Tag 1

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》Und ich freue mich auch dieses Mal unsere Schule zu einem Weg des Fortschritt unserer Zukunft werden zu lassen.《
Sie musste ein Gähnen unterdrücken. Es war einer der typischen Texte. Ob sie nun monoton oder lächend vorgetragen wurden, änderte es doch nichts an ihren Inhalt. Der Direktor blickte mit
einem selbstgefälligen Blick in den Saal, wo 50 Schüler in gleicher Uniform ihn wiederum anblickten. Verschiedene Gefühle spiegelten sich auf ihren Gesichtern. Nervosität, Langeweile und Erregung waren die häufigsten unter ihnen. Aber auch Unzufriedenheit war zu sehen. War ja auch klar. Selbst wenn ein Krieg sein Ende gefunden hatte, hinterlässt er Narben die selbst noch in der nächsten Generation nicht verblassten.

Sie starrte in den Stuhl vor sich. Es war nun über 10 Jahre her seit die Blutigen Kämpfe, wie sie genannt wurden, endgültig ein Ende gefunden hatten und die Regierung ein Konzept des Friedens verabschiedete, das von der Bevölkerung dankbar angenommen wurde. Es beinhaltete, dass alle die des Genes mächtig waren sich in den Necropoelen einzufinden hatten um dort ein neues leben zu beginnen. Zwar gab es Proteste, aber keiner wolte mehr kämpfen also wiligten sie ein. Dann nach 5 Jahren wurde das NewIntegrationProgramm, kurz NIP von gestartet. Die normalen Menschen sollten wieder als Einheit mit den Meta - Mächtigen fungieren.
Ihr hing die ganze Sache schon zum Halse raus. Immer wieder wurden sie in Geschichte, Politik umd jeglichen anderen Fächer mit dem Thema vollgedrönt. Es war fast so als ob weitere Aufstände schon bei jungen leuten durch das,, Ich stopf dich jetzt damit voll bis du überhaupt nicht mehr wollen kannst" prinzip verhindert werden sollen. Und doch gab es noch Leute die es nicht verstanden.
Sie seufzte. Der Einleitungstext, der gerade vor ihr heruntergeleiert wurde, war nicht aufschlussreich oder gar interessant dennoch bemühte sie sich hinzuhören. Mit einem Ohr leicht dem Inhalt folgend blickte sie aus dem nahegelegenen Fenster. Es zeigte im Moment nur einen dunklen Vorhang der von magnetischen Ladungen im Innerern der Scheibe verursacht wurde.
Wenn selbst ein Vorhang, der noch nicht mal aus echtem stoff besteht interessanter ist als ein Text über bedeutene Leistungen und Auszeichnungen, die sehr wahrscheinlich auch nicht aus echtem stoff bestanden, war das Niveau der Welt echt am Ende.
Naja ist es ja auch wenn wir uns so die geschichte angucken, drängten sich kleine Gedankensfetzen in den Vordergrund. Von ihr gnadenlos ignoriert verzogen sie sich in den Hintergrund, während ihre Aufmerksamkeit zu dem etwas dicklichen Direktor zurückkehrte. In seinen schwarzen Anzug gepresst, der roten
Fliege und dem orangen Wappen der schule im Hintergrund musste sie an ein verkokeltes Würstchen denken, dass sich in einem Hotdogbrötchen betupft mit einem klecks Ketchup befand. Zum Anbeisen sah das wirklich nicht aus.
》 Nun da wir jetzt zum Ende kommen muss ich jedoch euch noch um etwas bitten. 《
Die Stimme des Direktors wurde gedämpfter, fast ernst fuhr er fort.
》Bedauerlicher Weise muss ich euch mitteilen, dass es kurz vor Beginn des neuen Jahres...《
Er machte eine Pause, und fuhr dann mit seiner schmierigen Stimme fort, dass es ihr kalt den Rücken herunterlief.
》 ...Einen schrecklichen Unfall gegeben hat. Einer unserer Zöglinge ließ dabei sein Leben. Ich bitte euch jetzt zum Schluss noch eine Schweigeminute für ihn einzulegen um unser aller Trauer zu zeigen. 《

Sie verkrampfte. Ihre Muskeln zogen sich zusammen. Haare stellten sich auf und sie fühlte nur noch ein einziges Gefühl in sich. Puren Hass
Ihr war es jetzt egal ob die Schüler auf den Nachbarsplätzen sie komisch ansahen. Sie musste sich nun immer mehr bemühen ihrer Wut keinen freien Lauf zu lassen, immer mehr musste sie darauf achten, dass ihre stimme nicht aus ihr heraus brach und sie laut den Direktor ankreischte.

Sie wollte weg. Fort. Raus aus diesem engen saal. Von ihrem Hass würde sie sich tragen lassen und dann würde sie schreien. Brüllen . Jeder sollte es mitbekommen was für Lügen seinen Tod beschmutzten. Doch sie konnte nicht weg. Konnte nicht schreien. Konnte nicht laufen. Konnte es niemanden mitteilen. Sie konnte nur starr auf ihrem Platz sitzen und schweigen. Ihm zu liebe. Erinnerungen kamen hoch und trieben ihr Tränen in die Augen. Klar und deutlich hörte sie seine Stimme. Doch jetzt fortan würde sie nicht mehr hören können. Diese Stimme würde nicht mehr erklingen. Sanft auf sie einreden. Es war plötzlich passiert und wie ein schlag ins gesicht hatte sie der schock getroffen. Und dann die bittere Erkenntnis. Dass es nichts brachte. Zu trauern. Zu hassen. Es waren gefühle, die verblassen würden ohne auch nur etwas vollbracht zu haben. Das hatte sie kapiert.
Ein letztes Bild kam hoch. Seine Lippen hatten den Abschied verkündet. Sein Körper war zum Gehen gewandt und dann, drehte er sich um und flüsterte etwas in ihr Ohr. Doch dann verblasste die Erinnerung. Seine Worte waren nicht deutlich genug um zu verstehen was sie bedeuten.
Es war weg. Ihre Finger, die die seinen erreichen wollten griffen in eine Leere. Das Bild war nun vollständig verblasst. Fort wie er. Eine Weile saß sie so da, dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Die drehte sich um und sah in das sorgenvolle Gesicht einer betagten Dame. Das Alter hatte spuren hinterlassen. Um ihre Augen zeichneten sich bereits kleine Fältchen ab. Sie nickte ihr zu um ihre Verbundenheit zu zeigen. Verstand jedoch ihre Trauer nicht. Sie lächelte sie an und murmelte ein leises" Ist schon alles okay ". Damit war die Schweigeminute beendet und die Schüler und Begleitungen verließen hastig den Saal.

Langsam erholte sie sich von der Erinnerung, die in ihr aufgekommen waren und entspannte sich, während sich der Saal immer weiter leerte. Sie schaltete ihre Holowatch ein. Die Ziffern die bald darauf in der Luft schwebten, zeigten an das der Tag bald rum war. Sie packte ihre Sachen zusammen, Zettel die während der Einleitung des Schulevertreters verteilt worden waren stopfte sie ohne große Lust in ihre schwarze tasche und nachdem irgendwie alles verstaut worden war schlenderte sie als einer der Letzten aus dem Saal.

Die letzten Sonnenstrahlen schmiegten sich um ihre Haut und gaben ihr ein gefühl der Freiheit als sie endlich aus dem Saal heraustrtat. Hier war sie nun draußen und konnte gehen wohin sie wollte. Solange es auf dem Stadtgelände war.
Ihr Blick streifte den Schulhof, wo sich immer noch tuschelnde Menschen sich berieten oder einfach nur dumm rum standen. Das große weiße Schulgebäude, dass hinter ihnen tronte, verströmte den Eindruck eines mächtigen Schlosses. Das Wappen, das aus einem DNA-Strang bestand, welcher aus zweierlei Farben zusammengesetzt war und einem leichten Orangeton, der als Hintergrund diente, prangte wie ein schild über dem Eingang der Schule. Als sie zum ersten Mal ankam hier in dieser war sie von der austrahlung dieser Schule npch beeindruckt gewesen doch jetzt sah diese nur, halt wie eine schule aus.
Ihre Beine trugen sie nun fort von dem Getümmel in eine ruhigere Gegend.
Ahorne und Birken säumten abwechselnd den leicht gewundenen Kiesweg. Die steine knirschten als sie mit leichten schritten durch den verlassenen Park schlenderte. Kaum eine Menschenseele lies sich Blicken und nur Vogelgezwitcher war zu hören. Sie steuerte eine nahe Bank und setzte sich. Ihr Blick wanderte hinauf in den leicht rötlichen Himmel. Morgen würde erster Schultag sein. Ihre Gedanken wurden leiser, nur noch kleine Anmerkungen dass sie immer noch nicht gepackt hätte und morgen viel zu früh aufstehen müsse kreuzten manchmal durch den Vordergrund. Ihre Hände glitten in die Taschen ihrer Schuluniform. Sie mochte diese. Die dunkelgrüne Jacke mit ihren 3/4 Armen war weich und stach nicht mit der hellbraunen ebenso 3/4 hose in den Augen. Der stoff war fein gewebt und kratzte nicht von ihnen. Es passte wie angegossen an ihr und war perfekt für das leicht warme wetter. Ihre Hand in der linken Tasche umschloss einen Schulausweis. Sie holte ihn heraus um ihn näher zu betrachten.
,,Saiwa"
Ihre Lippen formten ihren Namen und ihr Blick fiel auf das Symbol daneben. Es zeigte das sie das Gen hatte. Für manche war es eine Segnung, für andere eine Last und manchen war es schlicht weg egal. Sie würde sich zu letzterem zählen. Sie war gespannt wie ihre Klassenkameraden waren. Eine Weile blieb sie noch sitzen aber als die Schatten immer länger wurden schwang sie sich hoch und machte sich auf den Weg in ihre Wohnung.

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