Kapitel 24 -Der Elternsprechtag

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Heidis Sicht ( Muhahaha):

Es war komisch, mit Horst an meiner Seite durch meine Schule zu gehen. Und das in dem Aufzug - in einer Seidenbluse mit einem großen Ying-Yang - Aufdruck auf beiden Seiten und einer weiten, seidenen Haremshose ( Ein weites Beinkleid, das fortgeschrittene Styling-Kenntnisse erfordert) , um so dezent wie möglich den Stil meiner Mutter nachzuahmen. Außerdem hatte ich mir gefühlte drei Tonnen ( eine mehr als üblich) Schminke ins Gesicht geklatscht, und, mit Horst's Hilfe, um die Verpeiltheit meiner Mom vorzuspielen, einen Kaffeefleck auf der Bluse plaziert.Auch wenn es einer der einzigen Talente von Horst war, so war es jetzt mehr praktisch als heiß gewesen, obwohl mir Horst's verführerrischer Blick bis jetzt nicht aus dem Kopf geht.

So erkannte mich selbst meine eigenen Schwester nicht, denn ich hatte mir raffiniert Falten aufgemalt, Selbstbräuner benutzt und meine Haare unter einem praktischen Sombrero verborgen. Ich konnte nur hoffen, dass die Lehrer mich nicht als ihre eigenen Schülerin erkennen konnten - denn Julia hatte bei Lehrern, bei denen ich ebenefalls unterrichtet wurde.

Den ersten Termin hatten wir bei Herr Weichfrau. Julia betrachtete mich und Horst - der sich ebenfalls in Schale geworfen hatte, indem er sich einen Schnurrbart aufgeklebt hatte - die ganze Zeit mit einem diabolischen (OHOOO) Grinsen im Gesicht. Wir setzten uns also draußen auf die Stühle vor Herr Weichfrau's Raum und warteten. Und warteten. Horst rückte zwischenzeitlich näher, aber ich bemerkte es gar nicht, weil ich irgendwie nervös war und die ganze Zeit versuchte, Julia telepathisch Rachenachichten zu schicken.Doch Horts angenehmer und gleichzeitig die Nase veretzender Geruch riss mich immer wieder aus den Gedanken.

Eine Viertelstunde nach unserem offizielen Termin öffnete sich die Tür und ein verstörter Junge mit seinen ebenso verstörten Eltern schlich hinaus. Ich schluckte. Dann ertönte Herr Weichfrau's einschläfernde Stimme:

"Herein, die nächsten bitte''

Allein für diesen Satz schien er schon zehn Sekunden zu brauchen. Also folgte ich Julia in den Raum, Horsts Hand am Rücken. Er sollte meinen neuen ,,Freund'' spielen. Wir begrüßten uns mit einem Händeschütteln (damit er meine Hand nicht erkannte, trug ich Handschuhe). Herr Weichfrau beobachete jeden unserer Schritte, was schon in mir Kotze hochsteigen ließ. Ich hielt mir einen Hand vor den Mund und wich seinem Blick aus, was unter dem Sombrero zum Glück einfach war. Galant setzte ich mich neben Julia und legte eine Hand ,,beschützend'' und ,,mitfühlend'' auf ihre auf dem Tisch liegende Hand. Wenn ich schon Mutter war, dann richtig. Meine andere Hand schnappte sich Horst und verschränkte unsere Finger über seinem Oberschenkel. Er nahm seine Rolle wirklich sehr ernst. Mütfühlend und dramatisch sagte ich in meiner extra tiefen Mom-Stimme:

"Wissen sie, Julia schwärmt immer in den höchsten Tönen von eurer hohen Königlichkeit und Ricola Bonbons. Sie ist ihr größter Fan. Und wie steht es so um ihre Noten?''

Ich fand, ich hörte mich sehr glaubwürdig an. So hatte meine Mutter es früher auch auf meinen Elternsprechtagen gemacht, komischerweise nur bei Männern, bei Frauen wirkte sie immer so desinteressiert.

"Nunja, unter diesen Umständen'',

er leckte sich mit der Zunge über seine viel zu schmalen und unästhetischen Lippen,

"steht sie im oberen Zweierbereich.''

Er streichelte mit der einen Hand so die aufgerollten Hefte, dass es sehr pervers aussah. Ohne es zu beabsichtigen kam mir ein Bild in den Sinn wie er es immer am Oberlichtprojektor machte. Diesem Augenblick nutzte Horst, um mir einen verführerischen Blick unter seinen buschigen Augenbrauen zuzuwerfen. Ich lächelte ihm zu. Nur deshalb konnte ich mich davon abhalten, die hochkommende Galle ihren Weg auf den Boden finden zu lassen.

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