Kapitel 31

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Als die Lage gesichert ist begebe ich mich zu den Kontrollraum, in dem sich immer noch Jacob befindet.
"Jacob! Alles ist sicher. Ihr könnt rauskommen!", rufe ich durch die dicke Tür.
Ein Klicken ertönt und die Tür gleitet zur Seite. Dahinter sehe ich zwei auf mich gerichtete Pistolenläufe. Ich zucke zusammen, aber sobald sie sehen, dass es nur ich bin senken sie die Waffen wieder.
"Mia!", flüstert Jacob und nimmt mich fest in den Arm, "ich liebe dich"
Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich dich auch", röchle ich, da er mich ein bisschen zu fest drückt.
"Oops, sorry, tut mir leid", murmelt er und lässt mich los.
"Kein Problem"
"So, dieses Wiedersehen ist ja schön und gut, aber könnte mir bitte jemand sagen, was genau passiert ist? Manche Kameras sind kaputt gegangen und andere konnten wegen des Blutes nichts erfassen."
"Nachdem die Luft zu schlecht wurde haben die Schießereien aufgehört und wir haben so schnell wie möglich Masken für alle geholt. Dann haben wir versucht Frieden zu schließen, was nicht möglich war. Deswegen haben wir dann die restlichen 20 Männer und Frauen Gefangen genommen."
"Wer ist von uns gestorben?", fragt sie leise.
"Ich hatte zu viel Angst um mich um zuschauen."
Beide nicken verständnisvoll.
"Wir gehen jetzt auf jeden Fall zu den anderen und helfen mit die Toten irgendwie zu bestatten", beschließt Jacob.
Also sind wir zwei Minuten später wieder in der Zentrale. Hier herrscht komplette Ruhe. Niemand redet, nur viele Schluchzer erklingen. Von uns sind 18 Leute gestorben, jedoch niemand aus meinem ursprünglichen Team und niemand also niemand, den ich sehr gut kannte. Trotzdem wusste ich ihre Namen: Anna, Noël, Rose, Gorgia, Olivia, Diana, Townes, Elias, Ben, Alex, Marcel, William, James, Ed, Clara, Oli, Luca und Iris.
Alle haben Freunde und Familie, die nun um sie trauern. Ich frage mich, ob es das überhaupt wert ist. Rechtfertigt unser Ziel Tote? Bei Gefangenen in Verletzten war es ein klares Ja, aber jetzt?
Andererseits können wir auch jetzt nicht aufgeben, nicht nachdem Leute ihr Leben hierfür gegeben haben.
Ich bewege mich an den Trauernden vorbei in unser Raumschiff zu Leilas Büro.
"Hey, Mia", begrüßt sie mich müde.
"Hallo. Weißt du schon wie wir sie bestatten wollen?"
"Nein"
"Verbrennen verbraucht zu viel Sauerstoff, das können wir uns nicht leisten. Lagern kommt natürlich auch nicht in Frage. Bleibt eigentlich nur noch einfach ins All schicken, oder?"
"Bring das mal den Angehörigen bei"
Sie seufzt. Erst jetzt bemerke ich die dunklen Augenringe unter ihren Augen und ihre roten Augen.
"Alles okay bei dir?", frage ich sanft.
"Nein. Diese Menschen, diese 50 Menschen insgesamt sind wegen mir gestorben. Weil ich den Angriff so geplant habe. Weil ich die Strategie nicht geändert habe. Weil ich zu dumm war die Konsequenzen zu erkennen."
Ich bin sprachlos.
"Leila? Sag doch so etwas nicht."
"Warum? Es stimmt doch."
"Du kannst jetzt nicht einfach aufgeben und aufhören."
"Warum nicht? Es hat doch alles keinen Sinn mehr."
"Diese Menschen, die gerade um die Gefallenen trauern, sie brauchen dich. Sie brauchen Hoffnung. Selbst wenn du denkst, es wäre umsonst gewesen, sie dürfen es nicht denken. Sonst stürzen sie in das gleiche Loch in dem du doch befindest. Wenn du schon nicht für dich selbst da rauskomm, dann zieh doch wenigstens niemand anderen mit rein!"
"Mia? Du solltest meine Reden halten. Du bist so viel besser als ich. So viel talentierter."
"Leila. Wenn du willst helfe ich dir, aber du musst das jetzt noch bis zum Ende durchziehen. Wenn du aufhörst werden alle aufhören und 50 Tote waren umsonst. Für nichts. Einfach so grausam ermordet ohne Ziel. Leila, du hast keine Wahl. Du musst das jetzt durchziehen."
Sie nickt zitternd. Ihre Auge füllen sich mit Tränen, als sie weiter redet.
"Wir haben uns getroffen, weißt du, Ed und ich. Er war unglaublich. So nett und freundlich. Und so klug. Ich glaube ich bin gerade mit ihm über meinen Ex und meine Tochter hinweg gekommen. Über ihren Tod. Und dann stirbt er. Ich habe es sogar auf Video."
Sie schluchzt auf und drückt auf einen Knopf. Auf einem Bildschirm erscheint Ed. Er wird von einem Pfeil getroffen. Ich schaue schnell weg.
"Leila, warum tust du dir das an?"
"Ich weiß es nicht."
"Lass das. Bitte. Es wird dich zerstören."
"Okay"
"Wir werden jetzt die Gefangenen durchzählen und sie fragen wer von ihnen fehlt. Dann werden wir die Leichen säubern und identifizieren lassen. Wir geben den Angehörigen die Leichen für höchstens zwei mal 24 Stunden, danach werden sie ins All geschickt. Wir werden kleine Gedenktafeln mit Namen machen und die persönlichen Gegenstände verteilen unter den Angehörigen. Okay? Wir helfen dir alle. Du bist nicht alleine."
"Okay. Dann mal an die Arbeit."
Sie lächelt schief, gekünstelt und unter Tränen. Aber sie wird weitermachen und das ist die Hauptsache.

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