10 Wochen

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Fünf Wochen vergehen. Mir bleiben zehn. Nicht einmal drei Monate. Ich zerstöre alles, was mir bleibt. Zerberste jedes Holzstück, jede Glasscheibe. Eines Tages stehe ich vor dem Klavier und hebe die Pranke, um auch es kaputt zu machen. Im letzten Augenblick stoppe ich mich. Setze mich auf meinen Hocker.

Meine Krallen tanzen über die Tasten. Immer schneller und heftiger. Tränen fließen über meine Wangen und ich singe. Es muss fürchterlich klingen. Ich war noch nie eine besonders gute Sängerin, auch nicht zu Menschen-Zeiten, auch wenn ich das gerne und oft behaupte. Ich weiß, in meinen schwachen Momenten, dass ich nicht gut war. Nichts besonderes. Ich musste nie etwas besonderes sein. Ich hatte mein Aussehen, das Geld meiner Familie. Ich brauchte nicht mehr. Wollte nicht mehr.

»Märchen schreibt die Zeit, immer wieder wahr, eben kaum gekannt, dann doch zugewandt, unerwartet klar.«

Ich war selbstsüchtig. Eingebildet. Nur auf meinen eigenen Vorteil bedacht. Ich war ein klares Ziel für den Magier. Kein Wunder, dass ich verflucht wurde. Ich habe es verdient. Verdiene es auch jetzt noch.

»Wandel nur zu zweit, eh es sich beschließt, erst war beiden bang, dann ganz ohne Zwang.«

Und jetzt zahle ich den Preis doppelt. Nicht nur werde ich hier für alle Ewigkeit sitzen und zusehen müssen, wie alles vergeht, ich habe auch Adam verloren. Meinen einzigen Freund.

Verdammter Mist, wieso musste ich mich in ihn verlieben. Wieso muss es das erste Mal sein, dass ich Gefühle entwickle. Das war so nicht abgemacht. Das hätte nie passieren dürfen.

»Der Schöne und das Biest«, lasse ich das Lied ausklingen und schließe den Deckel der Tasten.


Tale as old as timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt