Kapitel 29 -tragisches Theater

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Wie betäubt sehe ich ihm nach.

Als ich ein brennenden Druck in meiner Brust spüre, merke ich, dass ich die Luft angehalten habe. Ich weiß nicht wie lange. Ich kann mich gerade an nichts erinnern, außer diesem tauben Gefühl in mir. Das einzige was jetzt für mich bestimmend ist, sind die Worte, die mir gerade wie unsichtbare Pfeile entgegen geschossen, verschleiert in einer sanft spöttelnden, tiefen männlichen Stimme, die mir jedesmal einen schauer bereitet.

Einer Stimme die mir so fremd ist und doch noch Erinnerungen an eine Person trägt, die einst ein bedeutender Teil meines Lebens war.

Ein Zittern durchläuft mich, als ich hart einatme. Ich spüre wie kalter Schweiß meine Handflächen bedeckt. In meiner Brust scheint ein stumpfer Gegenstand zu sitzen, der meine Lungen beschwert und jedesmal an meine Herzmuskeln drückt, wenn es schlägt.

Ich muss...

Oh Gott, ich bin kurz davor, außer einander zu fallen.

Nein! Nein, Alexa. Reiß dich zusammen! Nicht hier! Nicht wegen ihm!

Bei dem Gedanken jetzt in den Kursraum zu gehen und eine Stunde neben ihm zu sitzen, wird mir schlecht. Es ist noch zu früh. Ich muss mich sammeln. So kann ich niemandem entgegentreten.

Ich bemerke eine Bewegung links neben mir.

Du hast Gott weiß wie lange,wie eine Statue hier gestanden, erinnert mich eine Stimme in meinem Kopf.

Hektisch schaue ich mich um.

Ellie.

Nein, ich kann ihr jetzt nicht begegnen. Niemandem. Ich muss allein sein.

Schnell drehe ich mich weg und laufe un die Säule herum zu der Mädchentoilette. Gerade als ich gegen die Tür drücke und halb im Raum bin, höre ich meinen Namen.

Sie hat mich entdeckt. Trotzdem lasse ich die Tür hinter mir zufallen und gehe schnell durch zu einer Kabine.

Bitte, sie soll nicht herkommen. Sie soll denken, sie hätte sich versehen. Ich kann das jetzt nicht.

Ich lehne meine Stirn gegen die Tür, da es scheint als ob mein Nacken ihn nicht mehr halten kann.

Genau in dem Moment höre ich, wie die Tür aufgeht und das herannahen von Schritten ertönt. Genau vor meiner Kabine kommen sie zum Stillstand.

,,Wieso versteckst du dich vor mir Alexa?", höre ich meine beste Freundin leise fragen.

Ich schniefe dabei auf.

Wieso schniefe ich? Ich fasse kratze meine Nase und bemerke etwas nasses auf meinen Fingern.

Tränen.

Ich weine.

Jetzt hat er mich doch zum weinen gebracht.

,,Weinst du? Lexie wenn du nicht sofort etwas sagst, dann lasse ich den Hausmeister die Tür aus den Angeln heben! Mach diese verdammte Tür- Huch."

Schon liege ich, mit um ihren Hals geschlungenen Armen an Ellie und schluchze mir die Seele aus dem Leib.

Langsam streicht Ellie mit ihrer zierlichen Hand über meine Haare und murmelt mir beruhigende Worte in mein Ohr. Meine Atmung entspannt sich und ich genieße einfach das Gefühl von Geborgenheit. Ich weiß nicht, wie lange ich geschluchzt habe. Ich denke, dass ich so ausgerastet bin, liegt an dem kleinen Mädchen in mir. Dem Mädchen, dass immer noch irgendwie Hoffnungen gegenüber von Nate hegt und nicht verstehen will, dass ihr Nate von früher nicht mehr existiert. Dem Mädchen, dass mir jetzt einreden will, dass Nate lügt. Dass er etwas verbirgt und mich von sich fernhalten will, indem er mich dazu bringt, ihn zu verabscheuen.

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