Kapitel 6

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"In den ältesten Zeiten gab es zwei Welten. Humanon und Dixynon. Beide waren sie groß und schön und nur getrennt durch eine magische Grenze, die jeder überschreiten durfte.
Diese Welten bevölkerten fünf Rassen. Ignis, Auquas, Aers, Terras und Tantums. Nur die vier ersten Rassen hatten magische Fähigkeiten und zwar beherrschte jede Ignis das Feuer, jede Auqua das Wasser, jede Aer die Luft und jede Terra die Erde. Nur die Tantums waren nicht magisch, daher bekamen sie ihren Namen "Tantum", da es "die einsamen" oder "die einzigen" bedeutet.
Trotzdem lebten alle in Frieden.
Einige Jahrhundertelang blieb alles so. Doch wo Gutes und Licht herrscht kommt immer auch das Böse und Dunkle.
Also geschah es, dass sich langsam ein Verbund zusammenfügte, ein Verbund der hastig wuchs. Er bestand aus allen möglichen Leuten, alle von verschiedenen Rassen, die nur eines gemeinsam hatten; und zwar ihre Gier, ihr Hass, ihr Neid. Alle ließen sie sich von ihren Gefühlen steuern.

Der Verbund wuchs und wuchs im Geheimen. Am Ende stand eine ganze Armee da, riesig und mächtig. Die Magie dieser Wesen war durch Beeinflussung ihrer Gefühle durch und durch schwarz und grausam geworden. Sie nutzten nur noch ihre Magie um anderen zu schaden.
Die Armee plünderte und ermordete überall wo sie hinkam. Alle Wesen lernten den schwarzen Nebel, der sich immer vor ihren Angriffen ausbreitete, zu fürchten, denn mit ihm kam auch immer der Geruch von frischem Blut.
Niemand konnte sich sicher fühlen, diese Armee gestattete jeder Stadt einen Besuch, nichts konnte sie stoppen oder auch nur aufhalten.
Jedoch geschah eines Tages etwas unerwartet gutes. Es gibt verschiedene Legenden und Mythen, wie es passierte; manche sagen, eine Handvoll Wesen, eine Terra, ein Aqua, ein Aer und eine Ignis haben sich mit einer Tantum, der frisch vom grausamen Heer kam, zusammengetan und sie haben dieses Mirakel bewirkt, andere sagen jedoch, dieses Wunder hätte sich von dem Blut der Unschuldigen zusammengefügt; jedoch eins ist sicher: eines Tages erschien das Orakel. Sie war ein mächtiges Wesen, die zur selben Zeit alle vier Elemente beherrschte und das Gute und Böse in sich trug. Sie konnte sich in jede einzelne Person hineinversetzten, Gefühle spüren und riesige Heere zum Stillstand bringen.
Und so endete der blutige Krieg, der Jahrzehntelang Opfer gefordert hatte."
Gedankenverloren guckte Morgan in die Flammen.
Ich wurde langsam ungeduldig und fragte: "Und was hat  bitte schön diese Märchen mit uns zu tun?"
"Ach, hätte die Geschichte hier bloß aufgehört, dann wärt ihr jetzt bei euren Familien. Jedoch, sie ging weiter."
Der große Krieger seufzte.
Dann fuhr er fort:
"Für lange Zeit hielt das Orakel alles im Gleichgewicht. Jeder konnte sie um Rat bitten. Doch es geschah was öfters nach einem Krieg passiert: Alle hatten Angst, dass es wieder geschehen könnte. Besonders die Tantum, die Menschen, fürchteten sich und vertrauten nicht wirklich dem Orakel. Langsam sammelten sie sich, am weitesten Weg von dort wo sich das Orakel niedergelassen hatte; also in der Welt Humanon. Es kamen immer mehr Tantum dazu und am Ende war ganz Humanon nur von Tantum bevölkert, da sie sich immer mehr von den anderen Rassen absonderten. Sie vertrauten niemandem außer ihren eigenen.
Schlussendlich gelang es ihnen irgendwie die Grenze zu schließen. Niemand konnte durch.
Es gelang einigen einen Formular zu finden, der die Grenze wieder öffnenkönnte, doch wir wussten, dass die Menschen sich bedroht fühlten und wer sich bedroht fühlt, greift an. Also wussten wir, es würde einfach einen neuen Krieg auslösen. Das Orakel riet uns, die Grenze nicht wieder zu öffnen. Trotzdem hielt sie auch das Böse von Humanon fern.
Die Tantums versuchten alles zu vergessen, sie vernichteten alles was sie an der Zeit vor der geschlossenen Grenze erinnerte. Sie gaben sich einen neuen Namen, Menschen und vergaßen Dixynon, die anderen Rassen und das Orakel. Dies geschah vor ungefähr 500 Jahren, also kein lebendiger Mensch erinnert sich noch.
Die Geschichte ist aber auch hier nicht zu Ende.
Das Orakel schien ewig zu leben. Es vergingen ungefähr tausend Jahre vom Ende des Krieges und es schien nicht zu altern. Jedoch dann, urplötzlich rief sie die Oberhäupter der vier Rassen zusammen und gab ihnen die letzte Prophezeiung. Und somit starb sie. Sie atmete nur ein einziges Mal noch und sagte ein Wort: Hyacintho. Blau.
Alle waren verzweifelt, doch das Orakel hatte prophezeit, dass das Neue kommen wird, nachdem das Alte weg ist. Also begannen wir unsere Suche.
Da aber das Orakel tot war, und die Welten nicht mehr beschützen konnte, sammelten sich erneut die bösen Mächte. Ein neuer Krieg begann, während wir noch immer suchten. Hektisch. Als wir in Dixynon nichts fanden, setzten wir in Humanon, in eurer Welt die Suche fort. Und schlussendlich fanden wir unser neues Orakel: Claire."
Ich sah Claire überrascht an. Das kleine Mädchen wiederum sah einfach Morgan wie gebannt aus ihren blauen Augen an. Sie schien nicht zu fassen was er grade gesagt hatte.
Blaue Augen... Moment mal! Blaue Augen...Blau...Hyacinthos...
"Hyacinthos!" sagte ich laut, als hätte ich grade entdeckt, dass die Welt nicht flach ist.
Morgan lächelte müde.
"Du bist ein schlaues Mädchen. Und du hast recht. Das Blau ihrer Augen...Auch ein Zeichen dafür, dass sie unser Orakel ist.
Meine Geschichte ist aber noch nicht zu Ende, also hört noch ein Weilchen zu.
Das Orakel das wir fanden war aber noch viel zu jung, sie war grade erst ein 5-jähriges Mädchen, als wir Claire gefunden haben. Also mussten wir uns gedulden, warten. Aber der aufziehende Krieg wartete nicht. Wir wollten dich eigentlich erst holen, wenn du zehn bist, doch die Zeiten forderten, dass wir dich jetzt holen. Du bist unsere einzige Rettung.
Ein anderer Grund weshalb es wichtig war, dich jetzt zu holen, waren deine Kräfte. Sie erwachten langsam. Erinnerst du dich an deine Alpträume? Das waren Sachen, die in dem Moment als du geschlafen hast, in Dixynon passiert sind. Also musstest du so schnell wie möglich herkommen, eher du solche Angst bekommen hast, dass du uns niemals helfen würdest.Dieses Problem hat sich allerdings von selbst gelöst, ist aber auch gleichzeitig zu einer, sagen wir mal, Komplikation geworden.

Diese Komplikation warst du, Tatiana. Wir haben Claire überwacht und somit entdeckt was du für einen beruhigenden Einfluss auf sie hattest. Sie hatte bei dir meistens ihre Kräfte unter Kontrolle. Und du konntest sie spüren.
Es war, als ob sich ein besonderes Band, innerhalb von wenigen Tagen entwickelt hatte. Deshalb wurde unser erster Plan, Claire einfach unauffällig zu kidnappen, zerstört. Ohne dich würde sie eh zu allem unfähig sein und dazu noch unruhig und ängstlich. So haben wir es uns vorgestellt. Also waren wir gezwungen euch beide mitzunehmen."
Jetzt sprach Milan: "Also, Mädels, herzlich Willkommen im Krieg."

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