Kapitel 7- der Krombachergott

117 6 0
                                    

Ich warf Luigi einen entschuldigenden Blick zu, rauschte wütend zur Eingangstür und riss sie auf. Eigentlich hatte ich die Absicht, dem Klingler die Tür direkt vor der Nase zuzuschlagen. Aber es kam anders. Denn vor der Tür stand Matthias Schweighöfer.

Ich hielt die Luft an. Scheiße sah er heiß aus. Luigi war vergessen, als der Filmschnösel seine Hollywood-Sonnenbrille um ein paar Zentimeter nach unten rutschen ließ, sodass seine perfekten Augen gerade über seinen Brillenrand sehen konnten. Seine taillierte Designerjacke mit dem fettem Krombacher-Logo, die Röhrenjeans und die präzise Frisur - an ihm wirkte einfach alles männlich. Dann sprach er mich an.

"Hey Heidi...wo ist Ficki Ficki?! Wir müssen doch heute noch drehen"

Völlig aufgebracht sah er ins Haus und schien nach dem Hund zu suchen.

,,Ich...'',

stotterte ich überwältigt. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass gerade ein Star vor meiner Haustür stand. Obwohl, war ja eigentlich klar das ich früher oder später von Hollywood entdeckt werde, bei meinem Aussehen. Aber was wollte jemand wie Matthias bitte von unserem Chihuahua?

,,Ich weiß... woher kennen sie eigentlich Ficki Ficki?''

Matthias hielt in seiner hektischen Sucherei inne.

,,Er ist doch der Star'',

er betonte das ,der Star' so, wie es eben nur ein Schnösel kann,

,,in meinem neuen Film ,, Susi und Ficki Ficki''. Ich spiele übrigens den Musiker in der Kneipe. Heute wollten wir die Szene drehen, in der die beiden in der Krombacher Kneipe ein erstes Date haben und Nudeln mit Krombacher Dunkel essen... ''

,,Hmm, der Film scheint nur verstecktes Produktplacement zu erhalten.'',

sagte ich nachdenklich.

,,Aber den Namen, den hab ich glaub ich irgendwo schon mal gehört...''

Matthias Schweighöfer wirkte leicht schokiert.

,,Nein nein, bestimmt nicht! Ich meine... nein, auf gar keinen Fall. Ist alles ganz neu. Genau wie die anderen Hundefilme die ich plane, alle neu und individuell. Ich meine, nie hat jemand etwas von ,Fickiduke' ,,Fassie'' oder ,,Krombacher Hills Chihuahuas'' gehört...''

,,Nein, kommt mir nicht bekannt vor'',

sagte ich lächelnd.

,,Wer ist da?'',

fragte auf einmal eine melodische Stimme hinter mir. Luigi war mir anscheinend gefolgt.Er sah wie angeeckelt zu dem Drehbuchautor und flüstert in mein Ohr:

" Was ist das denn für ne Werbeschwulette"

,,Er macht doch gar kein Produktplacement''

sagte ich leicht verwirrt,

,,aber eine Schwulette... er wirkt sehr männlich aber...''

Als ob Matthias es gehört hätte sah er mit einem schelmischen Grinsen zu Luigi und sah bewundernd auf seinen eleganten Bart. Er setzte gerade zu reden an :

" Dieser Bart, darf ich den mal..."

" Also können sie jetzt gehen?",

unterbrach ich ihn, plötzlich genervt. Das wärs ja noch , wenn ein schwuler Kerl der Filme dreht auch noch mein Date zerstört. Nur ich durfte Luigis Bart anfassen, okay? Nicht jeder verdiente es diesen weichen, perfekten Bart zu berühren.

,,Ich brauche auf jeden Fall einen Termin zu morgen, da der Hund heute nicht zum Drehtag erschienen ist. Wenn ihr das einmal in eurem Terminkalender eintragen könntet''

Er zückte seinen Kalender und einen Kugelschreiber mit der Aufschrift ,,aus Felsquellwasser gebraut''.

,,Wenn du jetzt sofort verschwindest, dann kommen wir morgen, okay?'',

sagte Luigi cool.Dabei lehnte er sich lässig an den Türrahmen.

Leicht beleidigt nickte Mathias Schweighöfer.Nachdem er uns dann die Adresse und Uhrzeit gegeben hatte, verschwand erendlich - und Luigi und ich waren wieder allein. Mein Puls wurde schneller alsich wieder neben ihm auf der Couch saß. Aber warum setzte er sich so weit vonmir weg? Hatte ich etwas falsch gemacht oder... hatte ich mich nicht aufreizendangezogen, dass ihm nicht klar wurde das ich was von ihm wollte? Luigi schaute garnicht zu mir herüber, hatte nur Augen fürs Fernseherprogramm. Ich rutschte einwenig

rüber, als mit einem Satz ein bestialischer Gestank in den Raum eintrat. Was war das? Stank Luigi so? Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ja, es war eindeutig er! Und es war ein...

Ich stand aprubt auf. Luigi hatte gefurzt. Für alle, die noch etwas unsicher sind: Das ist nicht unbedingt das Beste, was man auf dem ersten Date tun kann. Um genau zu sein, Ist es mit das schlimmste, abgesehen vom Kotzen auf die Daniela Katzenberger Pumps ,vorstellen der Mutter oder von wilden Knutschen mit der Exfreundin ( hab ich alles schon erlebt ).

Luigi sah mich verwirrt an. Doch zum Glück musste ich nicht antworten, denn die Tür öffnete sich und eine Kinderstimme brüllte so laut, dasss es die Nachbarn sicher auch noch verstehen konnten:

,,Wir sind wieder daaaaa''

Blitzschnell sah ich zu Luigi und wieder zurück zur Tür. Scheiße! Wenn meine Mutter ihn hier sah...

Hektisch sah ich mich um.

,,In den Schrank, schnell, in den Schrank!'',

wisperte ich Luigi zu. Doch er schien den Ernst der Lage nicht zu verstehen.

"Wieso kommt dein Freund oder was?"

Ich sah ihn verzweifelt an.

" Bitte Luigi , meine Mutter ist da"

" Ja und?" ,

fragte Luigi irritiert. Er setzte sich noch breitbeiniger hin, nahm eine weitere Hand Chips aus der Tüte und lehnte sich mit seiner nicht zu überwältigenden Coolness zurück. Ich wurde panisch. Sollte ich ihm lieber nicht erzählen dass meine Mutter Judolehrerin war und fremde Männer im Haus gerne mit Bratpfannen verhaute oder ihre neuen Übungen an empfindlichen Weichteilen ausprobierte?Insbesondere wenn ich etwas von ihnen wollte, wäre auf jeden Fall nicht das erste Mal. Ich weiß noch genau wie mein erster Freund von ihr so verhauen wurde, dass er weinend aus dem Haus gerannt war und nie mehr mit mir sprechen wollte. Wenn man sich das so ansieht, könnte man sagen, meine Mutter ist nicht gut auf Männer zu sprechen.

Das Klackern ihrer Schuhe  riss mich aus den Gedanken.

,,Hau ab'',

zischte ich Luigi jetzt an.

Provozierend sah er mich an.

,,Nö''

Und dann war es zu spät. Der Bratpfannendrachen alias meine Mutter kam um die Ecke. Kaum sah sie Luigi, schon hatte sie alles erfasst. Ich weiß nicht wie, aber schon hatte sie eine kleine Bratpfanne in der Hand. Wahrscheinlich aus ihrer Handtasche.

,,Gehst du freiwillig oder... warte. Kenn ich dich? Bist du... Pablo?''

Meine Mutter starrte Luigi entgeistert an. Auf einmal sah sie extrem wütend aus.

,, Pablo? PABLO? Du wagst es, nocheinmal hier her zu kommen? Nachdem du mir vor fünf Jahren das Herz gebrochen hast? Lässt du dich mit meiner Tochter ein? So tief bist du gesunken? Vögelst sechzehnjährige Kinder und...''

Luigi unterbrach meine Mutter höflich und merkwürdig gefasst.

,,Pablo ist mein Vater'',

klärte er meine Mutter auf.

,,Ich glaube, ich gehe dann lieber''

Er schnappte sich seine Pizzabotenjacke und zog sie über,

,,aber die nehme ich mit''

Er hielt die Chipstüte hoch.

,,Bye, Heidi, bis morgen''

Er kam zu mir, streifte mir einen Kuss auf die Wange und bevor ich reagieren konnte, war er schon zur Tür hinaus. Verdattert sah ich ihm hinterher, meine Mutter erstarrt, die Bratpfanne zum Schlag erhoben.

SahneschnitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt