Im Glas vor mir kann ich sehen, wie sich meine Trauer in Alex' Augen spiegelt. Ich würde ihn gerne umarmen, doch meine Arme zittern und zwischen und ist eine Barriere, die ich nicht überwinden kann.
Wir sehen einander wortlos an und ich erkenne das lebendige Leuchten in seinen Augen, das so gegensätzlich zu meinen stumpfen Pupillen wirkt, deren Blick ich schon seit Jahren im Spiegel vermeide aus Angst, sie würden zurückstarren und mir das Elend zeigen, das ich für mich selbst langsam Stein auf Stein wie eine unzerstörbare Mauer aufgebaut hatte.
(deine eigene schuld)
Wieso konnte ich nicht einfach eine Rolle einnehmen, die von der Gesellschaft akzeptiert worden werde? So wie früher, als ich meinen Körper noch leiden konnte. Damals, als ich Abbilder meines eigenen Körpers noch nicht gemieden hatte und meine Freunde immer lachten, wenn ich mein Gesicht verdeckte, sobald eine Kamera auf mich gerichtet wurde. Es ist unheimlich, auf Fotos zu sehen und sich nicht selbst erkennen zu können.
Wieder wandert mein Blick zu Alex' Körper. Er ist wirklich schön. Bestimmt hat auch er Tage, an denen er seine Nase oder seinen Bauch oder seine Oberschenkel nicht leiden kann, denn so sind Menschen heutzutage nun mal, gesteuert von einer Gesellschaft, die uns unerreichbare Ziele und ungesunde Grundlagen vorsetzt, doch Alex wird sich niemals die Brust abbinden müssen, um mit wenigstens ein wenig Selbstvertrauen das Haus zu verlassen, er wird nie seine Stimme verstellen müssen, in der Angst, sonst als Mädchen bezeichnet zu werden oder vor jeder beschissenen Sportstunde das Gefühl haben, in der falschen Umkleide zu sein
(aber da gehörst du hin das weißt du das ist nur eine rolle die du spielst finde dich einfach damit ab du bist ein MÄDCHEN)
und sich angestarrt zu fühlen von all den Leuten, in deren engstirnige Einsichten und kleinkarierten, stereotypischen Vorstellungen er nicht herein passt.
Er wird nichts davon empfinden müssen.
Nicht so wie ich. Jeden Tag.
Und das nur, weil er in den richtigen Körper geboren wurde.
Wir sehen uns an und ich weiß, dass er mich versteht, meinen Schmerz teilen kann, obwohl er ihn nie so empfunden hat.
DU LIEST GERADE
mirrors
Paranormal,,Du bist ich", sage ich in Richtung Spiegel und sehe ihn letztendlich richtig an. Seine Haare sind wie meine, sein Shirt, seine Jeans, sogar die unterschiedlichen Socken, weil ich heute Morgen verschlafen und panisch irgendetwas aus meinem Schrank...