Kapitel 18 - Mein Leben, die live-Soap

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All der mühsam auferlegte Mut ist für nichts, da Nate überhaupt nicht da ist. Ich sehe mich im Raum um und ignoriere die Blicke von manchen Schülern die sich wieder neugierig zur Tür wenden. Kurz bleibt er an Tessa hängen, da sie mich sehr intensiv mustert und ihre Nase rümpft, als hätte sie etwas schlechtes gerochen. Was ist nur ihr Problem? Ich schüttele in Gedanken meinen Kopf und laufe aufrechten Ganges zu meinem Platz. 

Mister Smith ist gerade dabei an seinem IPad die Bilder, die er an die Präsentation, die er an die Wand projiziert, zu durchsuchen. Als die Tür durch meinen sanften Stoß zufällt, während ich mich zu meinem Stuhl durchschiebe, sieht er auf. Als er mich erblickt, setzt er sich aufrechter hin. ,,Alexa, geht es dir wieder besser?", fragt er besorgt. Irgendwie rührt mich diese Sorge. Er ist echt ein guter Lehrer, auch wenn er manchmal sehr streng in seiner Benotung ist. Man merkt, dass er einfach will, dass wir aus uns etwas machen. Lehrer wie ihn sollte es öfter geben. 

Ich lächle leicht, während ich mich hinsetzte. ,, Ja, mir geht es wieder gut. Ich war kurz draußen um Luft zu schnappen. Entschuldigen sie bitte, dass ich ihren Unterricht unterbrochen habe.", sage ich etwas zerknirscht. Ich mag es nach wie vor nicht, auf jegliche weise die Aufmerksamkeit aller auf mir zu haben.

Er winkt ab. ,,Dir ging es schlecht. Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht. Aber falls es die doch schlechter gehen sollte, melde dich bitte sofort ab, ja? Wir wollen ja nicht, das du ernsthaft erkrankst.", sagt er und fährt fort, als ich zum Zeichen, dass ich verstanden habe, nicke. ,,Vor dir liegt das Blatt, welches du bitte zu Hause durchlesen sollst und die Aufgaben darunter bearbeiten sollst. Einfache Textverständnis-Aufgaben. Du bist noch rechtzeitig gekommen. Ich wollte gerade einige Bilder zu der Gesellschaftsform zu Zeiten von Shakespeare zeigen um es euch so näher zu bringen.", er sieht auf den Platz neben mir. ,,Wo ist eigentlich dein Nachbar?", fragt er uns sieht mich mit erhobenen Augenbrauen an, als läge das Wissen um sein Verbleib in meiner Verantwortung.

Ich runzle die Stirn und sehe ebenfalls auf den Platz. Der ist aber leer. Mit leer meine ich wirklich leer. Seine Tasche, die Jacke und sein College-Block sind weg. 

,,Ich weiß es nicht Mister Smith.", sage ich versunken in Gedanken. Hatte er vorhin seinen Blazer an? Ich habe auch keine Tasche gesehen. Er muss wohl zurück gekommen sein um sie zu holen, aber dann müsste doch Mister Smith das bemerkt haben. Ich sehe zu Mister Smith und erkenne, dass er ebenfalls den leeren Platz bemerkt hat. 

,,Ich habe ihn aufgefordert, nach dir zu sehen, aber er war sowieso schon auf dem Weg dir hinterher. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er seine Sachen mitgenommen hat.", sagt er verärgert. ,,Es scheint mir, als hätte er es als eine frühzeitige Entlassung vom Unterricht angesehen."

Ich richte mich etwas auf. Irgendetwas in mir, will ihn schützen. ,, Er war auch bei mir Mister Smith.", platzte es da aus mir heraus. Trotzdem frage ich mich wieder, wo er nun sein mag. Ich kann mich nicht erinnern, seine Sachen bei ihm gesehen zu haben, als er vor mir aufragte.

,,Wo ist er dann jetzt? Das erscheint mir gar nicht gut. Na ja, lasst uns mit dem Unterricht fortfahren. Wir haben nur noch zehn Minuten. Um unseren neuen Mitschüler kümmere ich mich später. Alexa, kannst du nach dem Unterricht bitte kurz zu mir.", damit fuhr er mit der Präsentation fort. Diesmal konnte ich mich wieder konzentrieren und machte als eine der wenigen, wie so oft, eifrig Notizen über die Monarchie und Gesellschaft zu Zeiten Elizabeth I. Das würde auf jeden Fall ein sehr Komplexes neues Klausur-Thema werden, so wie es aussieht. 

Als der Gong ertönt, schreibe ich hastig noch die letzte Notiz auf. Einige sind schon aus dem Raum. Das kann ich nie verstehen, wie man so schnell schon weg sein kann. Ich meine ich beeile mich auch, aber so schnell die Hausaufgaben notieren, einpacken und rausgehen. Fast genau in der Sekunde wie es gongt. Wir dürfen nämlich nie vor dem Gong einpacken. Das muss wohl irgendein Talent sein. So schnell, wie es für mich möglich ist, packe ich meine Stifte zusammen, klappe mein Block und meinen Ordner zu und stopfe alles gereiht in meine Tasche, damit sie nicht ausbeult. Meine Jacke auf meine Armbeuge nehmend, schiebe ich meinen Stuhl ran. Gerade als ich mich umdrehe, steht mir Nates Stuhl im weg. Toll. Diesen schiebe ich auch an den Tisch, aber deutlich negativer gesinnt. 

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