Kapitel 22

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Es ist wundervoll und ich kann mich nicht sattsehen. Ich ignoriere auch weitesgehend die Funksprüche von Ethan in denen er seine Begeisterung ausdrückt. Ich hingegen bin einfach nur sprachlos und beeindruckt von der Schönheit des Alls. Ich weiß nicht wie lange ich so rumsitze, aber es kommt mir wie Stunden vor. Genauso gut könnten es Tage, Minuten oder Sekunden sein. Zeit spielt einfach keine Rolle.

Irgendwann holt mich die Realität jedoch wieder ein und ich konzentriere mich mehr auf Ethans Stimme. "Mia! Hörst du mich! Scheiße!" Er denkt, die Verbindung sei kaputt.

Grün "Alles gut, ich war blos abgelenkt" Blau

"Mia! Ich dachte wir müssten die Mission abbrechen!"

Grün "Tut mir leid" Blau

"Schau mich doch wenigstens an wenn du mit mir redest!", motzt er.

Grün "Jaja" Blau

Dann reiße ich meinen Blick von der Unendlichkeit los und schaue zu Ethan. Er sieht wütend aus, aber durch den Helm erkenne ich nicht viel und das hätte ich auch anhand seiner Stimme wissen können.

Wir starren uns gegenseitig ein wenig an, dann wieder das All.

Und dann, als ich schon denke wir hätten den Zeitpunkt verpasst, kommt Bewegung in die Ausrüstung unter uns. Wir werden ein wenig ausgerichtet und unser Anzug verfällt in eine Art Starre. So können wir uns nicht bewegen und auch nicht die Richtung beeinflussen. Ich mache mich bereit, also geistlich. Atme tief ein und aus.

Funken kann ich im Moment auch nicht, da ich ja nicht auf irgendwelche Knöpfe drücken kann.

Plötzlich geht es dann los. Mein Magen fühlt sich extrem komisch an, wie auf einer Achterbahn nur schlimmer. Mein ganzer Körper wird nach vorne katapultiert und zwar mit einer Wucht, die mich überrascht. Natürlich wusste ich, dass der Start so wird, aber in Realität ist es noch einmal etwas anderes.

Nach ein paar Sekunden lässt auch die Starre am Anzug nach und ich kann mich wieder bewegen. Natürlich drehe ich mich erstmal zu Ethan, der einen Meter neben mir schwebt. Wir könnten uns an den Armen fassen, theoretisch. Sollen wir nicht, Tobias will einfach seine Rechnung nicht gefährden. Und es geht ja auch um unser Leben.

Ethans Augen sind weit aufgerissen.

Grün "Alles klar bei dir" Blau

"J-ja, alles prima. Das eben war krass"

Grün "Ja, aber jetzt ist es ja vorbei. Jetzt können wir nur noch abwarten" Blau

Der Druck auf meinen Körper hatt natürlich schon längst nachgelassen, wie bei einem Zug der anfährt. Aber während der Fahr spürt man gar nichts.

"Ja und jetzt, wo du antworten musst und nicht wegrennen kannst..."

Grün "Ich renne nie weg" Blau

"Wie läuft es zwischen Javob und dir?"

Ein Knurren dringt aus meiner Kehle, das er aber nicht hören kann.

Grün "Wir haben jetzt echt dringenderes zu besprechen" Blau

"Was denn?"

Grün "Hmpf.... nichts...." Blau

"Also?"

Grün "Man es hat sich nichts geändert an unserer Situation! Er ist enttäuscht und ich habe keine Ahnung!" Blau

"Denkst du ihr seid sehr gute Freunde"

Grün "Auf jeden Fall" Blau

"Was denkst du über sein Aussehen?"

Grün "Gut, also... ja sehr gut" Blau

"Warum?"

Grün "Seine Augen sind so dunkel und er hat lange Wimpern und seine Haare sind flauschig und sein Körpernau ist... also er ist heiß" Blau

"HAHaha! Heiß! Dir ist hoffentlich klar, dass man normalerweise Freunde nicht heiß findet?"

Grün "Warum denn nicht?" Blau

"Weil... spricht dich also sein Äußeres an? Also als .... fester Freund"

Grün "Ja, ich denke schon. Liam sah halt anders aus, aber das will ja nichts heißen. Früher stand ich auch mal auf jemanden mit dunklen Augen und schwarzen Haaren." Blau

"Also dann halte ich mal fest: Du magst seinen Charakter sehr gerne. Du liebst sein Äusseres."

Grün "Jaa" Blau

"Gott, du bist echt bescheuert. Das einzige was fehlt ist seine 'Fester Freund'- Seite, sonst magst du alles an ihm?! Dann musst du ihm eine Chance geben. Aber sag ihm das auch so. Dass du dir immer noch nicht 100% sicher bist, aber es ausprobieren willst."

Grün "Aber wenn er nicht das ist, nachdem ich suche? Was, wenn ich ihm irgendwann das Herz breche? Er hat jemanden verdiehnt, der sich sicher ist!" Blau

"Er will aber dich. Und wenn du das nicht machst geht eure Freundschaft verloren. Aber ich will dich zu nichts zwingen..."

Grün "Idiot! Aber ich glaube, du hast Recht. Er ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Wenn er überhaupt noch will" Blau

Danach schweigen wir eine Weile. Beide hängen wir unseren eigenen Gedanken nach.

Wie zur Hölle bin ich von einem normalen Mädchen zu einer im All schwebenden Frau geworden?

Warum bin ich gerettet worden? Warum habe ich Jacob getroffen? So viel Zufall, so viel Glück.

Das mit Jacob hat angefangen, als ich nach dieser DNA-Verbesserungs-Idee nach Informationen gesucht habe. Das erscheint Ewigkeiten von mir entfernt. Ich schaue zurück zu unserem Raumschiff. Es ist nur noch eine kleine schimmernde Kugel in der Ferne. Ich habe das DNA-Zeug wirklich ernst genommen, aber eigentlich macht uns Menschen doch gerade aus, dass wir nicht perfekt sind.

Klar, wir können perfekt erscheinen oder für eine andere Person perfekt sein. Aber wir alle machen Fehler. Und solange unsere Fehler nicht andere in ihrem Leben beeinträchtigen ist das auch okay. Außerdem sind Fehler zu subjektiv um sie auszumerzen.

Das ist mir durch Jacob klar geworden. Er hat mich auf meine Fehler hingewiesen, ohne mich als dumm oder so hinzustellen. Er ist perfekt. Die Erinnerungen lassen mich lächeln. In meinem Kopf laufen Bilder von ihm ab wie ein Film. Sein Lächeln. Sein Gelächter. Seine Stimme. Sein Profil, das verdammt gut ausieht. Sein wütender Blick, als er mich mit Liam gesehen hat. Und natürlich die erste, die ich von ihm habe. Sein Kuss. Ich habe ihn damals gar nicht wahrgenommen, aber wenn ich könnte, würde ich auf jeden Fall noch einmal ihn küssen. Diesmal richtig.


Hoffe die Wende in ihrem Kopf kam nicht zu unglaubwürdig rüber, aber ich schaffe es iwie nicht, das anders zu schreiben.

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