Kapitel 5

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Hast du jemals eine ewige Dunkelheit gesehen. Oder besser gefühlt.
Ja nicht wahr. Das sollte ich doch wissen. Es passiert in den Herbstmonaten, bis dahin ist es noch Zeit, aber was war das schon. Unausweglich ist es in deine Seele eingraviert. Dieser Moment hat dich  mehr verändert, als deine 13 Jahre  Jugend. Ich wollte dir so gerne helfen. Aber meine Worte erreichten dich nicht. Meine Taten sahst du nicht. Und unsere Familie verstand es nicht. Du kannst mich mit deinem Lächeln nicht täuschen. Ich sehe deine vielerlei Tränen, die hinter dieser Farce zu Boden fallen. Und so werde ich in die Dunkelheit mithineingezogen. Aber ich sitze nun bei dir in dieser. Och helfe dir indem ich zusammen mit dir dieses Leid durchstehen werde. Zusammen werde ich mit dir  Tränen vergießen. Zusammen werden wir den Schmerz fühlen. Ich werde mein bestes tun damit sich dieses Leid auf uns beide verteilt. Und so werden unser beider Seelen nicht brechen. Denn wir können gegenseitig heilen. Und auch wenn mit der Zeit nichts in Ordnung kommt, so bleiben wir zusammen. Und zusammen bleiben wir ganz.

Es war als hätte man ihr eine Decke übergezogen. Dunkelheit, schwärzer als das Schwarz des nächtlichen Himmel sah sie vor ihren Augen. Und wiederum sah sie auch nichts. Sie konnte nicht sagen ob sie jetzt blind war oder der Raum in dem sie sich befand nur aus Schwärze bestand. Aber das war eigentlich egal, denn erkennen konnte sie in beiden Fällen nichts. Und auch fühlte sie kein Verstreichen der Zeit um sich herum. Eine Ewigkeit umgab sie in der Stunden zu Minuten wurden. In der Tage zu Wochen sich dehnten. Wie war sie hierhergekommen. Gab es dafür eine Erklärung oder war dies nur ihr Unterbewusstsein dessen Grenzen  sie nicht überschreiten konnte.
Sie lag seit Langem einfach nur da. Ihre Muskeln reagierten nicht auf die Befehle, die ihr Gehirn ihnen gab. Und so konnte sie auch kein Licht hervorrufen um die Dunkelheit zu vertreiben, selbst wenn sie schon wusste dass die Dunkelheit nichts verbarg. Nichts war hinter dieser versteckt und so blieb sie einfach liegen.
Dann als das Warten sich endlos in die Länge zu ziehen schien, begannen sich die Fesseln, die ihre Muskeln gebunden hatten, zu lösen. Langsam spürte sie ihre Glieder wieder und begann sich behutsam aufzusetzen. Es war so wie sie es sich gedacht hatte. Kein Band hatte ihre Augen verdunkelt, die Dunkelheit kam vom Raum selber. Es war kein Licht vorhanden. Und wo nichts war kann nichts sein. Diese eiserne Regel hinderte sie daran das Licht zu manipulieren. Denn es war nicht vorhanden. Sie seufzte. Eigentlich war es ganz entspannend. Kein Laut drang zu ihren Ohren und kein Licht reizte ihre Augen. Es war so still. Irgendwo tief in ihrem Inneren genoss es ihre Seele endlich allein zu sein. Fort von den ganzen Getümmel. Aber dann würde sie denken können. Die Dunkelheit würde sie hervor holen Und mit diesen Gedanken würden Erinnerungen folgen. Gute sowie aber auch die düsteren. Und sie wollte diese nicht schon wieder sehen. Nicht wieder erinnert werden. An den Schmerz und an die Dunkelheit die dieser sehr ähnelte. Sie atmete durch. Sie war hier allein. Nichts würde passieren.
"Ist es schön hier?"
Sie erschauderte. Kalt lief es ihren Rücken herunter, ein Tropfen aus puren Eis, der ihre Haare sich kerzengerade aufstellen lies.
Sie konnte keinen sehen, der sprach. Keine Präsenz außer ihrer war hier. Wer war das? Wieso war es hier. War er die ganze Zeit hier gewesen. Sie versuchte den Kloß , der sich in ihrem Hals gebildet hatte runter zu schlucken. Aber es funktionierte nicht. Also verharrte sie still und redete sich immer wieder ein, das dies nur in ihrem Unterbewusstsein passierte. Aber Glauben konnte sie ihren Worten nicht schenken.
"Erkennst du mich denn nicht?"
Wieder erhallte seine Stimme durch den Raum. Kleine Echos warfen das gesagte wieder zurück so dass es ihr immer wieder bewusst gemacht wurde. So langsam dämmerte es ihr. Aber das akzeptierte ihr Willen nicht. Immer wieder sträubte er sich gegen die kalte, eisige Vernunft. Nein, flüsterte sie leise. Ein Nein würde sie so gerne antworten, aber sie konnte nicht. Alles was konnte war nun zu laufen was sie jetzt auch tat. Bloß weg von dieser Stimme, die seiner so ähnlich war. Und was sie noch konnte war zu schreien. Schreien um seine so bekannte Stimme zu übertönen. Damit sie sie nie wieder hören würde.
"Wir werden uns bald wiedersehen."

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