Kapitel 3 - Wovor läufst du davon?

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Die einzige richtige Lichtquelle sind die Terrassenlaternen. Ich stolpere über die Stufen und schaffe es gerade noch so nicht hinzufallen.

Meine Angst treibt mich weiter zu laufen, mir meine Jacke zu schnappen und von hier zu verschwinden.

Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn mein Verstand wieder klar ist. Um mich darum zu sorgen, fehlt mir jetzt jeglicher Funken Fassung.

,,Alexa!", höre ich eine tiefe Stimme hinter mir halb flüsternd, halb rufend.

Kleine Wellen von Elektrizität durchströmen mich von meinem Nacken bis in die Zehen und zurück. Ich erstarre kurz, bloß um darauf einer Panik nahe in das Gebäude zu flüchten.

Ich drücke mich an den Gästen durch. Mein Blick starr auf die Tür Richtung des Flurs, der mich hier hinaus führen wird.

Meine Panik hat mich so im Griff, dass ich nicht mal mehr als eine Millisekunde darüber nachdenken kann, dass ich mich hier wie wild an fremden Leibern vorbei dränge.

Ich achte nicht auf die gereizten Kommentare. Stolpernd komme ich auf den Flur. Ohne stehen zu bleiben hetze ich zur Garderobe. Meine Hände zittern so sehr, dass mir bei der Suche nach meiner Jacke einige Bügel und Mäntel runterfallen.

Ich fluche, kann mir jedoch nicht leisten alle aufzuheben. Mein Gewissen wird mich später sowas von zermalmen. Das steht schon einmal fest.

Endlich finde ich meine Sachen und zerre sie vom Bügel. Ohne sie anzuziehen hetze ich - die Tasche und Jacke fest in der Faust - zur Tür und öffne sie. Auf einmal spüre ein Prickeln im Nacken und weiß schon, bevor ich herumfahre, dass er gerade am anderen Ende des Flurs ankommt.

Ich begegne kurz seinem gehetzten Blick und zögere. Mein Verstand kommt langsam wieder an die Oberfläche.

Ist das wirklich nötig? Wovor läufst du davon?

Als er sich nun weiter zur Tür und damit auch auf mich zu bewegt, ergreift mich die kalte Hand der Panik wieder und zwingt mich hinaus zu gehen, die Tür zuzuknallen und zu rennen.

Ich renne wie besessen den Vorgarten hinunter und biege rechts auf dem Fußgängerweg ab, Richtung zu Haus. Mein Körper funktioniert gerade auf Autopilot.

Ich bleibe an der Kreuzung stehen, weil gerade jetzt ein Auto anfahren muss. Verdammt!

In solchen Momenten wünscht man sich telepathische -, oder sonstige übernatürlichen Transportfähigkeiten. Oder wenigstens einen fahrbaren Untersatz.

Als das Auto weg ist, blicke ich nach rechts in die Straße rein um zu sehen, ob noch ein Auto kommt. Eine Bewegung hinten in meinem Blickfeld erregt meine Aufmerksamkeit. Ich wende den Kopf und sehe, wie die Tür erneut zufällt und ein riesiger Schatten sich umsieht.

Verdammt, verdammt!

Ich wende mich sofort weg und laufe über die, zum Glück leere Straße und dann Bürgersteig gegenüber entlang.

Ich renne so schnell ich kann. Die Bäume schirmen jedes Licht der Straßenlaternen ab und hüllen mich so größtenteils in Dunkelheit. Jedoch kann man mich durch das gespenstig laute klackern meiner Schuhe ausmachen.

Ich würde am liebsten meine Schuhe ausziehen, aber dafür ist auch keine Zeit mehr.

Irgendwie komme ich mir langsam auch albern vor.

Ich sehe schon die nächste Kreuzung an der ich abbiegen muss und wo die Häuser mich abschirmen würden. Aus einem Impuls heraus drehe ich mich um und wünsche mir sofort, ich hätte das nicht getan.

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