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Lena war die erste, die reagierte.
Zwar langsam, aber sie tat es.
"Leute...", sagte sie leise, beinahe schwach. "Felix..."
Jako, der gerade dabei war, von Jenny herunter zu krabbeln, sah die Blonde verwirrt an.
"Ah...das war...Felix?", wiederholte er und stieß schwer Luft aus.
"Fuck."
Jenny hielt die Hände vor das Gesicht, bewegte sich kein Stück.
Noch immer lag sie auf dem Teppich.
Der Größere sah wieder zu der Brünetten. Seine Augen weiteten sich.
"Fuck."
Halbherzig lächelte David.
"Aber...das kann er doch nicht...ernstgemeint haben?
Das ist doch nur Jakob...", sagte er unsicher, sein Lächen verschwand so schnell, wie es gekommen war.
"Oder?"
Die Runde schwieg.
Lautlos deutete Lena fordernd auf Jenny und presste die Lippen aufeinander.
Passt gefälligst auf sie auf.
Sie erhob sich etwas wackelig vom Teppich, sah ihre Freundin mitleidig an, ehe sie seufzte, die kleine, brodelnde Wut hinunter trat.
Nein.
Damit würde sie nur alles verschlimmern. Und ja, sie fand es furchtbar anstrengend und idiotisch.
Verdammt, es war nur ein Spiel.
Warum reagierte Felix so über?
Er hatte absolut keinen Grund dafür.
Schnellen Schrittes ging sie den Flur entlang, stand kurz unschlüssig vor seiner Zimmertür.
Zum ersten Mal seit Jahren war sie derart geschlossen worden.
Oft war sie nur angelehnt.
Felix hieß immer alle willkommen.
Alle konnten mit Problemen und Sorgen zu ihm kommen, er hörte gern zu und half, wo er konnte.
Aber jetzt war er in seiner unsinnigen Eifersucht in eben dieses Zimmer gestürmt und hatte die Tür wutentbrannt zugeschlagen.
Leise klopfte die Blonde an dem weißen Holz, es kam nichts.
Innerlich zählte sie bis drei und machte sich auf einen Ausbruch bereit, ehe sie die Türklinke hinunter drückte, dann flugs in den Raum huschte. Ganz vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich, war sich aber nicht so sicher, ob das eine gute Idee war. Unsicher tapste sie auf den Bärtigen zu, welcher mit dem Rücken zu ihr auf dem Schreibtischstuhl saß.
"F...Felix?", hauchte sie ganz sanft.
Schritt langsam näher.
Auf den gefühlten, breiten Riesen zu.
Sie fühlte sich wie eine kleine, leicht zerbrechliche Waldelfe, und Felix war der zornige Riese. Der doch eigentlich keiner Fliege was zuleide tun konnte.
Immer lieb und ruhig und fröhlich war. Felix war einfach nur traurig.
"Hey, Puschel.", sagte sie leise und lächelte. Wie kam sie denn auf diesen Spitznamen? Ihre Hand berührte seinen Rücken.
Er zuckte leicht zusammen.
"Puschel...", murmelte er monoton.
Ein leicht verächtliches Schnauben verließ seine Kehle.
Es klang rau. Mitgenommen.
"Für sie bin ich das wohl nicht mehr."
Lena zuckte nun ebenfalls zusammen.
Biss sich leise zischend auf die Unterlippe. Felix machte es ihr gar nicht leicht, dachte sie und unterdrückte ein Aufseufzen.
Langsam holte sie Luft.
"Warum...sollte sie...das nicht sein?"
Ein kaltes Auflachen ertönte.
"So, wie die sich in letzter Zeit benehmen. So rumalbern.
Keine Ahnung.
Und dann das heute.
So blind kannst selbst du nicht sein, Lena.", fauchte Felix und spannte sich merklich an. "Ich weiß nicht, was das soll, aber ich verstehe nicht, warum Jakob sowas abzieht. Und....Jenny..."
Er machte eine Pause, seufzte leise.
"Ich...ich verstehe sie nicht.
Hab ich ehrlich gesagt nie wirklich.
Auch, wenn ich...sie so..."
Lena war perplex.
Aber in erster Linie vor den Kopf gestoßen. Warum auch immer er das dachte, er sollte es schleunigst lassen.
Jakob war absolut in Andre verschossen. Felix schien da was komplett falsch zu verstehen.
Bockig tat sie den letzten Schritt, ehe sie feste ihre Arme um den Oberkörper legte, leise Luft ausstieß.
"Jetzt hör mir mal zu, du doofe Doofnuss.", knurrte sie leise, und sie konnte sich schon gefühlt vorstellen, wie gespielt gleichgültig Felix schauen musste.
Und es regte sie so sehr auf.
Himmel Herrgott nochmal.
"Jenny und Jakob...wie zum Teufel kommst du nur auf so idiotische Gedanken. Verdammt, Felix.
Jakob steht auf Andre.
Der ist verrückt nach dem Perser.
Nicht. Nach. Jenny.
Sie verstehen sich einfach nur gut."
Felix wollte gerade etwas sagen, als Lena sich löste, den Stuhl mit einem Ruck umdrehte und einen nachdenklichen Mann vor sich hatte.
Sie seufzte.
Nahm dann Felix warme Hände.
Er zitterte etwas, bemühte sich aber, genau das zu verbergen.
"Merkst du eigentlich, wie traurig Jenny da drüben in Jakobs Zimmer gerade ist? Sie hat wahnsinnige Angst, ihren Felix zu verlieren. Wegen so einem doofen Spiel. Verdammt nochmal. Wenn du ihre glänzenden Augen sehen könntest, wenn sie von dir erzählt. Bist du denn so doof?"
Brummend verstärkte der Ältere den Griff, Lena musste leise aufkeuchen, so angespannt war sie wohl.
"Und deswegen lässt sie Jako so an sich ran. Mh-mh. Ich bin nicht dumm.
Ich dachte wirklich, sie...ich würde ihr etwas bedeuten. Ich...kenne ihre alten Geschichten.", Stur starrte Felix nach unten, seine Stimme brach kurz, aber er war zu wütend und enttäuscht, um dem jetzt nachzugeben.
"Was...meinst du, Felix?", fragte Lena zögernd nach. Sie atmete flach.
Hatte etwas Unbehagen vor ihm.
Er holte tief Luft.
Überlegte innerlich, was er da tat.
"Sie...hat einige Beziehungen ohne Warnung beendet.
Fand sehr schnell Macken. Und dann wurde sie immer so komisch gefühlstaub. Aber...ich glaube, bei mir hat sie keine Angst, sie hat sich nach Jahren wieder auf jemanden einlassen können...aber trotzdem...ich hab Angst, dass das wieder passiert.
Dass sie wen Besseres findet.
Und sich von mir abwendet."
Er biss sich auf die Lippe.
Wünschte sich, es nicht gesagt zu haben. Aber jetzt war es draußen.
Lena schluckte.
So genau hatte sie darüber noch nicht nachgedacht, und eigentlich hatte Jenny auch relativ sorgfältig dafür gesorgt, dass möglichst nichts aus der Vergangenheit zum Vorschein kommen sollte.
Wenn sie so überlegte, hatte ihre Freundin meist nur oberflächlich über Liebe oder solche Dinge geredet.
Aber...sie wusste und spürte, dass das bei Felix definitiv anders war.
Ihr inneres Gefühl lügte nie.
"Das glaube ich nicht.", sagte sie schließlich mehr zu sich selbst.
Schüttelte entschieden den Kopf.
Sah dann fest in Felix Augen.
"Du solltest ihr wirklich vertrauen.
Glaub mir, wir haben heute einfach getrunken und Spiele gespielt.
Sie hatte nicht einmal diese Idee mit  Jakob vorgeschlagen.
Tu mir bitte, verdammt noch eins, den Gefallen und schüttele ganz schnell diesen dummen Gedanken ab, deine kleine, süße Jenny würde so einen Scheiß mit dir abziehen.
Ich glaube, sie weiß genau, was für ein riesiges Glück sie mit dir hat."
Sie spürte, wie der Druck auf ihren Händen und auf ihrem Herzen nachließ. Felix angestrengte Miene lichtete sich etwas, er sah sie nachdenklich an.
"Sie liebt dich wirklich.
Und Felix, du weißt, wie schlecht sie im Lügen ist. Du kennst Menschen gut. Worauf verdammt wartest du noch?"
Kein Augenblick verstrich, da ließ der Ältere ihre Hände los und zog sie im Sitzen aus in seine Arme.
"Danke, dass du mir den Kopf reingewaschen hast, Lena.", nuschelte er gegen ihre Schulter, ehe er sie aus den Armen entließ und aufstand.
"Gerne.", sagte sie leise und lächelte leicht. Einen Moment wartete sie noch, ehe sie ebenfalls aus dem Raum tapste, Richtung Jakobs Zimmer.

Sie fand einen bedrückten Jako vor, der sich entschuldigen wollte, doch Felix sagte leise 'Ich war der Idiot.', kniete sich dann vorsichtig neben Jenny, die mit dem Rücken zu ihm auf dem Teppich lag, die Beine dicht an ihren Oberkörper gezogen.
David und Niklas hatten sich vermutlich zum Rauchen verdrückt, auch, um ihnen etwas Ruhe zu geben.
Andre saß auf dem Sofa und wusste nicht so recht, was er sagen sollte.
Sanft strich er über das Ohr, flüsterte ein leises 'Hey', ehe er sich dann zu ihrem Kopf hinunter beugte, seine Lippen auf den dunklen Haarschopf legte, einen Moment dort verweilte.
"Ich bin dir nicht mehr böse.
Ich hatte nur kurz Angst.
Weil ich dich nicht verlieren möchte.
Bitte schau mich an, Jenny.
Ich möchte dich sehen.", sagte der Blondschopf leise, streichelte über die Wange. Spürte mit einem leichten Lächeln, wie sich eine feine Gänsehaut dort ausbreitete.
Bevor er noch etwas sagen konnte, hatte das kleine traurige Bündel sich umgedreht, seinen Unterarm umfasst und an das Gesicht gepresst.
Und schniefte leise.
"Ich...ha...hab nicht mal seinen Po...po...o..oder so a..angefasst....ich..h...hab n...nur S...Spaß mi...mit Jakob ge...ge...macht,...ich...hab..dich...doch..", stammelte die Brünette hickend und schniefend, und trotz der Situation mussten alle Anwesenden bis auf Jenny unmittelbar grinsen.
"Ich weiß doch...aber...deine echt tolle Freundin Lena hat mir das erklärt.
Du musst nicht mehr traurig sein,
und jetzt verstehe ich auch, dass es Spaß war. Und dass es auch lustig sein kann, Jakobs Popo zu hauen."
Zum Ende hin musste Felix noch mehr grinsen. Er warf Jako einen Blick zu, der nur lächelnd den Kopf schüttelte. "Du...du...darfst Jako auch mal auf den Po hauen...", sagte Jenny nun ganz leise.
"Wenn ich darf, meine Kleine.
Dann darfst du das auch."
Jenny hob endlich den Kopf, sah ihn aus verweinten Augen an, doch ihre Lippen zierte ein Lächeln.
"Aber erst möchte ich dich bitte ganz doll küssen und umarmen.
Bis die anderen brechen müssen.", sagte sie etwas verlegen und rieb sich über die Augen, schmunzelte dann.
"Sehr gerne, mein Zimtstern.", meinte Felix kichernd, half Jenny beim Aufsetzen, die doch bei dem Spitznamen die Augen verdrehte.
Dennoch gab sie beim darauffolgenden Kuss und der festen Umarmung keinen Widerstand.
Lena quietschte leise auf und schüttelte Jako breit grinsend, der auch einfach nur erleichtert war.
Langsam standen die beiden schließlich auf, ehe Jenny wieder voll in ihrem Element war.
Und Niklas als auch David staunten wirklich nicht schlecht, als sie einen Jakob zu sehen bekamen, der ein paar leichte Schläge auf den Hintern bekam. Von Felix und Jenny.
Und Lena. Und Andre.
Bei dem Jako rot wurde.
Und dann schließlich die anderen aus seinem Zimmer scheuchte.

Am Ende war wieder alles gut.





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