Kapitel 23 - Mutter Natur

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Keuchend erwache ich aus dem Schlaf. Schweiß läuft mir den Rücken hinab. Seufzend streiche ich mir über meine feuchte Stirn und versuche mich wieder in die Realität zu finden.

Was war das? Ich kann mich nicht erinnern, je einen solchen Traum gehabt zu haben. Je so ergriffen von einem Traum gewesen zu sein. So mitgenommen. Ich hatte früher viele Albträume, aber sie haben sich noch nie so real angefühlt. Ich wusste immer im nachhinein, dass ich schlecht geträumt hatte, war aber nie so aktiv und bewusst mit dabei. Oder ich konnte mich nach dem aufwachen einfach nicht mehr daran erinnern. Keine Ahnung. Jedenfalls kann ich mich jetzt an alles erinnern.

War das dieser Traum, der mich in letzter Zeit so gequält hat? Ich seufze müde, öffne meine Tischlampe und stehe auf. Mit zitternden Beinen laufe ich hinunter, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich muss mich von den klauen dieses Albtraums befreien. Das Wasser hilft nur meinen Durst zu löschen, deswegen gehe ich wieder nach Oben, ziehe mich aus und gehe unter die Dusche. Das warme Wasser läuft über meine klamme Haut. Ich sehe auf meine Füße hinab. Sehe zu, wie das Wasser sich um meine Zehen sammelt und denke nichts und denke doch alles. Ich kam nicht mehr hinterher. Was hat dieser Traum zu bedeuten? Ist das ein Zeichen meines Unterbewusstseins, dass ich Etwas übersehen? Dass ich vor etwas davonlaufen? Oder jemandem?

Ich war so erschlagen dass ich eigentlich keine Kraft mehr hatte, darüber nachzudenken. Aber ich konnte meine Gedanken nicht aufhalten. Deswegen verdrängt sie mein Bewusstsein, als würde man eine Diskussion durch eine verschlossene Tür mithören. Gezwungenermaßen.

Als meine Haut anfängt zu verschrumpeln, shamponiere und wasche ich mich und beende so die Dusche. Ich trockne mich, ziehe mir frische Sachen an und legte mich erschöpft auf mein Bett. Obwohl ich so müde bin, will ich nicht mehr in meinem Bett bleiben. Es ist auch noch Tag hell. Ich habe zwar satte vier Stunden geschlafen, aber mein Vater ist noch bis spät in die Nacht arbeiten. Also hab ich eine ganze Weile Sturmfrei. Was mir ehr gelegen kam. Manchmal hat das Schicksal eben erbarmen mit mir in Form solcher kleinen Gesten.

Ich ziehe mir legere Kleidung an, trockne meine Haare etwas und flechte sie. Der Schlaf hat mich hungrig gemacht, obwohl ich wegen der Aufregung jedoch kaum Appetit habe, muss ich essen. Sonst sinkt mein Blutzucker irgendwann aufeinmal rapide und das ist nicht schön. Wegen meines leider schwachen Körpers, kann ich mir eine fehlende Mahlzeit kaum leisten. Eigentlich esse ich sogar fünf mal am Tag. Dick bin ich aber nicht sondern eher normal. Unscheinbar und nichts im Gegensatz zu jemandem wie Tessa. Sie sieht aus wie ein Victoria Secret Model. Das muss ich leider zugeben. Schönheit ist auch eine Art Kunst, die ich trotz allem respektiere. Aber wie schon gesagt, dann nur aus der perspektive eines Kunstinteressierten, nicht aus Augen voll Neid. Sie wurde eben so erschaffen und ich so wie ich. Es ist wie es ist. Neid bringt gar nichts.

Ich esse mein Müsli auf und verwerfe meine abschweifenden Gedanken. Nachdem ich alles gespült habe, trinke ich noch ein Glas Wasser uns sehe hinaus. Es sieht mild und trocken aus. Mein Körper quillt förmlich über vor negativer Energie. Diese Gedankenwanderungen lenken mich zwar ab, lassen aber die Erinnerung nicht verstummen, sondern schieben sie halt kurzweilig zur Seite.

Jeder Traum hat eine Bedeutung entweder ist es ein Zeichen des Unterbewusstseins, eine Botschaft unseres Körpers an uns selbst. Oder es ist eine Botschaft von Gott. Ich glaube daran, dass Träume eine höhere Bedeutung haben, als wir Ihnen zu schreiben. Nicht alles ist wahr, jedoch vieles sollte man berücksichtigen. Diese Ahnung, die mich schon seit einigen Tagen, wenn nicht Wochen schon beschleicht. Diese Unruhe, dass irgendetwas geschehen wird. Egal ob gut oder schlecht. Etwas das mein Leben verändern wird. Ich kann die Bedeutung dieses Traums nicht recht einordnen. Das einzige was mir diese Ahnung bringt ist, dass ich vielleicht vorbereitet sein werde. Aber eigentlich stimmt das nicht. Denn fast jeder der schon mal eine Vorahnung hatte, egal wie sehr man sich vorbereitet, wenn die Situation letzlich eintritt ist sie nicht weniger Angst einflößend, schockierend und fremd.

Deswegen bringt mir diese Ahnung gar nichts. Macht mich einfach nur unruhig und unzufrieden. Ich kann nicht kontrollieren was ich Träume. Ich kann nur dafür sorgen, dass ich im Alltag weniger Stress habe, den ich in meinen Schlaf mitnehme. Deswegen nehme ich mir vor mich nicht mehr so beeinflussen zu lassen. Ich sollte auf jeden Fall wieder mehr Yoga machen, generell Sport und mehr auf meine Ernährung achten. Eindeutiger kann man Körper mich nicht Unterweisen. Ja genau. Von nun an ist Stress mein Feind Nummer eins.

Und da das Wetter gerade auch passend ist, sollte ich meinen neuen Vorsatz ergreifen und spazieren gehen. Das gute Wetter ausnutzen und Stress aktiv abbauen. Ich war schon viel zu lange nicht mehr draußen. Obwohl ich sie Natur liebe und sie mich immer zu beruhigen mag, durch ihre eigene Magie die mich jedesmal so sehr faszniniert, dass ich wie in winem guten Buch, total darin aufgehe.

Mein Beschluss ist gefasst, bevor ich irgendwie Anfange nachzudenken und mich selbst zu manipulieren bis mein Impuls abebbt, nehme ich mir meinen kleinen Beutel, bepacke ihn mit einer kleimem Flasche Wasser, etwas Obst und einigen Dingen die man immer dabei haben sollte. Ich ziehe mir meine Lieblings Adidas an, nehme mir eine leichte Regenfeste Jacke. Nur zur Sicherheit. Und schon schließe ich die Haustüre hinter mir und laufe Gedankenverloren den mir allzu bekannten Weg entlang.

Fùnfzehn Minuten später bin ich an einem meiner Lieblingsorte, liege einfach flach auf dem Rücken, meine Haare geschützt durch meine Kapuze und trinke ein paar Schluck. Genieße einfach das Wunder unserer Erde. Es ist verrückt, das sagt mir mein Verstand ständig, aber es ist nun einmal so, dass ich wie so oft, wenn ich so unmittelbar im Kontakt mit der Natur bin. Wie jetzt im liegen. Das Gefùhl habe, meine negative Energie würde sanft aus mir ausgesaugt und im Gegenzug mit Frieden eingetauscht. Ich merkte immer mehr, wie sich meine Atmunf beruhigte und tiefer wurde. Wie sich mein Herzschlag entspannte und meine restlichen Muskeln ebenso. Tief seufzte ich und entlud den restlichen Stress, den ich spürte, schloss damit sie Augen und hörte einfach dem Treiben der Natur zu. Vögel die Zwitscherten und umherflogen. Blätter sie durch die zarte, manchmal stärkere Berührung des Windes raschelten. Tiere die im Gestrüpp umherwanderten. Es war so harmonisch in seiner einfachheit, die eigentlich ao Vielfältig war. So aufeinander abgespielt und trotzdem wild und unbezähmbar.

Angesichts dieses Friedens konnte ich micht länger und döste wohlig. Schlief zwar nicht ein, aber ich ruhte mich aus. Obwohl ich langsam merkte, wie die kälte der Erde die Schichten meiner Kleidung und so auch langsam meine Haut zu durchdringen Begann, wollte ich nicht aufstehen. Nur noch ein bisschen sagte ich mir. Diese Ruhe vor meinen Gedanken und der Realität mit ihren tücken war so bitter nötig, dass ich jede Sekunde auskosten wollte, die ich zur verfügung haben könnte.

,, Hierher kommst du also, wenn du die Schule schwänzt."

Der tiefe etwas raue Bass ließ mich zusamenzucken und gleichzeitig rieselte ein seltsamer Schauer über meinen Körper, der - leider Gottes - nicht etwa durch meine sinkenden Körpertemperatur verursacht wurde.

Ich schlage wie vom Donner gerührt die Augen auf und blinzele erst gegen das plötlich zu grelle Licht um dann Augen zu begegnen, die so blau waren, dass sie dem Himmel Konkurrenz machten.

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