Ich wurde zwei Wochen später entlassen. Jule war jeden Tag ins Krankenhaus gekommen und hatte mir zugehört, oder einfach nur dagesessen. Manchmal hatte sie mir erzählt, wie es ihr ging, oder was sie dachte.
Ich hatte über alles nachgedacht. Wirklich alles.
Und vielleicht meint ihr es wäre leicht, aber das war es nicht.
Mir geht es besser. Viel besser.
Ich habe gemerkt, wie sehr Lucy und Emmy das Leben verdient hätten. Und es wäre nicht fair meins wegzuschmeißen.
Das Leben war ein Geschenk, auch wenn man es manchmal nicht glaubt. Aber es ist so.
Ich wollte Leben.
Ich wollte sie niemals vergessen.
Aber ich wollte ich sein.
Ich schwang meine Beine aus dem Bett und zog mich schnell an. Ich aß ein Stück Brot und machte mich dann auf den Weg zur Schule. Jule war wieder da, deshalb trafen wir uns und liefen zusammen zur Schule.
Jule war vor einem Monat wieder nach Deutschland gezogen, weil ihr Vater wieder hier Arbeiten sollte.
Als ich zu der Ecke kam, wo wir uns treffen wollten, saß Jule schon auf der Mauer. "Elias?" fragte sie.
Ihre Stimme klang so schwach und hatte rein gar nicht von der sonst so starken Jule.
"Was ist?" fragte ich sie besorgt.
"Es kommt mir so komisch vor... Ich werde sie nie vergessen,... aber....."
"Du hast ein schlechtes Gewissen, weil du glücklich bist. Ohne Sie."
Sie sah zum Boden und nickte leicht.
"Ich auch Jule, aber was sollen wir tun? Aufhören zu Leben?"
"Ich weiß es nicht." flüsterte sie.
"Es ist nicht vorbei." sagte ich leise. "Und wir werden sie nicht vergessen. Niemals. Und wir werden sie nicht loslassen. Egal was passiert."
Jule war von der Mauer gesprungen und mir in die Arme gefallen. Ich hörte wie sie leise schluchtzte. "Niemand wird sie ersetzten können." sagte ich leise und strich ihr über den Rücken.
Sie schüttelte den Kopf. "Aber was, wenn sie doch ersetzt wird? Und ich es einfach so zulassen."
Sie sah mich besorgt an. "Ich hab Angst davor." Ihre Stimme klang plötzlich so ernst.
"Ich habe Angst davor ohne sie glücklich zu sein."
*
*
Leise schlich ich über die Wiese, in der Hoffnung, dass niemand hier war. Aber wer war um diese Uhrzeit schon noch hier?
Ich kam auf den Kieselweg. Die Steine knirschten unter meinen Füßen und der Mond warf ein helles Licht auf die Bäume. Ich kniete mich vorsichtig auf den Boden und sah auf die vielen Blumen.
Und ich fragte mich, wie man aus dem Tod so etwas Schönes machen konnte.
Doch dann wurde mir klar wie das ging. Es war nicht so schwer, wie man vielleicht im ersten Moment denken könnte.
Man muss weiterleben, nicht vergessen.
Man muss lieben, nicht trauern.
Man muss leben, nicht stehen bleiben.
Man durfte sie nicht vergessen und die Erinnerungen an sie zu schätzen wissen.
Man musste sich an die schönen Dinge erinnern, nicht an ihren Tod.
Man muss ihnen zeigen, dass man sie lebt, auch wenn man sie nicht sieht.
Man muss daran glauben, dass sie Leben.
Ich bückte mich nach vorne und strich vorsichtig über den Grabstein.
Emmy Kling
*15. Oktober
†19. Juli
Lebe, wie du, wenn du stirbst,
wünschen wirst, gelebt zu haben.
Lucy Kling
*15 Februar
†24. September
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt,
der ist nicht tot,
Der ist nur fern.
Tot ist nur,
wer vergessen wird.
"Ich vermisse euch, ihr verrückten Freaks." Eine Träne lief über mein Gesicht, doch auf meinen Lippen lag ein Lächeln.
"Ich werde euch nie vergessen. Niemals."
flüsterte ich.
Dann stand ich vorsichtig auf und lief zurück über den Weg, über die Wiese, über die Straßen und die ganze Zeit, sah ich das Mondlicht auf die Erde scheinen.
Doch ich wusste, dass in diesem Mondlicht, nicht nur das Licht lag, sondern Erinnerungen.
••••
Hallo Freunde der Sonne auch wenn es gerade um den Mond ging... ❤❤
Endlich wieder ein längeres Kapitel und ich hoffe es gefällt euch besser, als die letzten drei oder vier ❤ :)
Wenn ja, dann hinterlasst bitte einen Vote oder Kommentar ❤❤
Lot's of Love ❤
Anny xx
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My broken story
General FictionSeit 2 Jahren sind Emmy und Lucy jetzt Tot. In der Zeit hat sich viel verändert, sehr viel. Aber auf irgendeine Art auch wieder nicht. Elias ist alleine. Er seine schmerzen sind so doll wie am ersten Tag. Immer wieder, immer wieder fällt ihm auf w...