Kapitel 32

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"Es fehlen 32 von den Gefangenen. Es sind auch 32 Tote, die nicht zu uns gehören", erstatte ich Leila Bericht.
"Das ist gut. Also zumindest versteckt sich niemand mehr"
"Genau. Wir fangen jetzt an die Leichen alle zu säubern. Ich schätze mal, du willst nicht mitmachen?"
"Doch, doch. Ich kann ja nicht meine Arbeit komplett euch überlassen." Sie hält kurz inne. "Der kleine Zusammenbruch gestern tut mir wahnsinnig leid. Natürlich mache ich weiter. Aber danke."
"Kein Problem", antworte ich vorsichtig.
Zu zweit begeben wir uns wieder in die Zentrale. Hier werden die Leichen gelagert. Laut Tobias bleiben und noch drei mal 24 Stunden bevor sie anfangen zu stinken.
Das heißt sie müssen in 24 Stunden fertig sein mit dem Waschen und so. Wir stellen uns in einer Reihe auf uns jede Gruppe kümmert sich um etwas anderes. Am Anfang werden sie entkleidet, danach gesäubert. Anschließend bekommen sie frische Kleidung und meine Gruppe bürstet die Haare. Dann sind sie fertig. Zum Schluss lassen wir die Gefangenen rein kommen. Wir zeigen ihnen die Leichen und sagen ihnen, dass sie zwei Tage Zeit haben um sich zu verabschieden. Natürlich unter Aufsicht.
Da ich heute genug getan habe, muss ich das erst mal nicht bewachen. Jacob leider schon, weswegen ich ins Bett gehe. In den letzten Stunden hatten wir uns kaum gesehen und ich freue mich so darauf viel Zeit mit ihm zu verbringen, wenn wir das alles hier geschafft haben. Falls wir das alles schaffen.
Ich hoffe, dass auf Team 2 kein wirklicher Widerstand existiert. Ich bin müde vom Kämpfen. Ich will das nicht mehr machen. Und vor allem will ich niemanden mehr töten.
Jetzt, wo ich endlich alleine bin nach dem Kampf kommen die Gedanken zurück. Die Gedanken an die Leute, die ich ermordet habe. Es waren 6. Vier Männer und zwei Frauen.
Gerade habe ich die trauernden Angehörigen gesehen. Eine der Frauen hatte einen Mann, ein Mann einen Bruder, einer eine Freundin, einer einen Erwachsenen Sohn. Und alle hatten Freunde. Ich hatte 15 Menschen eine wichtige Person aus ihrem Leben genommen. Tränen treten in meine Augen. Das wäre als wenn mir meine Mutter oder Jacob genommen würde. Ich weiß nicht was ich dann hätte machen sollen. So hilflos fühlen sich jetzt vielleicht 15 Menschen wegen mir. Weil ich abgedrückt habe. Unter Tränen schlafe ich schließlich ein.

Als Jacob mich aufweckt, sind die anderen dabei, die kleinen Täfelchen zu gestalten. Ich übernehme das meiner Mutter, damit sie schlafen gehen kann. Mit einem Hammer und einem Meißel versuche ich, möglichst nach den Wünschen des besten Freundes den Namen "Eric" einzuritzen. Er erzählt mir viel über Eric und lässt mich seine Lieblingsblume neben dem Namen einhämmern.
"Er hat Sonnenblumen geliebt. Immer hat er davon geredet eine zu züchten. Ich würde alles dafür geben, das selber ein zu ritzen, aber schau dir meine Hand an. Die kann ich wenn ich Glück habe in einem halben Jahr wieder anfangen zu benutzen."
Ich nicke einfach und lasse ihn reden. Nach einer Weile bin ich dann fertig und hole mir etwas zu essen.

Sofort geben sie mir für 20 Gefangene das Essen mit und schicken mich zurück. Voll beladen komme ich an, werde aber freudig begrüßt. Sie haben ja alle Hunger.

Als ich alles abgeladen habe bringe ich noch den anderen Gefangenen, die nicht in der Zentrale sind und trauern, ihr Essen.

"Hey, Mia", begrüßt mich Liam.
"Hey,  wie geht's?", antworte ich.
"Okay. Es wird immer enger hier."
"Wir haben es fast geschafft", erzähle ich ihm.
"Ich hoffe nur, dass sie meiner Familie nichts getan haben. Ich meine, ich habe doch mein bestes gegeben. Was wollen sie denn noch von mir verlagen?" Er klingt leicht verzweifelt.
"Natürlich geht es ihnen gut. Sie können ja nicht einfach umgebracht werden. Das würde doch auffallen"
"Ich hoffe so sehr du hast Recht" Liam seufzt. "Weißt du, ich stehe hinter eurer Rebellion, aber ich kann nicht helfen."
"Das kann sicher jeder hier verstehen.  Niemand wird dir Vorwürfe machen wenn das hier alles vorbei ist. Nur jetzt können wir dich natürlich nicht rauslassen."
"Das ist sowieso klar"
"Ich muss jetzt auch wieder weiter, es gibt noch so viel zu tun" Ich seufze.
"War aber schön mal wieder mit dir zu reden"
"Ja. Tschau"
"Bis ... irgendwann, Mia"

Ich bin verdammt froh, dass es ihm gut geht und dass wir nach all dem immer noch normal reden können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 25, 2017 ⏰

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