Teil:3 Mein Freund, mein Feind

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Kapitel 3: Mein Freund, mein Feind

Peter öffnete die Augen. Er griff instinktiv neben das Bett nach seinem Wecker. Er fand ihn und sah auf die Uhr. Sechs Uhr in der Früh. Viel zu früh. Er fühlte sich matt. Sein Bauch schmerzte noch immer, obwohl er keinen Verband mehr brauchte. Vier Wochen war das jetzt her. Er war einfach wieder in seinem Bett aufgewacht, als wäre nichts passiert. Er wollte gar nicht wissen, woher Deadpool wusste, wo er wohnte. Er hatte den roten Riesen seitdem nicht mehr gesehen.
Peter stand auf und ging in die Küche. Er schüttete sich Cornflakes ein und mampfte sie langsam. Er duschte schnell und lieblos und machte sich auf den Weg zur Uni.
„Oh Parker, fall nicht über deine Schnürsenkel!", lachte einer der Footballspieler und stellte Peter ein Bein. Normalerweise hätte er es kommen sehen müssen. Normalerweise hätte er drüberspringen müssen. Aber heute war es nicht wie normalerweise. Er war nicht fit genug. Und er fiel.
„Uff!", brachte er nur heraus, als er in der Luft auf Widerstand stieß.
„Was soll das, du Pisser?", hörte er Wade sagen, in dessen Armen er hing.
„Mann, Wilson, stell dich nicht so an. Is doch nur Parker."
Wade stellte Peter wieder auf die Beine und funkelte seinen Teamkollegen finster an. Dieser rollte nur mit den Augen, nahm seine Sporttasche und verschwand um die Ecke.
„Bist du ok?", fragte Wade, ohne Peter anzusehen. Sein Blick lag immernoch auf der Ecke.
Peter nickte nur stumm. Sein Bauch schmerzte zwar etwas, aber er konnte nicht zuordnen, ob das an der Verletzung lang oder ein ungutes Gefühl in ihm aufstieg. Er bückte sich, um sich die Schuhe zu binden.
„Hör mal....Danke, ähm, du hättest das nicht...-", er blickte auf, doch Wade war bereits verschwunden. Peter sah sich um. Keine Spur von ihm. Seltsam. Er stand auf. Er sah Wade bis zum Nachmittag nicht wieder.

Er sah ihn erst, als er die Universität durch einen Seiteneingang verließ. Vier Uhr nachmittags, seine Kurse waren gerade vorbei. Er ging schnell die Treppen hinab, als er ein Stöhnen von links hörte. Er ging um die Ecke und sah Wade und dessen Teamkollegen, der Peter ein Bein gestellt hatte. Wenn er sich recht erinnerte, hieß dieser Kevin.
Kevin saß auf dem Boden, stützte sich mit den Armen nach hinten ab, die Augen weit aufgrissen, die Lippen zitterten, die Nase blutverschmiert. Wade stand breitbeinig über ihm, die Hände zu Fäusten geballt, wütend, schnell atmend, zitternd.
Peter wich zurück hinter einen der Müllcontainern, die in der Nähe standen und versuchte, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
„W-Wade, es tut mir leid, e-ehrlich...", stammelte Kevin und wich noch ein Stück. Seine Jeans verursachte ein kratzendes Geräusch auf dem Steinboden. Wade schnaubte.
Er schlug zu. Es knackte laut. Kevin's Nase gab endgültig dem gewaltigen Druck von Wades Fäusten nach und brach. Blut floss ohne Unterlass über seinen Mund.
„WILSON!", rief Peter, der das nicht länger mit ansehen konnte. Wade zuckte unter Peters Stimme zusammen und drehte langsam sein Gesicht zu ihm. Er war übersäht mit Blutflecken, seine Lippe war aufgerissen, er hatte sein typisches Grinsen im Gesicht.
„Du hast mich gerufen?"
„WAS TUST DU!", schrie Peter.
Wade drehte sich auf dem Absatz komplett zu ihm um, hob die Arme in die Luft und zückte die Schultern. Er machte ein paar Schritte auf Peter zu, doch dieser wich zurück.
„Nach was sieht es aus?"
„Nach einer Prügelei.", zischte Peter. „Was hat er dir getan?"
Wade stand jetzt genau vor ihm, Peter hatte die Wand im Rücken. Er spürte Wade's Atem auf seinem Gesicht. Er hatte die Augen zusammengepreßt, aus Angst, dass Wade auch ihm nun etwas antun würde.
„Die Frage ist...", raunte Wade in sein Ohr. Heißer Atem traf Peter's Hals. „...was hat er Dir getan?"
Peter riss die Augen auf und starrte in das tiefe Blau von Wade's.
„Mir? Sag mir jetzt nicht, du machst das wegen mir!", zischte er böse.
„Nicht wegen dir."
„Aber?"
„Für dich."
Peter starrte ihn weiterhin einfach nur fassungslos an.
„Aber ich will das gar nicht."
„Das ist nicht mein Problem."
Wade stand immernoch regungslos vor ihm und sah ihn an. Peter war das viel zu eng, viel zu nah. So nah war er ihm noch nie gewesen. Sein Herz schien demnächst aus der Brust zu springen. Hatte er Angst? Oder warum war er so aufgeregt? Peter sah ihn weiterhin an. Er betrachtete die feinen Narben um Wade's Mund herum. Sie sahen aus wie Schnitte. Aber wie konnte man sich solche Wunden zufügen? Und da war noch etwas anderes, dass Peter's Aufmerksamkeit auf sich zog. Wade hatte Sommersprossen. Nicht sehr viele, nicht sehr große. Aber sie waren da.
Er sah Wade wieder in die Augen und fragte sich, wie viel Zeit wohl schon vergangen war, während er ihn schweigend angestarrt hatte. Wade's Arme ruhten links und rechts von Peter's Kopf.
„Ähm...darf ich gehen?"
„Nein."
„Wieso nicht?"
„Mir gefällt das hier ganz gut."
Peter schoss das Blut in den Kopf. Wieso musste Wade Wilson ihn immer so ärgern? Immer seine Spielchen mit ihm spielen? Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Wilson an einem Tag in der Uni mal nichts getan hatte, was Peter in irgendeiner Form in Verlegenheit gebracht hätte, Scham in ihm hervorrief oder ihn einfach nur wütend machte. So wie am Valentinstag, als Wade ihm Rosen in den Spint gelegt hatte. Peter hatte sich so geschämt. Wade wollte ihn ärgern, ihn bloßstellen.
Peter hasste Wade. Und er fand, sein Gesicht war viel zu nah an seinem.
(Küssen wir ihn jetzt?)
-Er sieht nicht grade aus, als ob er das hier genießt.
(Aber wir genißen es, geht es nicht darum?)
-Hmm. Wir könnten ihm ja mal in die Hose sehen, vielleicht finden wir da was Schönes?
„Ruhe...", zischte Wade.
„Ich hab doch gar nichts gesagt.", gab Peter zurück.
Wade rollte die Augen nach oben und nickte nur kurz.
(Peter und Wade sitzen auf nem Baum und K Ü S S E N sich)
-Ich bin immernoch für die Idee mit der Hose. Geniale Idee, wie ich finde.
„Okay, das reicht", sagt er und stützte sich von der Wand ab. Er gab Peter frei. Dieser stand immernoch gebannt an der Wand und konnte sich nicht bewegen.
„Warum?", kam es leise aus Peter's Mund.
„Warum was? Hast du nicht gelernt, in ganzen Sätzen zu sprechen? Weißt du, die Menschen würden dich dann viiiiiiiiiiiiiiel besser verstehen."
„Warum hast du das getan?", Peter nickte in die Richtung, in der eben noch Kevin gelegen hatte.
Wade wich einen Schritt zurück und sah sich die kleine Blutlache an, die er hinterlassen hatte. Er leckte sich die Lippen und sah Peter direkt an.
„Ich mag dich."
Peter sah ihn verständnislos und überrascht an. Das war alles? Wade Wilson fand, Peter war ganz ok und nahm das als Grund, jemanden zu verprügeln? Ob das wohl öfter vorkam?
„Das ist alles?"
Wade lachte und sah sich seine roten Schuhe an. Es hatte angefangen zu regnen und das kühle Nass tropfte beruhigend auf seinen Kopf. Er nahm tief Luft und sah Peter wieder an. Sein Gesicht hatte auf einmal etwas sehr Ernstes, so hatte Peter ihn noch nie gesehen. Er drückte sich fester gegen die Wand, aus Angst, dass irgendetwas auf ihn zukommen würde in der nächsten Sekunde.
„Nein. Ich MAG dich."
Peter's Knie gaben nach. Er rutschte unkontrolliert die Wand hinab. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, kalte und warme Schauer jagten seinen Rücken hinab.
„Und außerdem heiße ich Wade."
Mit diesen Worten verschwand Wade Wilson im Regen und ließ Peter Parker als ein Häufchen Elend zurück. Hatte er gerade eine Art Anerkennung bekommen von Wade Wilson? Vielleicht sogar mehr? Ein bischen mehr? Wie viel mehr? Peter starrte in den grauen Himmel. Das konnte doch nicht wahr sein. Auch das noch.
Wade MOCHTE Peter

Die Spinne in meinem Zimmer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt