Gründe ||||

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Jako löste sich langsam aus Felix Armen, sah ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Der Ältere konnte diesen Anblick kaum ertragen. Er wollte sofort, dass er wieder lächeln konnte. Doch er wusste, dass es nicht so einfach sein würde.
Seine Hand schmiegte sich an die leicht kühle Wange des Jüngeren, und eine schleichende Erkenntnis überschwamm sein Innerstes.
Sie würden bis zu ihrem Tode zusammenbleiben.
Sie mussten nur diese dunklen Momente gemeinsam überstehen.
Und Felix wusste, dass er der Einzige war, der das Paket tragen konnte.

Und so überstanden sie den Tag, irgendwie. Sie fanden einen Arzt, der ihnen bald einen Termin geben würde. Jako fühlte sich besser, aber er war nach dem Arztbesuch so ausgelaugt gewesen, dass Felix es für besser befand, ihn die nächsten Tage besonders liebevoll zu behandeln.
Er war dafür mit ihm in eine Bäckerei gegangen, und Jako durfte sich ein paar Leckereien und Lieblingsbrötchen aussuchen.
Seine Mutter hatte das auch immer so gemacht, als es ihm nicht gut ging.
Manchmal hatte sie sich auch einfach an sein Bett gesetzt, erzählt, ihm Trost durch ihre Anwesenheit gespendet.
Und genau so wollte der Blonde nun auch mit seinem besten Freund verfahren. Er wollte ihn mit seiner innigen Freundschaft und Zuneigung aufpäppeln. Ihn halten, wenn er sich selbst nicht halten konnte.

Jako schob sich gerade mit einer Kuchengabel ein Stück vom Käsekuchen in den Mund, während Felix Musik aussuchte und ihn verstohlen beobachtete.
Das konnte er einfach nicht abstellen, er machte sich einfach Sorgen.
Aber weshalb?
Er war doch gerade nicht allein, er hatte ihn als Aufpasser.
Und warum dachte Felix so?
Der Drang siegte.
Felix stellte die Musik schließlich an, sprang beinahe ruckartig auf, stolperte nach vorne, ehe er sich wieder fing, verfluchte sich schließlich innerlich für die Tollpatschigkeit und ging entschlossen auf den kauenden Jako zu, welcher ihn kurz erschrocken beäugte und dann leicht lächelte.
"Ich möchte dich massieren.
Jetzt gleich.
Damit es dir besser geht.", sprach er haspelnd aus und fragte sich zeitgleich, was er da gerade gesagt hatte. Er wollte auf keinen Fall, dass Jako das in einen falschen Hals bekam, in erster Linie wollte er ihm nur helfen. Irgendwie.
Jako bekam dagegen einen kleinen Hustenanfall, trank dann hastig aus dem Glas und sammelte sich wieder.
"Ehm...wieso nicht?", meinte er leise und wurde etwas rot um die Nase.
Er stellte den Teller auf dem Couchtisch ab, kletterte die Leiter hinauf und wartete dort im Schneidersitz auf den Älteren.
Dieser kam gerade nach geklettert und setzte sich ihm gegenüber hin.
"Und jetzt?", wollte Jako wissen und nestelte verlegen an seinem Pulloverärmel herum.
"Ehm...am Besten, du zeigst mir dein Rücken, und versuch dich, zu entspannen...also. Wenn du es vielleicht schon bist.", stotterte er und fischte kurz darauf mit leicht zittrigen Händen nach der kleinen Flasche Massageöl, die er mal vor Ewigkeiten gekauft hatte. Er wusste ja selber nicht einmal, warum genau er das gekauft hatte. Aber jetzt würde es seinen Sinn haben. Als er sich wieder Jako zuwandte, hatte dieser gerade seinen Pullover über den Kopf ausgezogen und sah ihn über ein paar verlorene Strähnen an, die ihm ins Gesicht fielen. Er wirkte erwartungsvoll und zeitgleich erschöpft.
Felix rückte im Schneidersitz an ihn heran, strich vorsichtig Jakos Mähne über die Schultern, damit er Platz hatte, ehe er das Fläschchen öffnete, etwas davon auf seine Hand gab, den Deckel wieder schloss und sich erneut zu Jako drehte. Er verteilte zuerst das Öl zwischen seinen Fingern, ehe er mit unruhigem Herzen seine Hände auf die leicht kühlen Schultern seines besten Freundes legte, dann ganz vorsichtig und langsam zu kneten begann. Jako lehnte sich etwas weiter nach vorne, damit Felix den gesamten Rücken besser erreichen konnte, und atmete ruhig. Nun kreisten die Daumen die Wirbelsäule hinunter, während die anderen Finger die Seiten bearbeiteten, ab und zu strich Felix über die Haut, wärmte diese auf, tippelte dann über den Rücken, um Regentropfen zu simulieren.
Jako brummte entspannt, breitete schließlich seinen hoch gewachsenen, schlanken Körper mit dem Bauch voraus auf dem Bett aus und Felix meinte tatsächlich, ein Schnurren zu vernehmen. "War das gut?", fragte der Ältere dennoch nach, obwohl er gerade die Antwort hörte.
"Mhhh", machte Jako und bettete seine Unterarme unter dem Kissen, drehte den Kopf seitlich zu Felix.
Und lächelte, zwar müde, aber er lächelte, und das beruhigte auch den Blonden etwas.
Also legte er sich dazu, denn die Situation gerade war viel zu entspannt, betrachtete nun unbewusst den definierten Rücken, die leicht geformten Arme...und merkte nicht, dass Jako das gesehen haben muss.
Aus dem verschwommenen Augenwinkel sah er schließlich, wie dieser an ihn heran rückte, etwas hinunterrutschte, um den Kopf an die Brust des Älteren zu lehnen und platzierte dessen Arm um seinen blanken Rumpf, ehe er seinen Kopf anhob, Felix aus müden Augen ansah und 'Zudecken, bitte' murmelte.
Perplex kam der Bärtige dem nach und nun kuschelte Jako sich zufrieden seufzend noch mehr an ihn, vielleicht das stetige Pochen des Herzens spürend. Und Felix? Der war froh, Jako bei sich zu haben.

One shots (Youtube)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt