i was here

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Zwei in blütenweißen, bodenlangen Gewändern gekleideten Gestalten mit schneeweißen Haaren und ozeanblauen, alles durchbohrenden Augen schritten, schwebten beinahe lautlos und auf bloßen Füßen an einer gläsernen Box mit einem ungefähren Durchmesser von 7 mal 7 Metern vorbei, deren Inhalt ein großgewachsener Mann mit schlanker Statur und langen, dunkelbraunen Haaren, sowie sein Partner, ein kleinerer, breiter gebauter Mann mit stolzem Vollbart und kurzgeschnittenen, naturblonden Haaren waren.

Der Kleinere kniete schwach auf seinen Beinen und stützte sich ab, scheinbar wurde die Luft knapp, oder er war verletzt, oder am Ende seiner Kräfte.

"LASST UNS HIER RAUS!"

Die Stille wurde durchbrochen, und ein wütend-flehender Aufschrei durchbrach die fast heilige Stille, als der Brünette, ebenfalls barfuß, mit aller Kraft gegen das Glas lief, dieses jedoch auch nach den weiteren erfolglosen Versuchen so unversehrt war wie zu Beginn, als sie in dieser verfluchten Box landeten.
Der einzige Ausgang war viele, zu viele Meter hoch, und bestand aus einen fein säuberlich herausgeschnittenen Quadrat.
Als wäre dies der Hohn, den die Gefangenen dieser Box nun zu spüren bekommen sollten.
Weil einer der beiden nur zu gut wusste, was er getan hatte.
Mit seinen eigenen Gedanken...
Mit seinen eigenen Händen...
...erschaffen hatte.

Diesmal schlug der langhaarige Gefangene abwechselnd mit der flachen Hand und der geballten Faust gegen das unzerstörbare, durchscheinende Material, und das Paar vor ihm verlangsamte nun endlich ihre eleganten Schritte, ehe sie ihre Gesichter ihm zuwandten.
Fast schon aus Mitleid, wie es dem Stehendem im Glaskasten vorkam, und erneut holte er Luft.
Sowohl seine Kehle brannten als auch seine Augen, sie waren mittlerweile blutunterlaufen, seine Gelenke schmerzten, er hatte das doch nie so gewollt. Er wollte, dass es wahr werden würde, ja, aber niemals auf diese Art und Weise.

Er wollte mit ihnen gehen.

Felix wollte er nie da hineinziehen.
Er wollte alleine mit.
Und jetzt saßen sie in dem verdammten Glaskasten fest...nein,
in der BOX.

"Nehmt mich mit!
Und lasst Felix frei!"

"Nein.", brummte der Kleinere im weißen Gewand, der Größere schwieg und blickte zu Boden, ehe er langsam wieder auf die beiden Menschen schaute. Zuviele Gedanken spielten sich in seinem Kopf ab, doch sein Gegenpart war stärker, er fühlte, dass sein Geist und die Entscheidungskraft mittlerweile so sehr am Boden waren wie der geschwächte Bärtige wenige Meter vor ihm.

"Aber...das Schiff, die Welten...ich habe euch erschaffen! Ihr kommt aus meinem Kopf! Irgendwie wurdet ihr real und...und ihr wollt mich nicht mit nach oben nehmen? Warum?"

Jakob gestikulierte verzweifelt mit den Händen, fast standen ihm erneut Tränen der Hoffnungslosigkeit in den Augen, er musste sie noch ein wenig hierbehalten, er und Felix mussten hier raus...nur, damit sie wieder voneinander getrennt wurden.
Weil Jako wusste, dass er es nur aus egoistischen Gründen tat, wenn sie freikommen würden.

Und diese Götter konnten sie nicht hier sterben lassen...wenn auch der Tod für sie scheinbar nichts Wichtiges war.

"Komm.
Unser Schiff ruft nach uns."

Der Kleinere griff bestimmt nach dem Ärmel seines Weggefährten und ließ kein Handeln zu.

Wie von ihm beschworen stieg in den nächsten Augenblicken langsam roter Nebel auf, und mit einem Grollen begann die riesige Decke des Gebäudes sich abzulösen, ein gigantisches Raumschiff in den Farben der schillernsten Mineralien kam aus den Wolken hervor.

"Es ist entgültig. Auf Wiedersehen.
Danke, Schöpfer. Ihr werdet uns nie wieder sehen.", sprach der Blonde, Kleinere, seine Gesichtszüge blieben steinern, und es schien, als würde er langsam zu seiner ursprünglichen Form zurückfinden.

"Nehmt mich mit nach oben!
Lasst mich nicht zurück!", schrie der Brünette heiser, es war ihm egal, dass seine Haut an den Fäusten längst aufgeplatzt war.

"Es tut mir leid...", der Blonde, Größere löste sich aus den Armen des Kleineren, rannte die wenigen Meter bis zur gläsernen Box und legte seine ebenfalls langsam zu Gestein mutierenden Hände an das durchscheinende Material.

"Du wirst keinerlei Erinnerung an uns haben, aber wenn ihr aufwacht, werdet ihr wieder wohlbehalten auf eurem Heimatplaneten sein.
Es tut mir so leid."

Eine Träne löste sich zeitgleich aus den Augen der sich gegenüberstehenden Männern, und nach einem weiteren Blinzeln hatte Jakob einen tränenförmigen, kleinen Stein in der Hand. Ein Onyx.
Und als er näher hin sah, schien es,
als würde der Stein von innen heraus weiß-bläulich schimmern.

"Ich verdanke euch, dass ich existiere.
Mein Schöpfer."

Die glatte, fast steinerne Hand legte sich an das Glas, mittlerweile war die Mimik ebenfalls fast zu Stein geworden. Es schien, als würde Jako ein anderes Ich von sich betrachten.
Fasziniert starrte er in die tiefblauen, traurigen Augen seines Gegenübers, unfähig, das Wesen mit richtigen Worten zu beschreiben.

"Ewigkeit.
Sichtbarkeit.
Nur für einen Wimpernschlag.
Ich werde dich nie vergessen."

Der steinerne Gott lächelte sanft,
er schien mit seinem Schicksal einverstanden zu sein.

Dann drehte er sich um, das weiße Gewand hob sich vom Boden ab, der Wind ließ die gespenstisch weißen Haare fast magisch umherschweben, und ergriff schließlich und letztendlich die Hand seines Partners.

Jakob hatte die Kontrolle wiedererlangt, schlug noch einige Male und leise weinend gegen
das Glas, ehe er sich zu Felix kniete, ihn zitternd an sich zog und beide den Göttern nur zusehen konnten, wie sie immer größer und größer wurden, wie das Schiff sich weiter hinabsinken ließ, ein großer Schwall roten Rauches aus dem Eingang des schwebenden Ufos kam, die weißen Lichtgestalten hineintraten, die Klappe sich schloss und das riesige Schiff nach oben verschwand, und im nächsten Augenblick überkam beiden am Boden in der Box aus Glas eine alles durchdringende Schwärze, sodass sie sofort in einen tiefen und traumlosen Schlaf fielen.








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