Kapitel 4- Deja-Vu-Mädchen und CQ-Model

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Ich atme tief ein und strecke langsam meine Hand aus. Dabei versuche ich meinen Körper zur Ruhe zu zwingen, damit meine Hand nicht zittert. Er soll nicht bemerken, wie nervös ich bin. Oder wie sehr er mir zusetzt. Das würde ihm eine Art Macht geben. Falls er immer noch aufgebracht ist, wäre es also von Vorteil, wenn er mich als ein selbstbewusstes Individuum betrachten würde. Schauspielen war schon immer mein Ding.

Um die Wirkung noch zu verstärken, zwinge ich mich zu einem kleinen Lächeln. Das habe ich mir vor Jahren schon angewöhnt, um meinem neugierigen Umfeld nicht zu zeigen, dass ich innerlich eigentlich am Boden bin.

Er sieht mir immer noch mit seinen dunkel blau glitzernden Augen entgegen. Seine Stirn furcht sich. Sein Blick huscht daraufhin über meine Züge und er scheint nach etwas zu suchen. Ich werde immer nervöser und würde am liebsten frustriert aufschreien. Kann er nicht einfach mein Angebot annehmen. Gibt es denn gar keine ehrlichen Gentlemen mehr? Irgendwie macht mich dieser Gedanke traurig. Ich spüre wie mein Lächeln zittrig wird.

 Ich bete, dass meinem Blick nicht anzusehen ist, wie aufgewühlt ich bin.  

Ich meine, hallo? Ich will sein Shirt zur Wiedergutmachung sauber machen. Auch wenn er mitschuld ist, kann er dann wieder entspannt zu seiner Party. Warum sind die Leute heut zu Tage so stur und so extrem eitel? Es ist nur ein Shirt, verdammt. Muss man ernsthaft dafür einem Mädchen hinterherrennen und sie dann so verunsichern, weil man unbedingt seinen verletzten Stolz wieder herstellt.

Ich schnaube verächtlich in Gedanken. Dann wackle ich etwas mit meiner Hand und nicke mit meinem Kopf zu ihr hin. Dann lächle ich etwas breiter und spüre schon, wie meine Gesichtsmuskeln ziehen.

Komm schon, Mann! Worauf wartest du?

Er sieht zu meiner Hand und sein Blick verweilt etwas daran, dann gleitet er zu meinen Füßen. Langsam wandert er mit seinen Nachtblaue glitzernden Augen an meinen Beinen entlang zu meiner Hüfte. weiter zu meiner Taille, meiner Brust und dann verweilt er etwas an meinem Mund um dann wieder meinem nun mehr geweiteten Augen zu begegnen. 

Was zum...? Ich fühle mich plötzlich seltsam entblößt. Ich spüre, wie ich eine Gänsehaut kriege und ein kleiner Schauer über meinen Rücken läuft. Was war das? Hat er mich gerade...gemustert

Mein Lächeln ist nun mehr in sich zusammengefallen und ich befeuchte Nervös meine ausgetrockneten Lippen. Irgendwie macht mich das wütend. Spielt er mit mir? 

,,Willst du noch etwas sagen? Ich meine, natürlich, es liegt an dir die Entschuldigung anzunehmen oder nicht, aber es ist kalt. Uuund mein Shirt... es ist ja auch nass. Also...", meine Stimme ist irgendwie kratzig, weshalb ich mich räuspere. Ich weiß nicht, wieso ich noch immer den Mut habe, zu sprechen, aber diese Grabesstille macht mich unheimlich nervös. Sein seltsam forschender Blick ist da auch keine große Abhilfe. Es sieht aus, als würde er versuchen ein Rätsel zu lösen. Am liebsten würde ich ihn fragen, was er den versucht herauszufinden, damit ich es ihm beantworten und schnell verschwinden kann. 

Ich ziehe die Augenbrauen auffordernd hoch. Und dann blinzelt er auf einmal und atmet auf, als wollte er etwas sagen und es kommt doch nichts raus. Er sieht weg und fährt sich durch seine Haare, dann sieht er mich wieder an. 

Was hat der denn für ein Problem? Hat er gerade gemerkt, dass ich ein Mädchen bin und beschlossen, das er doch keine Frauen verprügeln darf. Oder will er so gern jemanden verprügeln, aber ist sich unsicher, ob er jetzt noch soll, weil ich kaum einen ebenbürtigen Gegner darstelle? 

Ich weiß nicht, ob ich erleichtert, beleidigt oder verunsichert sein soll. 

,,Du-", eine Stimme klang wie ein krächzen. Ich verkneife mir ein Lachen, weil das so witzig klang aus dem Mund eines solch großen Kerls. Ich bin ja nicht lebensmüde. 

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