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Mercers POV

"Willkommen in meiner Wohnung. Mach's dir gemütlich.".
Ich deutete in Richtung Wohnzimmer und bog in meine Küche ab, um Spencer etwas Kaffee zu kochen.
Während ich darauf wartete, dass der Kaffee fertig wurde, hörte ich Spencer seinen Weg durch meine Wohnung fortsetzen. Vermutlich sah er sich die Bilder an meinen Wänden an oder las sich die Rückseiten meiner Bücher durch. Ich grinste bei der Vorstellung, wie er sich die Rückseiten meiner Romane durchlas.
Kurze Zeit später war der Kaffee endlich fertig und ich ging mit einer Tasse ins Wohnzimmer. Spencer saß auf meiner Couch und sah sich einen großen Bilderrahmen an, in den ich unzählige Fotos geklebt hatte, alle von Geburtstagen, Urlauben oder von schönen Tagesausflügen. Ich stellte die Tasse vor ihm ab und setzte mich ihm gegenüber auf meinen kleinen Sessel.

"Spencer...?", fragte ich vorsichtig. Er hatte die letzten Minuten kontinuierlich auf die Bilder gestarrt, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
"Entschuldige....ich war in Gedanken.".
"Das habe ich gemerkt. Ist alles in Ordnung?".
Er nickte stumm und trank ein wenig Kaffee.
Die peinliche Stille zwischen uns zog sich in die Länge und wurde langsam unangenehm. Es war seltsam, wie man sich gegenüber sitzen konnte und kein Wort raus brachte, sich aber sonst seitenlange Briefe schreiben konnte, ohne das es einem peinlich war.  Wir saßen uns gegenüber wie.....Fremde. Was wir im Grunde auch waren, aber das wollte ich nicht. Ich wollte ihn kennen und mich mit unterhalten könne, wie mit jedem Anderen auch, so wie wir es in unseren Briefen getan hatten. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte nicht das Spencer nur der Mann blieb, mit dem ich über Briefe kommuniziert hatte. Ich wollte ihm näher kommen. 'Zumindest mal Freundschaftlich.', dachte ich, erschrocken über meine Gedankengänge.
"Ehhhm.....du hast eine schöne Wohnung.", räusperte er sich nach einer Weile und ich seufzte innerlich.
"Danke.".
"Und du hast eine beachtliche Büchersammlung.", er legte eine kurze Pause ein, "du hast in deinen Briefen nicht übertrieben.".
Ich lächelte: "Du hast mit Sicherheit mehr. So schnell wie du lesen kannst, musst du Hunderte besitzen.".
Jetzt war es an ihm kurz zu lachen: "Ich leihe mir sehr viele Bücher aus, weil es sonst ein wenig zu eng in meinem Wohnzimmer werden würde.".
Ich unterdrückte ein Grinsen, bei dem Gedanken wie Spencer zwischen dutzenden Bücherregalen saß und nicht mehr wusste wohin mit seinen neusten Errungenschaften.  Diese Vorstellung war irgendwie niedlich.
"Ist das deine Mutter?", fragte er plötzlich Ernst.
"Ja, das ist sie.".
Er nickte knapp und griff wieder nach seiner Tasse: "Ihr seht euch ähnlich.".
Ich nickte nur kurz und betrachtete sein Gesicht. Schöne, große braune Augen, längere, braune Haare und feine Gesichtszüge, überschattet von einem Anflug von Trauer? Schmerz? Ich war mir nicht sicher. Er schien wieder tief in seinen Gedanken versunken zu sein. Besorgt sah ich, wie er sich anspannte, woraufhin ich mich leise räusperte. Hatten er und seine Mutter keinen guten Kontakt? Er hatte mir nie von ihr geschrieben.
"Spencer...", versuchte ich es wieder.
"Tut mir leid.", sagte er wieder. Er trank einen Schluck Kaffee und öffnete den Mund, so als wolle er mir etwas sagen. Innerlich versuchte ich mich vorzubereiten auf das, was unter Umständen kommen mochte.
"Weißt du....meine Mutter...also....", er holte nochmals tief Luft. Irgendetwas belastete ihn und in mir keimte der Wunsch auf, ihm diese Last zu nehmen. "Ihr geht es nicht gut. Sie ist krank....aber nicht so wie du denkst. Sie....sie leidet an Schizophrenie....und ist rückfällig geworden, trotz Medikamenten und Psychologischer Betreuung. Momentan hat sie wieder einen akuten Schub und....und selbst die Ärzte vor Ort wissen nicht wie sie weiter verfahren sollen. Sie werden jetzt die Medikamente umstellen und eine 'Rund um die Uhr Betreuung' organisieren, damit auch wirklich nichts passieren kann.". Spencer stockte, nahm einen Schluck Kaffee und holte tief Luft. Ich sah wie er mit sich rang und verspürte den Drang ihn zu Umarmen. Das war also mit seiner Mutter. Ich hatte nicht sonderlich viel Ahnung von Schizophrenie, aber ich wusste genug um zu wissen, was er mit einem 'akuten Schub' meinte. Schockiert sah ich ihn an.
"Ich weiß, ich sollte mir von Hotch eine Auszeit geben lassen und zu ihr fliegen, aber ich kann es nicht. Ich habe Angst, sie so in diesem Zustand zu sehen. Ich schreibe ihr jeden Tag einen Brief, seitdem ich sie in das Sanatorium eingewiesen habe. Sie wollte nicht dorthin, aber ich habe sie einfach abholen und mit nehmen lassen. Es war das Beste für sie. Die Ärzte vor Ort können ihr besser helfen als ich es jemals könnte. Wenn ich Urlaub habe, fahre ich sie immer besuchen.", sagte er.
Ich nickte. Ich konnte mir den jungen Spencer, der zum Besten seiner Mutter entschieden hatte, sehr gut vorstellen. Diese Bilder waren schrecklich und voller Schmerz und Trauer.
"Das tut mir leid Spencer, so unendlich leid.". Ich schüttelte niedergeschlagen den Kopf und schimpfte mich innerlich, wieso mir nichts sinnvolleres einfallen wollte, wie ein blödes 'es tut mir leid', was ihm nicht einen Meter weiter half.
Er nickte nur leicht.
"Darf ich dich was fragen? Wo war dein Vater zu der Zeit?". Es ergab keinen Sinn. Wieso hatte Spencer seine Mutter einweisen müssen, wenn sein Vater doch noch da war? Hätte dann nicht sein Vater die Einweisung übernehmen sollen?
"Mein Dad hat uns damals verlassen. Er kam mit Ereignissen aus der Vergangenheit nicht mehr klar und als die Erkrankung meiner Mom schlimmer wurde, verlies er uns. Einige Jahre später fand ich durch einen Fall von uns heraus, dass er all die Jahre ganz in unserer Nähe gelebt hatte. Er hatte sich nie gemeldet, behauptete aber stolz auf mich zu sein. Immerhin hat er meine Karriere bei der BAU in der Zeitung verfolgt, was ihn angeblich zu einem guten Vater macht.". Aufgebracht stellte Spencer die Tasse ab und sackte ein wenig in sich zusammen. Schockiert hatte ich die Luft angehalten, die ich jetzt laut ausatmete. Wie konnte man seinem Kind so etwas antun? Ich gab dem Drang nach und setzte mich neben Spencer auf die Couch. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihn und zog ihn zu mir. "Das tut mir alles so unendlich leid Spencer! Ich wünschte ich könnte dir helfen. Hast du jemandem davon erzählt?".
"Von der Schizophrenie meiner Mom? Ja, das Team weiß bescheid. Von dem Rückfall habe ich ihnen allerdings nichts erzählt, weil Hotch mich ansonsten beurlauben würde.".
Wieder nur ein Nicken meinerseits.
"Und weißt du was das schlimmste ist?", fragte er nach einer Weile, während sein Kopf an meiner Schulter lag, wobei mich sein warmer Atem streifte und ich sofort eine Gänsehaut bekam. 'Verdammter Körper', schimpfte ich innerlich.
"Nein.", antwortete ich auf seine Frage.
"Schizophrenie ist vererbbar. Es ist wahrscheinlich, dass ich bald auch daran erkranken werde.".
Schlagartig wurde mir übel. Das war nicht fair. Dieser junge Mann hatte schon so viel hinter sich und jetzt sollte das auch noch dazu kommen? Ich versuchte meine Tränen zurück zuhalten und zog ihn noch näher zu mir.
"Ich bin da.", sagte ich leise.


Morgans POV

"Was denkst du was Pretty Boy und Brieftäubchen jetzt anstellen?". Grinsend sah ich zu JJ die entspannt nach ihrem Cocktail griff.
"Brieftäubchen? Wirklich? Naja...Ich hoffe sie werden sich über etwas unterhalten, was nichts mit super schlauen Sachen zu tun hat.". Ich lachte laut: "Als ob! Wahrscheinlich textet er sie gerade über die Quantenphysik zu und sie fraget sich, was sie sich da angetan hat.".
"Das glaube ich nicht.", mischte sich nun Emily in das Gespräch ein. "Ich glaube die Beiden haben mehr über was sie sich unterhalten.".
"Das denke ich auch. Es mag sein, dass wir uns Spencer nicht mit einer Frau vorstellen können, aber er wird sie nicht nur zu texten. Sie macht auf mich einen positiven, sensiblen Eindruck, so als könnte man mit ihr über alles reden. Und wer weiß...ich denke Spencer vertraut ihr. Vielleicht haben sie jetzt die Atmosphäre um sich besser kennen zu lernen.".
"Guter Einwand JJ!", sagte Emily. Ich gab mich geschlagen und hob als Zeichen dafür meine Arme. "Okay Ladies. Ich gebe den holden Damen recht. Aber glaubt ihr, er vertraut ihr so stark, dass er ihr viel preisgeben wird? Ich meine, seit der Sache mit Maeve....".
"Morgan....ich weiß, dass du dir nur Sorgen um ihn machst, aber das brauchst du nicht. Spencer ist alt genug und schlau genug, um zu wissen wem er vertrauen kann und wem nicht. Außerdem geht es uns nichts an, was die Beiden sich erzählen. Immerhin haben wir nicht wirklich eine Ahnung, wie lange und gut sie sich schon kennen.", sagte JJ und setzte sich auf ihre Liege am Pool.
"Punkt für dich. Lassen wir ihnen den Freiraum den sie benötigen. Wir werden früh genug Erfahren was los ist.", murmelte Emily und legte sich wieder auf ihre Liege, um sich weiter zu sonnen.
Ich schloss meine Augen und dachte an Reid und Elizabeth. Schon süß die Beiden. Aber Emily hatte recht. Wir würden schon früh genug bescheid wissen, wie es zwischen den Beiden stand.





Hallo zusammen! Endlich melde ich mich nochmal! ^^
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Kommis, Votes und Nachrichten sind gerne gesehen.
Bis (hoffentlich) bald!
Eure Natalie :)





Unknown Love (~Spencer Reid~)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt