sich erneut zu umarmen, wir scheinen etwas hin und her zu wanken, du und ich, ehe du erneut etwas sagst, aber ich Idiot nehme nur die leichte Bierfahne war und sehe dein Gesicht und umfasse im nächsten Moment deine Hüfte und muss innerlich kurz schmunzeln, weil du mehrere Versuche benötigst, um endlich diese Frontkamera zu aktivieren, ehe ich mich etwas näher an dich lehne, deine Hand auf meiner Schulter.

Ich sehe deine großen, freundlichen Augen, und dein breites Lächeln.
Ich muss ganz leise lachen.
Weil es so unglaublich echt und gleichzeitig so unsinnig wirkt.

Und ich überlege null, wie das gerade auf andere wirkt, aber ich kann nur dein Gesicht sehen und gebe mir die größte Mühe, mich auf die Worte aus deinen Lippen zu konzentrieren.

One shots (Youtube)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt