Kapitel 23 - Was man nicht so alles auf Autoscheiben findet!

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Hubertus Sicht:

Nervös wartete ich vor Engelberts ,,Porsche'' auf Jessica. Ich hatte mir vorher extra noch mehr Parfum gekauft, um diesen unwiderstehlichen, männlichen Geruch auszustrahlen, den Engelbert auf der Liste beschrieben hatte. In meinem Outfit fühlte ich mich etwas unwohl - der kurzen Shorts, damit ich meine männlichen Beinhaare nicht versteckte, auf die sie nach meinem ,,Frauenkenner'' von Freund bestimmt stehen würde, und in langer Jacke, damit ich ihr die leihen konnte, wenn ihr kalt war. Was ich nicht ganz verstand. Ich meine, wenn ihr so schnell kalt wird, warum ist sie dann so dumm und vergisst eine Jacke? Und dafür soll ich dann frieren in kurzer Hose oder was? Aber egal, ich musste meinem Freund vertrauen. In einem langen Telefonat hatten wir außerdem ausgeheckt, dass ich sein Cabrio nahm, damit ihr überhaupt kalt wurde. Harhar. Wir genialen Menschen.

Ich war auf dem Weg zu Jessika und drehte meine Lieblingsmusik lauter, "Wiggle Wiggle" von Jason Derulo, konnte ein Lied besser zu Jessika passen? Engelbert hatte mir zu dem Lied geraten, also drehte ich es vor Jessikas Haus noch ein wenig lauter.

"NA warte Jessika, bleib stehen! DU brauchst deine Vitamine."

Ich sah wie Jessika gekonnt aus dem Hausschatten hervorkam und zu mir sah - aber nicht lange, denn hinter ihr hetzte ein komischer Mann hinterher, hielt sie am Arm fest und zog eine Pistole hervor. Mein Herz klopfte schneller. Ich fürchtete fast, dass jemand anderes es ebenfalls hörte, aber niemand anderes konnte diesen Puls in einer solch muskulösen Brust spüren. Warum hatte dieser Mann eine Knarre? Was wollte er hier?Ich musste doch mein Mädchen beschützen! Gerade als ich eingreifen wollte, wie Superman, drohte der Mann Jessika.Er hob seine Pistole ich zitterte leicht.Sollte ich aussteigen? Und wenn ich draufgehen würde?Jessika wärs mir nicht wert, ich meine ich habe auch noch ein Leben zu leben. Zwischen meinen Überlegungen war kein Platz für eine Entscheidung,

"Jessika, steig ein, hier bist du sicher, mein Cabrio hat Panzerglas"

Sie riss sich los und lief bestimmt zu meinem Auto. Ich starrte sie an, wie konnte sie sich so gelassen verhalten? Wäre ich eine Frau, hätte ich eine Hysterieanfall erlitten, zum Glück bin ich ein Mann, stark vorangehen und alles andere als hysterisch, genau wie her Badeschaum es immer so predigt.

" Neiiin beeil dich, ich will dich nicht verlieren, nicht noch einmal, schnell komm schon... er bewegt sich!" Ich verfolgte jeden Schritt den der Mann tat, als er sich jetzt auch in Bewegung setzte. Was wäre wenn ihr was passiert?Das konnte ich nicht zulassen, nacher bringt der Typ uns alle um! Er sagte irgendetwas zu Jessika, das ich in meiner absolut männlichen Panik nicht mitbekam.

" Der Mann kommt näher, oh mein Gott, was machen wir jetzt nur? Jessika bist du in Ordnung?''

Sie starrte mich irritiert an und stieg ein.

"Schnall dich sofort an, wir müssen so schnell wie möglich hier weg! Jessika, schnell! Er ist fast bei uns und..." Ein schriller Schrei ertönte, er stammte von mir. Ich schwitzte.

"Er hat eine BANANE!?Jessika pass auf"

Ich zitterte und konnte noch nicht einmal meinen Motor starten.Seitdem ich einmal eine Woche bei Brandon geschlafen und nur Bananen gegessen hatte, war ich traumatisiert. Brandons Eltern sind Biobananenbauern, und es gab nur Gerichte mit Bananen, Bananenbrot, Bananenmilch, Bananenpüree, pure Bananen, Bananenkuchen, Bananenchips, Bananensaft, Bananenpizza, Bananenpudding, Bananensuppen, Bananensmoothies, Bananensplits, Bananenschokomuffins, Bananeneis, Grill-Bananen, Bananenpfannenkuchen und viel mehr. Irgendwann fürchtet man, dass die Bananen einen angreifen. Ich hab Angst vor denen. Die sind überall.

"Hab keine Angst. Jessika, ichrettedichvorderBanane!"

rief ich ängstlich und versuchte cool zu wirken, setzte meine Pilotensonnenbrille auf, leider falsch herum, damit sie meine Tränen nicht sah.Zum Glück konnte ich meine Bananenphobie nach außenhin gut verbergen.

Ich fuhr los." Hilfe...er wirft die Banane auf uns! Wir werden alle sterben"

Fassungslos starrte ich auf die Frontscheibe des Caprios.Dieser Mann hatte gerade eben eine Banane auf mich geworfen, genauer gesagt auf Jessika und mich. Ich atmete tief ein und dann langsam aus. Hubertus es ist nur eine Banane, es ist vollkommen normal, dass irgendwelche verrückten Typen mit Bananen auf dich werfen.Dieser Mann wirft einfach nur gerne mit Obst um sich, es ist nur sein Hobby, es macht ihm Spaß, akzeptiere die Lebensweise jedes Menschen.Wie gelähmt verfolgten meine weit aufgerissenen Augen wie Jessika aus dem Auto stieg.War sie Lebensmüde? Der Mann stand doch nur ein paar Meter von ihr entfernt. Ich wollte ihr sofort folgen, doch der Schock saß mir noch in den Knochen.

"Papa, die ganze Frontscheibe ist dreckig! Ich hätte die Banane doch heute Abend gegessen.Du bist soo peinlich, geh sofort wieder ins Haus.Bis heute Abend."

Langsam verarbeitete ich Jessika's Verabschiedung, anscheinend von ihrem Vater. Warte mal, der Typ war ihr Vater? Auf wen hatte ich mich hier eingelassen, was ist wenn Jessika auch gerne mit Bananen um sich wirft, oder noch schlimmer, auf mich! Eins war klar, ich durfte nicht zulassen, dass Jessika sauer auf mich wurde. Unvorstellbar was dann ausarten würde...

"Hubertus, tut mir furchtbar leid! Mein Vater meinte es nur gut."

Mein Traummädchen nahm die Banane von meiner Frontscheibe und sah daraufhin verblüfft auf einen Zettel. Warte mal, war das ein Strafzettel? Wie dumm ist Engelbert eigentlich, es fehlen ihm nur noch 2 Strafzettel, dann hat er die Wette gewonnen, die wir aufgestellt hatten.50 Strafzettel in einem Monat, für einen normalen Mensch undenkbar, für Engelbert eine Herausforderung. Glücklicherweise habe nicht ich mit ihm gewettet, es hätte mich 50 Bier für Engelbert gekostet. Krombacher natürlich.

Jessika saß schon wieder im Auto, den Zettel in der Hand.Ich erwartete, dass sie lachte oder sagte, wie dumm ich sei, doch nicht dergleichen geschah. Ich sah von dem Zettel, den ich irgendwo schon mal gesehen hatte, der aber kein Strafzettel war, zu Jessikas Gesicht hoch. Ihr Gesichtsausdruck war undefinierbar, ich wusste überhaupt nicht was mit ihr los war. Sie könnte empört sein, traurig, amüsiert, oder wütend. Ich war noch nie gut darin Frauen zu verstehen, aber diesen Gesichtsausdruck soll mal bitte jemand deuten. So langsam verstehe ich Brandon. Obwohl ich mir dann eher ne Transe anschaffen würde, die sich Brüste dranoperieren lassen hat, man muss ja schon was vom Leben haben.Wenn Jessika wenigstens was sagen würde... so langsam machte sie mich nervös. Was für einen Zettel hatte er an das Auto geheftet und warum war ich nur zu dumm, um ihn zu bemerken? Gestresst analysierte ich Jessikas Blicke auf den Zettel. Das war einfach zu viel auf einmal, die Banane hatte mir schon sämtlichen Nerv geraubt, aber dass sie jetzt auf dem Zettel ist, ich damit in Berührung kommen könnte...der Gedanke macht mich fertig.

Die Falten auf Jessikas Stirn wurden tiefer, sie warf mir einen kurzen Blick zu.

,,Die Hälfte hierdrauf kann man nicht lesen aber der Rest sagt einiges. Hier, schon die Überschrift. Wie man Jessika rumkriegt?''

Ich schluckte und atmete tief ein. Das war Engelberts Liste. Er hatte sie sicherheitshalber, damit ich auch bloß nichts vergaß, noch einmal an dem Scheibenwischer positioniert - und jetzt hatte Jessika sie.

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