Kapitel 20 - DIE Liste

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Hubertus Sicht:

Ich konnte kaum fassen, dass es tatsächlich so weit war -  gingen Jessica und ich zusammen ins Kino. Ich hatte sie gefragt und sie hatte zugesagt - zwar nur unter der Bedingung, das wir so einen dämlichen Schnulzenfilm guckten, bei dem man sich eine halbe Stunde vor dem Film Krombacherwerbung ansehen muss, und das Versprechen bekommt, es sei angeblich kein Produktplacement im Film vorhanden, mit dem Namen ein Drittel Viertel Jahr oder sowas, aber das war mir jetzt auch scheissegal. Auf der anderen Seite...mh in Schnulzenfilmen gehts wenigstens halbwegs um mein Lieblinsgenre.

Sofort hatte ich Engelbert angerufen, der sofort begeistert zu mir gefahren war. Während wir ein paar unserer Lieblingsfilme gucken,darunter auch Wichs- men,Alice im Ständerland, und der Spritz in den Rachen, erläuterte er mir die Vorgehensweise, wie man sich in einem Kino an ein Mädchen ranmachte. Er hatte sogar eine Liste dazu erstellt, was mich wirklich wunderte, schließlich war Engelbert einfach nicht der Typ der strukturiert vorgeht, oder sogar eine Liste anfertigt. Naja, aber ist nicht immer alles anders, wenn es um die Damen der Schöpfung geht?

,,Ich bin ein Frauenkenner'',

prahlte Engelbert.Manchmal nervte er, aber irgendwie bewunderte ich ihn in der Hinsicht, er hat zwar nicht immer Ahnung aber man merkt es ihm nicht an, also ich zumindestens nicht.

,,Ich weiß, was Frauen wollen''.

,,Du meinst, aus deinen ganzen Beziehungen''

sagte ich sarkastisch, den Blick auf den Fernseher gerichtet. Gerade wurde es spannend.

,,Jo. Nur weil diese Schlampen sich gleich dem Nächsten in die Arme schmeißen''

,,Alter Engelbert, du hattest bisher zwei Freundinnen und mit der einen warst du einen Monat zusammen und mit der anderen einen Tag und drei Stunden, weil du ihr zu pervers warst''

,,Die Frauen mögen mich''

beharrte er.

"Allein wegen meines Namens, wie ein Engel glänzend, das sagt alles über meinen Charakter aus."

Er reichte mir irgendein Stück Papier, das wegen seinen Schweißfingern ganz nass war. Schulterzuckend nahm ich es an.

,,Also deine Checkliste. Pack sie ja ein, damit nichts schief gehen kann - und pass auf dass Jessica sie nicht findet.''

Auf die ständige Erwähnung seines Namens ging ich nicht ein, ich meine, ist ja schön und gut wenn er die Bedeutung von seinem Namen kennt, aber Engelbert ist wirklich ein beschissener Name und passt absolout nicht zu ihm. Mein Name dagegen bedeutet mit Klugheit glänzend und passt hingegen viel besser. Aber die Namen können mir jetzt egal sein, die Liste war jetzt wichtiger.Ich warf einen kurzen Blick darauf. Die Überschrift lautete: Wie man Jessica rumkriegt.

Bestimmt würde sie eine Superhilfe sein- jedenfalls, wenn man auf Engelbert vertraute. Ich runzelte die Stirn. Egal, er war mein Freund.

Er wollte mir sicherlich nur Gutes.

Es war wirklich spät als Engelbert ging, wir hatten noch die Filme zuendegeguckt, was getrunken und über Frauen geredet, heiße Frauen. Ich lag auf meiner Couch,unter der eine massige Bierdosen-und Flaschensammlung hauste,und starrte auf das Playboyplakat, dass direkt über mir hing. Sonst hatte es mich immer sofort abgelenkt wenn ich nachdenklich war, aber irgendwie tat es das heute nicht. Wieder dachte ich nach, was war nur los mit mir? Sogar meine Mutter war total zerstreut, sie hatte irgendwas gelabert von " man kann ja mit dir reden", Frauengelaber eben,aber irgendwie beschäftigt mich das,wenn sogar meine Mutter das sagt... Ich stand auf. Vielleicht konnte ich wenigstens beim Trainieren abschalten. Ich wollte meine Hantel hochheben, als ich die Liste sah. Jessika rumkriegen... das klingt irgendwie so, als ob ich wirklich nur das eine von ihr wollte, dabei ist sie so besonders.Ich nahm den Zettel in die Hand, durchlesen konnte ich sie ja wenigstens mal. Engelbert hatte sich wirklich Mühe gegeben,so ordentlich wie er geschrieben hatte:

1. Der erste Eindruck zählt,sei nach außen gepflegt und rieche wohlwollend, damit fällst du auf, sie also genau weiß wie du riechst, mehr als meine bitches

2.Trete ihr gegenüber SELBSTbewusst auf, dastehendie Weiberdrauf , lauf breitbeinig,brust raus, rede laut undimmernurauf Jessika bezogen oder auf deine Talente, warum sie mit dir ausgehen sollte im Prinzip -> warum du der tollste Hecht bist

3.Im ersten Schritt, suche Körpernähe und suche ihre Schwachstelle,

3.Schau auffällig auf ihren Körper, sie soll merken, dass du sie heiß findest kannst ja mal was anfassen, damit sie wirklich bescheid weiß

4. bring sie zum lachen, am besten mit perversen witzen

5.Sei ab und zu charmant und sag du machst es nur, weilsie besondersist , duw ü rdest es fürkeine andere ma chen

6.rasierdichnicht , FRAUENSTH ehenaufbehaarungdasmachtdichmännlicher,glsubmirdiestehendrau

7.hörihrzuwennsieredet und geb ihr das Gefühl, dass du dich für sie interessierts, sie was besonderes ist

8. Mach ihr Komplimente

9.geb ihr was zu essen aus, nen billigen fettreduzierten Döner oder so

10. Trage das popcorn, gibs ihr und sage anschließend : ich habe nie erhofft jemanden wie dich zu treffen

Von dieser anspruchsvollen Lektüre musste ich mich eerst einmal erholen. Als ich den ersten Punkt gelesen hatte, war mir beinahe die Hantel aus der Hand gefallen - es klang nämlich zunächst so, als würde Engelbert die deutsche Sprache beherrschen - was sich zu Glück im Nachhinein als Irrtum heraustellte, schließlich schien er der Meinung zu sein, niemand bräuchte Leerzeichen oder die Groß - und Kleinschreibung. Das war auch besser so - ich wollte schließlich nicht, dass er jemanden in meine Probleme einweihte, nur um seine Rechtschreibung zu überarbeiten oder so ein Zeug.

Ich las die Liste noch mehrmals durch und versuchte, schon einmal ein klein wenig vorzuarbeiten. Zunächst nahm ich mich mir selbst vor. Ich sollte möglichst unrasiert, aber trotzdem gepflegt aussehen - okay. Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine Beinhaare wucherten ( manchmal lieh ich mir einen Rasierer von Heidi aus, aber das würde ich heute lassen) und ich war stolz, dass auch mein Kinn langsam stopelig wurde - inzwischen sah es so aus, als hätte ich vergessen, mich zu waschen, weil meine letzte Rasur schon etwas länger her war- aber Engelbert meinte schließlich, darauf würden die Frauen stehen. Meine Haare lagen wie immer auf meinem Kopf, mit meinem Wet-Gel-Look und dem Undercut fand ich mich geradezu unwiderstehlich. Ich grinste mein Ich im Spiegel schräg an und fuhr mir durch die Haare. Darauf musste man einfach stehen. Also ehrlich, ich fragte mich echt, warum ich mir überhaupt die Mühe machte und diese Liste abarbeitete -aber es war schließlich für Jessica, das Mädchen, das ich mit der Autotür niedergemäht hatte. In meiner Schublade kramte ich nach meinem Deo, meinem Shampoo und Duschgel, meinem After-Shave, dem Waschgel und sogar nach einem Parfum, das Heidi mir geschenkt hatte - und wendete alles auf einmal an, ganz nach Engelberts Tipp auf der Liste. Da ich fand, dass ich selbst so noch nicht stark genug roch - für morgen musste ich mir noch einmal etwas einfallen lassen.

Da ich wusste, dass ich der Beste war, brauchte ich mir keine Gedanken machen, wie ich ihr das weißmachen wollte - es war offensichtlich. Den selbstbewussten Gang hingegen trainierte ich. Dabei fühlte ich mich zwar wie eine Mischung aus Ente und Türsteher, aber ich vertraute auf Engelbert. Außerdem suchte ich ein par perverse Witze aus dem Internet und zur Sicherheit noch ein paar frauenfeindliche Badeschaum-Witze - wer wusste, worauf sie stand? Dann endlich fühlte ich mich bereit für meinen großen Tag morgen. Ich legte mich ins Bett, dankte im Stillen, dass ich einen so guten Freund wie Engelbert hatte, und schlief seelig lächelnd ein.

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