Kapitel 3

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Am nächsten Morgen hol ich mir mein Frühstück mit hinter die Vorratskammer und stelle fest, dass sich Luken in Abstand von ein paar Metern nacheinander öffnen. Also klettere ich schon einmal in das Spiegelsystem und fange an mein Frühstück zu essen. Es besteht heute aus einer Art Müsli in einer Tüte, in der früher immer so Baby Brei ober Fruchtmus war. Auf jeden Fall ist im Vergleich zu anderen Sachen hier im Weltall echt lecker. Und da heute Liam Austeildienst hat, habe ich sogar zwei bekommen. Er mag seines nämlich nicht. Oder er hat mir seins gegeben, weil er mich mag! Ich grinse versonnen und bin wegen ihm gleich schon viel besser drauf. Das bedeutet, dass er gut für mich ist und das ist eine Art Aufforderung von meinen Gedanken an mich, dass ich mit ihm zusammenkommen muss. „hey!" Ich brauche eine Sekunde um mich daran zu erinnern, dass ich hier mit Jacob verabredet bin. Um etwas Sinnvolles zu sagen, erkläre ich ihm, dass die Luken auch schon früher aufgehen. „Ich weiß", meint er, „aber warum bist du heute so fröhlich?" Scheiße, er hat mir grinsen sehn. Mit geschlossenen Augen. „Nichts Besonderes", erwidere ich mal wieder sehr schlagfertig. Er jedoch fragt nicht weiter nach, sondern zieht nur seine Augenbrauen hoch. „T12a?", fragt er stattdessen. Ich nicke. „Ihr habt heute Konferenz", meint Jacob, „da ihr Pflanzen erstellen sollt, damit man daraus Waffen bauen kann. Ich bin übrigens der Sportlehrer von der Akademie, aber dieses und nächstes Jahr hat niemand Sport genommen und ich soll euch das Kämpfen beibringen." Es gibt einen Sportlehrer an der Akademie? „Cool", sag ich, „Ich wollte immer schon einmal Boxen lernen." „Es wird eher kein Nahkampf werden, da die IRB über Pistolen verfügt und wir hoffentlich über Schlagstöcke, Wurfsteine und vor allem Pfeile und Bögen und Blasrohre mir Gift." „Auch Schleudern?", frage ich. „Ja", antwortet Jacob, „ich muss mir heute vor der Konferenz alle, die mitkämpfen anschauen und mir notieren welche Waffen zu ihnen passen könnten. Dann könnt ihr auf Massenproduktion schalten." Jetzt weiß ich, was Mama mir ungerechter Arbeitsverteilung gesagt hat. Doch dann fällt mir etwas auf. „Warum warst du eigentlich schon angereist, wenn doch eigentlich noch abgestimmt werden sollte?", frage ich Jacob. „Es war eigentlich schon klar, wie ihr abstimmen würdet und Leila oder der Minister hätten...haben es eben gewusst." Ok, das war ja mal eindeutig nicht das, was er ursprünglich sagen wollte. Aber ich ließ mir nichts anmerken. „Ach ja, wegen Leila, ich dachte immer sie hätte die Kontrolle über unser Team und muss nichts verheimlichen.", meine ich.

„Ich glaube, dass sie uns schützen will"

„Schützen, vor wem denn?"

„Keine Ahnung, war nur so eine Idee"

Na klar, als ob Jacob unbegründet auf so etwas kommen würde. Ich habe echt keinen Bock mehr auf ihn, wenn er nie sagt was er denkt. Deshalb sage ich ihm ich müsste heute früher weg als gestern und hau ab. Meine gute Laune von vorhin ist verflogen und nicht einmal mein zweites Müsli kann mir einen solchen Zuckerschock verpassen, dass ich wieder fröhlich werde.

Als ich dann in der Zentrale am schwarzen Brett, das bei uns eigentlich weiß ist, die Termine bei Jacob als Trainer erfahre, sinkt meine Laune zum absoluten Nullpunkt. Genau während meinem Mittagessen. Super. Wütend stampfe ich zu meinem Arbeitsplatz. Man kann nämlich auch in der Schwerelosigkeit stampfen. Man muss sich nur fest genug von den Wänden abstoßen. Dann darf ich auch noch die Drecksarbeit machen, wie wir sie manchmal nennen. Man muss die ganzen Nahrungsmittel von den Transporter, die jeden Tag von anderen Teams eintreffen, zuder Küche  oder zu dem leeren Transporter auf der anderen Seite des Teams tragen. Also eigentlich natürlich schieben. Aber dann muss man auch noch das Mittagessen vorbereiten, was manchmal sehr ekelhaft ist, da man danch genau weiß aus welchen Mitteln unser Essen zusammengemischt ist. Aber dann ist man trotzdem schon um halb zwölf Uhr fertig und muss noch ganz kurz zurück zur normalen Arbeit. Scheißjob. Einmal tief durchatmen, an Liam denken und durch. Mein unglaubliches Motto. Es funktioniert aber wirklich. Man muss sich nur sagen, dass danach alles besser ist und dann ist es gar nicht so schlimm. Ich schiebe einen Wasserbehälter vor mir her, während ich ich genau weiß wie schnell ich arbeiten muss. Alles in einer bestimmten Zeit, nicht zu schnell und nicht zu langsam, genau in einem Tempo, dass man nicht einschläft, aber auch nicht normal gehen kann. Die Zeit ist nämlich für alle gleich und ich bin wie gesagt eine der Schnellsten hier. Eine Stunde nach der anderen kriecht davon. Als es halb zwölf Uhr ist, geh ich schnell auf Klo, da ich mit der halben Stunde eh nicht anfangen kann. Dann, um zwölf Uhr, bin ich für zwei Sekunden froh, dann denke ich an Jacob. Möglichst langsam begebe ich mich zu ihm in den Fitnessraum. Ich habe Hunger, aber man kann sich erst ab viertel nach zwölf etwas zu essen holen. Und genau dann habe ich den Termin. Als ich ankomme kommt Tobias gerade aus Kabine 12. Ich frage ihn, in welche Kabine ich muss und er sagt, dass Jacob in 1 ist. War ja auch irgendwie klar. Eins hört sich auch viel besser an. Ich schaue auf meine wunderschöne Uhr und geh rein. Jacob kommt auf mich zu und drückt mir ein Mittagessen in die Hand. „Ich habe mich dafür eingesetzt, da ich weiß, dass du ja sonst nichts zu essen hättest", erklärt er. Ich werfe ihm einen ungläubigen Blick zu, den er offenbar missversteht, da er sagt, ich solle schnell essen, da er ja seinen Job machen muss. Also schlinge ich schnell den undefinierbaren Brei von Mittagessen herunter. Es ist so, eine der drei Mahlzeiten ist immer lecker, normalerweise und heute war es eben das Frühstück. Danach muss ich nacheinander verschiedene Federn versuchen zu dehnen oder einzudrücken. Jacob macht sich Notizen und sagt, er würde mir heute noch Bescheid sagen. Dabei wirft er mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Die Frage lautet, ob ich mich heute Abend mit ihm treffen will oder nicht. Da er mir heute jedoch mein Leben gerettet hat, mit dem Mittagessen, muss ich ihm noch eine Chance geben. Außerdem sage ich je auch nicht alles, was ich denke. Das sollte ich genauso ändern wie er. Also nicke ich.

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