Kapitel 4

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CLAIRE

Tatiana wirkte so wütend, dass sie mir fast ein bisschen Angst machte.
Irgendwie war ich aber doch richtig froh, dass sie bei mir war. Alleine hätte ich das hier nicht überlebt, glaube ich.
Ich guckte den Mann an. Ich hatte ihn schon mal gesehen. Als er mir gestern gefolgt war hatte er mir fürchterliche Angst gemacht.
Ich dachte einen Augenblick an das grässliche Gefühl zurück, dass ich bekommen hatte. Es war dasselbe, das immer während meiner Alpträume auftauchte. Es war so tief und unheimlich... Aber was mich am meisten besorgte, war, dass ein kleiner Teil von mir dieses grausame Gefühl des Elendes und der Angst genoss. Es war als ob ich mich freute, ein bisschen auf jeden Fall, wenn irgendjemand niedergestochen, zerschnitten, halt irgendwie ermordet wurde. Und das machte mir noch mehr Angst.
In letzter Zeit war alles so komisch und... Ich wollte gar nicht dran denken. Also konzentrierte ich mich auf das Gespräch das grade ablief.
"Beruhig dich, Mädchen." So einfach sagte der Mann es. "Wir wollen euch nichts Böses antun und ihr braucht deshalb keine Angst zu haben."
"Alles klar," sagte Tatiana spöttisch, "geben Sie mir Beweis dafür." Ihre Stimme war jetzt ruhig, aber man hörte ihre Wut noch immer. Sie klang drohend und obwohl ich wusste, dass sie mir nichts antun würde, bekam ich trotzdem ein bisschen Angst.
Es war als ob ich ihre Wut ganz deutlich spüren konnte, sehr stark. Das war in letzter Zeit immer wieder vorgekommen und auch das machte mir Angst. Ach, wieso machte mir neulich fast alles Angst. Vielleicht weil alles so seltsam war?
"Ist es nicht Beweis genug, dass ihr noch nicht tot seid. Wenn wir euch hätten ermorden wollen, hätten wir es tun können während ihr noch geschlafen habt."
"Vielleicht seid ihr ja auch nur Entführer und wollt in Wirklichkeit nur Geld von unseren Eltern. Deshalb sind wir hier bis ihr entweder Geld habt und abhaut oder kein Geld kriegt und uns zerstückelt und unsere Leichenteilchen einzeln an unsere Eltern schickt."
Ich spürte wie Tatianas Wut ein wenig nachließ, sie aber nach wie vor den Männern nicht traute.
"Ach, selbst wenn, von hier aus hätten wir keinen Kontakt zu euren Eltern, und was wären wir dann für schwachsinnige Entführer. Ich bin Morgan. Du kannst mich dutzen."
"Was meinen Sie? Also du? Von hier aus?"
Ich spürte ihre Verwirrung.
"Gibt es hier etwa kein Netz?"
"Nein, natürlich nicht und selbst wenn, dann würde dieses Netz ja wohl nicht in eine andere Welt reichen."
"Andere Welt?"
Ich war jetzt auch verwirrt. Was meinte er nun mit "andere Welt"? 
"Ja, um genau zu sein: in Dixynon."
"Dixynon?"
Der Mann verdrehte die Augen. Langsam schien es ihn zu nerven, dass Tatiana so wenig verstand. Aber ich machte ihr da keine Vorwürfe. Ich verstand nämlich von dieser Sache genauso wenig wie sie.
"Dixynon, ja. Es ist der Name dieser Welt."
"Ja, klar. Du willst uns wohl verarschen. Eine andere Welt existiert und dann natürlich mit dem Namen Dixynon. Sehr kreativ. Wo sind die versteckten Kameras?"
Tatiana versuchte es hinter einem Lachen zu verbergen, doch ich spürte wie unsicher sie war.
Dann sprach plötzlich wieder dieser Junge, ich hatte seinen Namen vergessen: "Na, dann erklär dir mal das hier."
Wir beide guckten ihn erschrocken an. Denn über seiner ausgestreckten Handfläche schwebte ein Stück helles Holz, und dieses Stück Holz war irgendwie... lebendig. Es war... flüssig, es formte sich zu einer Figur und als es erstarrte, sah ich einen Holzbären. Es war als ob ein wirklicher Minibär einfach mitten im Brüllen erstarrt wäre.
Der Junge betrachtete uns und schien was er sah wohl sehr lustig zu finden.
"Schließt doch die Münder, es gibt auch hier Fliegen."
Erst da ging mir auf, dass ich einfach so blöd guckte. Ich errötete leicht und machte den Mund wieder zu, doch ich konnte nur weiterhin diesen Bären anstarren. Ohne es zu wollen streckte ich die Hand aus und der Junge gab ihn mir. Er war so schön und er sah einem richtigen Bären zum verwechseln ähnlich.
"Du kannst ihn haben. Ich hoffe er gefällt dir." Der Junge lächelte und in dem Moment kam er mir gar nicht unheimlich vor.
"Danke," brachte ich hervor.
"Siehst du, wir sind gar nicht so unglaublich böse," sagte er zu Tatiana..
Ich merkte, dass sie ihm nicht glaubte. Aber irgendwie war sie auch verwirrt. Sie fand, genau wie ich, das was der Junge getan hatte, komisch war, aber auch sehr beeindruckend.
"Na, Fräulein, kein Grund zur Eifersucht, ich zaubere auch dir gerne eine Figur."
Er hatte wohl gemerkt, dass Tatiana meinen Bären fast ein bisschen eifersüchtig musterte. Bevor sie ablehnen konnte, hielt er schon ein anderes Stück Holz in der Hand, und  es wurde wie das andere flüssig. Schließlich stand die Figur von einem Mädchen auf seiner Hand. Als er sie Tatiana reichte, schnappte sie kurz nach Luft. Ich sah mir die kleine Figur neugierig an und verstand plötzlich ihre Überraschung. Es war eine genaue Kopie von ihr!
Alles stimmte. Ihre Haare, die Augen, Größe und Körperbau. Ihre Züge waren genauso fein wie in Wirklichkeit. Wow!
"Wie...?"
Sie klang mittlerweile nicht mehr böse.
Der Junge lachte.
"Halt so 'ne kleine Fähigkeit von mir."
Ich merkte, dass es mir inzwischen nicht mehr so schwer fiel, zu glauben, dass es Magie gab. Dass er wirklich und ohne schummeln so was konnte.
"Milan! Ich habe schon gesagt, dass ich nicht möchte, dass du ihnen sofort sofort alles zeigst. Dein ego ist schon so groß genug und Magie kann ganz am Anfang ein bisschen viel sein."
"Och, ansonsten hätten sie dir auch voll geglaubt," sagte der Junge, Milan, und hob eine Augenbraue.
"Jetzt will ich aber mal eine Erklärung," sagte plötzlich Tatiana. Wir alle drehten uns zu ihr. Obwohl ihr Gesichtsausdruck verwirrt war, klang ihre Stimme fest und bestimmt.
"Na, dann. Wenn du jetzt endlich beschlossen hast, uns zu vertrauen, muss ich euch wohl die Geschichte erzählen."

Halli Hallo, Leute!
Hier ist mal wieder ein neues Kapitel. Es tut mir Leid, dass es solange gedauert hat, ich hatte irgendwie immer viel zu tun. Auf jeden Fall, hier ist es. Ich bin nicht wirklich zufrieden geworden und vielleicht ändere ich es ja auch mal, doch jetzt hab ich es halt einfach mal veröffentlicht.
Bitte, schreibt mir doch in die Kommis, ob es euch gefällt und was ich ändern könnte. Danke! Ich freue mich über jedes Feedback!
Übrigens, ganz herzlichen Dank an Fire_Girl13, die als erste mein Buch überhaupt zu lesen begonnen hat, und die immer noch dranbleibt!

Weiterhin einen schönen Tag wünscht euch
Celeste

Fate Of The Blue Eyes -DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt