Chapter 41

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Chapter 41

Ich suchte überall nach Harry. Wirklich. Ich durchsuchte die Menge; das kleine Wohnzimmer, die Küche, den Vorgarten; Er war nirgends. Ich wurde zunehmend wütender, als ich länger suchte und als ich bei den Orten suchte, an denen ich bereits fünf Mal war, immer und immer und immer wieder. Ich wurde wütender als ich wieder daran dachte, wie er mir gesagt hatte, ich solle entspannen, denn jetzt war ich in Panik und es war alles seine Schuld. Ich holte mein Handy heraus und rief ihn an, keine Antwort. Ich wurde zunehmend wütender als ich über die anderen Orte nachdachte, für die ich zu naiv gewesen war, sie zu überprüfen. Nein, nein, das würde er nicht, dachte ich mir. Zumindest nicht heute Abend würde er es nicht tun. Nicht dort, wo ich so nah war. Dort, wo er erwischt werden konnte. Nein, nein, er würde das nicht tun. Er würde nicht betrügen. Und das war eigentlich das erste Mal, dass ich an Harry zweifelte. Das erste Mal,dass ich einen Schritt zurück ging und mich umschaute. Ich suchte nach den Teenager mit den Tätowierungen, der Teenager, der sich wahrscheinlich an Mädchen angemacht hatte, während mein Rücken  weggedreht war, weil er es konnte; Weil ich zu blind war, der Teenager, der mehr Bedürfnisse hatte, als während eines kitschigen 80er Film nur zu kuscheln.

Dann ging ich zu meiner nächsten offenen Möglichkeit und suchte nach Ben. Er war auch nirgends zu finden. Ich erinnere mich, dass er uns auf der Fahrt sagte, dass er sein Handy aus Versehen zu Hause gelassen hatte, sodass diese Möglichkeit auf Anhieb ausgeschlossen war.

Ich hatte nicht realisiert, dass ich weinte, bis ich bemerkte, dass mich jeder in meiner Umgebung anstarrte. Einige schauten verärgert, andere sahen aus, als würden sie mit mir fühlen, als ob sie irgendeine Art von Schmerzen hätten. Auch wenn ich weiß, dass sie keine hatten. Sie fühlten keinen Kummer. Sie fühlten überhaupt nichts außer dem beißenden Alkohol, der ihre Kehlen herunterlief. Ich wollte nicht weinen, ich meine, ich weine nie. Insbesondere so, nein, ich weine nie.

Als Nächstes dachte ich daran, Sawyer zu finden. Ich dachte, dass er mir vielleicht helfen konnte, Harry zu finden. Ich dachte, dass er vielleicht die dreckige Arbeit für mich machen könnte und anstelle von mir die Schlafzimmer kontrollieren könnte. Ich suchte nach ihm, ich suchte nach den ähnlich lockigen Haaren wie Harrys, aber die blauen Augen keinesfalls wie Harrys – aber ich fand ihn nicht. Vielleicht ist er schon gegangen, dachte ich mir. Ja, er ist wahrscheinlich gegangen. Also, als ob ich wirklich eine Wahl hatte, nahm ich die Sache selbst in die Hand. Im Erdgeschoss gab es nur zwei Schlafzimmer. Einer von ihnen war leer und dunkel, der andere belegt. Ich biss mir auf die Zunge und streckte meinen Kopf herein. Nein, nicht Harry. Definitiv nicht Harry. Als nächstes ging ich nach oben, immer höher bis zu dem Bereich, der meinen Augen unbekannt war. Die Stufen waren wackelig und von einem schmutzigen, verfilzten kastanienbraunen Teppich bedeckt. Darauf waren Flecken von Flüssigkeiten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Aber ich denke, eines war Blut. Etwas anderes könnte irgendein Alkohol gewesen sein. Und dieser Teppich führte in einen langen, schmalen Flur, der zahlreiche Schlafzimmer entlarvte. Es gab insgesamt vier. Und alle waren belegt. Ich beschloss, dass ich keine andere Wahl hatte, also wählte ich mit Bedacht aus. Im ersten Zimmer, das ich auswählte, war es ruhig. Als ich meinen Kopf rein streckte, fand ich ein Mädchen, welches mich ebenfalls ansah. Ihr Gesicht war rot, ihre Wangen mit Tränen befleckt. „Tut mir leid, so leid", sagte ich, ehe ich die Tür schnell schloss.

Als ich mich wieder umdrehte, stoß ich beinahe in einen Typen, der vorbeilief, aber zum Glück fing er mich rechtzeitig und packte mich sanft an meiner Schulter.

„Was für eine Art, dir wieder in die Arme zu laufen", lachte er.

„Sawyer -", sprach ich und hoffte, dass meine getrockneten Tränen nicht mehr sichtbar waren, die meine Wangen befleckten.

Keeper - German TranslationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt