15: Gebrochene Herzen

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"Dein Vater ist praktisch mein Boss."
"Ja, aber es ist ja nicht so als würde es ihn interessieren, wenn wir befreundet sind. Solange du ihm genug Kohle einbringst bekommt ihr auch keine Probleme."
Wir beide begannen zu lachen. Und um ehrlich zu sein, genoss ich es. Es tat gut Zeit mit Nico zu verbringen, er war nicht nur süß, freundlich und zuvorkommend. Und gutaussehend. Vor allem lenkte er mich ab und er schaffte es mich zum Lachen zu bringen.
Gut, er hatte mich auch schon zum weinen gebracht, aber das hat er heute wieder gut gemacht. Ich wollte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wäre er nich gekommen. Trotzdem hatten wir eine Vergangenheit und noch schlimmer: er hatte eine Vergangenheit mit meinem besten Freund. Und zwar keine besonders Gute.
Doch genau in diesem Moment kam mir eine Idee.
Nico wollte es doch wieder gut machen... Und ich brauchte Hilfe bei einer Sache. Hilfe von jemandem der Stegi besser kannte als ich. Jemandem wie Nico. Seinem ehemaligen besten Freund. Wow.
Ich sprang auf: "Wir brauchen Stegis Handy."
"Wie, wir brauchen Stegis Handy?"
"Wir brauchen sein Handy. Beziehungsweise brauchen wir eine Nummer daraus."
Nico blickte mir weiterhin skeptisch in die Augen. Sicher klang das ein wenig, naja, ungewöhnlich, aber man könnte es schon verstehen. Es war zu seinem besten.
"Naja.." Lachte Nico. "Dann schmieden wir mal einen Plan."
Doch er wurde direkt unterbrochen.
"Du bist so ein scheiß Arschloch, Felix *Nachnamen bitte einfügen*! Ich will dich nicht mehr sehen, nie wieder!" Mit einem lauten Knall schloss sich die schwere Wohnungstür. Und man hörte nur noch das genervte Fluchen vom jüngeren Bruder.
"War doch wohl ein etwas schlimmerer Streit.." Murmelte nun der ältere.
"Etwas?" Ich sah ihn belustigt an, begann dann aber sofort mir Sorgen zu machen. Natalie und Felix waren wohl schon lange zusammen und liebten sich anscheinend sehr. Umso schlimmer waren doch solche Streite.
Im schlimmsten Fall hatten sie sich gerade getrennt.
Was Natalie dann wohl getan hätte? Ich glaubte nämlich nicht, dass dieses Mädchen gerade jetzt allein sein sollte.
Ich sprang auf und warf Nico einen entschuldigen Blick zu: "Ich sollte ihr hinterher."
"Schon gut." Murmelte er, "Ich sollte vermutlich mit ihm reden..."
Ich sprintete aus dem Wohnzimmer, verließ die Wohnung und fiel vor Eile fast die Treppe hinunter. Vor der Haustür blieb ich schließlich stehen. Einerseits natürlich um nach dem Mädchen Ausschau zu halten, aber auch um ein paar mal tief durchzuatmen.
Kondition war für mich ein Fremdwort. Besonders die letzten Jahre.
Aber jetzt grade ging es nicht um mich. Ich musste verdammt nochmal Natalie finden. In welcher Richtung wohnte sie denn nochmal?
Als ich glaubte es zu wissen ging ich los. Wow, was für eine Überraschung, Lia.
Allerdings ging ich in die entgegengesetzte Richtung. Warum sollte sie jetzt auch Heim gehen? Sie wird möglichst weit weg gehen, wo sie niemand finden wird.
Und was hatte ich gesagt? Ich holte die Zielperson an der nächsten Straßenecke- die erstaunlich weit weg war- ein.
Sie sah mich komplett emotionslos an, machte keine Anstalten irgendetwas zu tun, also ergriff ich die Initiative und machte den ersten Schritt. Ich erhob meine Hand und führte sie vorsichtig, fast in Zeitlupe, an ihr Gesicht. Ich begann ihr total verschmiertes Make-Up abzuwischen.
Erst als ich meine Hand wieder zurückzog begann ich zu sprechen:
"Siehst schon viel besser aus."
"Ich fühl mich aber nicht besser.." Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, was mein Herz noch mehr brach. Menschen sollten sich eigentlich nicht so fühlen. Und erst recht nicht wegen anderen Menschen.
"Nicht weinen, Nat." Hauchte ich, "Ich weiß ganz genau, was du jetzt brauchst."
"Ach ja?" Sie versuchte vermutlich sarkastisch zu klingen, doch sie klang gebrochen.
Ich blieb still, zog sie jedoch in den kleinen Kiosk, der sich zufälligerweise an der selben Straßenecke befand. Komischer Zufall, oder?
Ich zog gezielt einige Flaschen aus dem Regal. Whiskey, Wodka, Weinbrand. Auch eine Stange zweite Wahl Zigaretten fand ihren Weg in meinen Besitz. Zweite Wahl, in der Hinsicht, dass es meine Zigaretten nicht in Stangen gab, oder nur sehr selten. So wurden es doch Luckies.
Der junge Mann hinter'm Tresen zuckte zusammen, als ich ihn ansprach. Die ganze Zeit hatte er uns beobachtet, jede meiner Bewegungen analysiert und sich über unseren, zugegeben ziemlich ungewöhnlichen, Einkauf gewundert. Doch er hatte nicht bemerkt, dass wir nun direkt vor ihm standen. Vermutlich war er ziemlich breit.
"Das war's?" Fragte er, als er schließlich alle Artikel abgescant hatte, welche ich ihm hingelegt hatte. "Oder kann ich euch noch etwas anbieten?"
Der Typ holte ein kleines Tütchen, ein noch kleineres Päckchen und eine Stange Pillen aus einer Schublade unterhalb unseres Sichtfeldes.
Er schien unsere Reaktionen abzuwarten, bevor er weitersprach: "Feinster Stoff."
Wie gesprächig.
"Wie viel?" Fragte ich unsicher. Ich hatte ja schon einiges getan, aber Drogen hatte ich bisher noch nie genommen. Geschweige denn gekauft.
Sicher, ich sollte das nicht kaufen. Doch ich wollte es so sehr. Man hörte so, so viel negatives über das Zeug, aber sein wir mal ehrlich: Man hörte mindestens genau so viel positives. Und das überzeugte.
Der Verkäufer legte noch Papier und Filter hinzu und meinte dann: "150 für alles."
Ich dachte gar nicht daran zu handeln, zückte aber mein Portmonee und bemerkte, dass ich nicht genug Bargeld dabei hatte. "114.95€?"
"Und ein McDonalds-Gutschein." Fügte ich schnell hinzu.
Wir einigten uns und Natalie und ich verließen den Laden. Sie hatte die ganze Zeit kein Wort gesprochen und machte auch nun keine Anzeichen mit mir zu reden. Allerdings schien meine Begleitung ganz genau zu wissen, wo sie hin wollte.
Wir erreichten schließlich einen kleinen Park, der um diese Uhrzeit bereits menschenleer war. Dennoch suchten wir eine Bank weiter abseits um uns schließlich niederzulassen. Wir öffneten eine Flasche und ich zündete uns jeweils eine Zigarette an. Zeitgleich versuchte ich den Inhalt des Tütchens in einen Joint zu drehen. Dank jahrelanger Erfahrung im Drehen von Zigaretten, damals als ich noch L&M rauchte, fiel es mir eigentlich gar nicht mal so schwer.
"Er hat mich betrogen."
Ich ließ den Joint fast fallen. "Wie bitte?"
Natalie sprang auf und stellte sich mir gegenüber. "Der scheiß Arsch hat mich betrogen, Lia. Weißt du wie sich das anfühlt? Wir waren vier Jahre zusammen, Lia. Vier Jahre. Und jetzt? Alles für'n Arsch. Weißt du, wie sich das anfühlt?"
"Nein, Natalie, das weiß ich nicht." Ich legte den Inhalt meiner Hand behutsam auf meine Tasche und zog an meiner Zigarette. "Aber ich weiß, dass du ihn überhaupt nicht brauchst. Denk mal nach, Süße. Du bist doch viel besser als er. Wer ist den Klassenbeste? Wer ist denn Schülersprecherin? Und wer hat denn diesen verdammt geilen Arsch?" Während meiner kleinen Motivationsrede lief ich um sie rum und gab ihr schließlich einen kleinen Klaps auf ihren.. Naja, auf ihren Arsch.
"Du hast doch alles, was er nicht hat. Wovon er verdammt nochmal nur träumen kann. Du bist so ein tolles Mädchen, Natalie. Lass ihn dich bitte nicht kaputt machen."
Sie nahm nur einen tiefen Schluck Wodka. Und noch einen.. Und noch einen. Doch dann antwortete sie mir endlich: "Ich würde dich jetzt verdammt gerne küssen, Lia."
Okay, das kam unerwartet.
Ich entriss Natalie die Flasche und nahm ebenfalls einige Tiefe Schlucke.
"Fuck man! Dann küss mich doch. Worauf wartest du denn noch?"
Unsere Lippen trafen sich erst zögerlich, sie bewegte ihre nur ganz leicht auf meinen. Doch ich zog sie einfach näher an mich. Ihre Hände fanden den Weg in meine Haare und der Kuss wurde um einiges intensiver.

Nichts desto trotz lösten wir uns recht schnell wieder voneinander. Wir beide wichen erschrocken einen Schritt zurück und begannen dann zeitgleich darüber zu lachen.
"Danke Lia." Murmelte Natalie dann.
Ich sah sie eine Weile an. Sie sah mich an. "Danke, dass du Zeit mit mir verbringst."
"Oh bitte." Mich traf ein gezielter Schlag auf den Unterarm, welcher mich erneut zum Lachen brachte. Auch Natalie stieg mit ein ins Gelächter.
"Okay.." Meinte sie als sie sich endlich beruhigte, "Was hältst du von einem Joint, einer Flasche Whiskey und drei Packungen Zigaretten?"
"Also da kann ich nur zustimmen."
Das war das letzte, an das ich mich erinnern konnte, und dass Natalie die leere Flasche Wodka auf den Boden warf und den Whiskey öffnete, während ich den Joint ansteckte.

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Zweiter Teil in zwei Tagen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Und warum der Teil, naja.., so war, wie er eben war.., Aber keine Sorge, Lia und Natalie kommen 0% zusammen, obwohl das vielleicht sogar echt cool gewesen wäre.
Ich war heute übrigens mit meinen Cousins, ich glaube das bekommt mir (und der Geschichte, lol) nicht, aber naja.
Falls ihr das jetzt noch lest, gute Nacht.❤️
Wenn nicht halt guten Morgen oder was auch immer.

It's hard enough to save one life » Stegi.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt