Kapitel 14 - Essen und Liebe

182 15 6
                                    

Obwohl ich essen Liebe, entspricht es irgendwie einem Klischee.

Also diese Liebe zum essen.

Essen ist toll, es macht einen glücklich, lenkt einen ab und entspannt.

Aber zu viel Essen tut weh.

So ist die Liebe nun einmal.

Seit wann werde ich eigentlich wieder so seltsam philosophisch?

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nicht klar denken kann, mit dem wissen, dass ich seit dem Abendessen vorhin habe und einem übervollen Bauch.

Nachdem ich meine Mini-Portion Lasagne gekostet hatte, war irgendwie eine Sicherung durchgebrannt und ich hab eine richtige Portion davon gegessen. Dann noch schön Salat, weil ich Salat eben auch liebe. Danach habe ich mir ein gutes Stück Tiramisu in mein Zimmer genommen und es vor mich hin brütend viel zu schnell verputzt.

Kurz hat es ja geholfen, aber seit ich grad den Teller auf meinen Nachttisch abgestellt habe, liege ich hier wie ein Sack Reis.

Ein jaulender Sack Reis der bescheuert vor sich hin philosophiert. Über Essen und Liebe.

Ich hätte es bei der kleinen Portion und dann etwas Salat belassen sollen.

Einschlafen kann ich jetzt erst mal vergessen. Es fühlt sich an, als würde mein Magen meine Lunge und die umliegenden Organe durch seine Fülle wegdrücken. Und nur ein bissen fehlt, dass es zu voll wird und meine Magenklappe den Inhalt nicht mehr halten kann und.....

Ich muss mich ablenken.

Ich wälze mich auf dem Bett etwas um, damit ich wieder richtig auf meinem Bett liege und stütze meinen Kopf mit einem Kissen, in eine halb sitzende Position.

Ich nehme mein Handy und sehe durch. Facebook ist leer. Außer diesen blöden Unfall-Videos die zurzeit rumgehen. Manche milde Unfälle können witzig sein, aber ich kann gar nichts lustiges an einen Menschen finden, der sich grad körperliche Verletzungen zuzieht.

Auf Snapchat haben wieder die üblichen Leute was gepostet. Menschen, die ich oberflächlich kenne und die einfach immer Posten müssen, was sie grad machen.

Dann schreibe ich halt Ellie. Sie ist jetzt wahrscheinlich am Lesen, wie so oft, aber vielleicht antwortet sie ja.

Mein Magen rumort wieder etwas. Oh man. Ich darf nie wieder so übertreiben. Vor allem nicht dann, wenn mein Magen schon so seltsam drauf ist.

Falls du nicht schon tief in deine Geschichten versunken bist...was machst duuu?

Ich gehe währenddessen meine Musikliste durch und höre mir Jarryd James an. Der Typ ist neu. Aber echt gut.

Aus irgendeinem Grund fallen mir die Zeilen so deutlich ins Auge. Ich hab das schon oft gesungen, aber nie wirklich darüber nachgedacht. Irgendwie will ich das gerade nicht hören. Es entspannt mich nicht, also scrolle ich weiter zu einem anderen Stück. 

Während die Musik im Hintergrund läuft, denke ich über das Abendessen vorhin nach. 

Sie sind also wie ich richtig annahm, wegen einer Fusion nach Amerika gegangen. New York. Einer der Orte, von denen ich mir schon immer gerne einmal selbst ein Bild machen wollte. Wie sie da wohl gelebt haben?

Ich verstehe nicht, wieso sie mit ihren Eltern nicht mehr reden sollten. Und seit wann das schon so ist. So wie es scheint, wahrscheinlich erst neulich, weil sie doch schon früher zurück gekommen wären, wenn Nate Volljährig geworden wäre. Seine Mutter hat ihn und seinen Bruder immer sehr geliebt. Der Vater war schon ein ziemlich kalter, distanzierter Mann, aber das ist wirklich übel. Ich frag mich, ob mein Vater das vielleicht falsch verstanden hat. Dass die beiden einfach gerne in England leben wollen und jetzt, da Nate auch Volljährig ist, ohne sie Leben kann. 

Like YesterdayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt