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„Kannst du dieses Spezial-Futter-Dings holen? Ich bring den Mist weg", ruft Black über die Schulter, während er nach der Schubkarre greift, in der sich die Einhornkacke befindet.
Ich nicke, obwohl er es nicht sehen kann und strecke mich nach dem Hängeschrank, in dem das Spezial-Kraft-Futter für das Einhorn über die Ferien ist. Da wir alle drei nach Hause fahren, geben wir unserem Schützling jetzt das Kraftfutter, was eigentlich erst in vier Tagen fällig wäre.
Doch selbst nach drei Versuchen auf Zehenspitzen komme ich nicht an diese verdammte Schranktür ran. Verzweifelt hüpfe ich ein bisschen hoch und tatsächlich schaffe ich es, die Schranktür aufzuschwingen. Doch nun stellt sich das nächste Problem. Wie soll ich das Futter herunter holen? Es steht im obersten Fach, ganz hinten. Mit meinen kleinen 1,64 m schaffe ich das niemals.
Plötzlich spüre ich wie zwei kräftige Hände meine Taille packen und mich hochheben. Erschrocken quicke ich kurz auf und Black lacht leise.
„Geht es jetzt besser?" Schnell greife ich nach der Packung mit der Aufschrift "Hugoberts Wunderfutter für Einhörner und andere Hörner".
„Ja", sage ich noch unnötigerweise und werde sofort rot. Doch anstatt mich runterzulassen, legt Black mich über seine Schulter und läuft los. Entsetzt und erstarrt hänge ich an seinem Rücken herunter, aus Angst ihm irgendwie weh zutun oder herunter zu fallen.
Er trägt mich durch den ganzen Stall und läuft fast in Pettigrew rein, der gerade herein kommt und uns etwas irritiert hinter her sieht.
„Hä? Was macht ihr da?", fragt er verdutzt.
„Arbeiten", ruft Black und lacht. Ich sage nichts, sondern hänge steif und mit weit aufgerissenen Augen über seiner Schulter.
Endlich setzt Black mich in der Box ab und lacht über meinen entsetzten Gesichtsausdruck.
„Entspann dich, Rose, das war doch nur ein bisschen Spaß. Sei doch mal ein bisschen lockerer."
Schließlich kann ich mir ein kleines, aber ehrliches Lächeln abringen und Black grinst zufrieden.
„Na geht doch."

Während wir schweigend nebeneinander her arbeiten, geistert mir eine dringende Frage im Kopf herum, die ich mir schon den ganzen Tag stelle.
Irgendwann nehme ich all meinen Mut zusammen.
„Black-"
„Sirius", unterbrach er mich sofort. Irritiert sehe ich ihn an.
„Wie bitte?"
„Nenn mich beim Vornamen. Wir kennen uns mittlerweile seit zwei Monaten." Ich erröte leicht und sehe wieder auf den Futternapf, den ich gerade auswische.
„Sirius."
„Ja?"
„Warum...", ich stocke kurz und atme tief ein.
„Warum habt ihr Severus Snape gestern so geärgert? Was hat er euch getan?" Sirius lacht leise und stützt sich auf seine Mistgabel.
„Er ist in Slytherin und ein Todesser. Er hat es verdient."
„Woher wollt ihr wissen, das er ein Todesser ist?", frage ich mit plötzlichem Mut,„wie könnt ihr das beweisen?"
„Das sieht man doch sofort. Außerdem sind alle Slytherins Todesser, das weiß doch jeder."
„In das Haus Slytherin kommen listige und schlaue Menschen, die vielleicht etwas egoistisch sind. Das beweist gar nichts. Nicht alle sind Todesser oder schlechte Menschen. Du hast bloß Vorurteile." Wegen meinem Selbstbewusstsein werde ich kurz rot und sehe wieder auf den Boden.
„Vorurteile?" Sirius Augen verdunkeln sich plötzlich vor Wut. „Hast du jemals mit einem Slytherin gesprochen? Hast du sie dir jemals überhaupt richtig angesehen? Bekommst du mit, was im uns herum geschieht? Oder verkriechst du dich nur hinter Liza und nimmst deine Schüchternheit als Ausrede dafür, dass es dich einen Scheißdreck interessiert, was mit der Welt passiert? Du hast keine Ahnung, wie es ist, in einer schwarzmagischen Familie zu leben, die dich hasst, weil du in Gryffindor bist. Du hast keine Ahnung, wie es ist, eine verdammte Wut auf diese Drecksmenschen aus Slytherin zu haben, die sich deine Familie nennen. Versuche einmal, dich in meine Situation hineinzuversetzen und sag dann noch einmal, dass ich keinen Grund habe Slytherins zu hassen." Geschockt sehe ich ihn an. So wütend und laut, ist er noch nie mir gegenüber aufgetreten. Während er gesprochen hat, hat er die Mistgabel fallen gelassen und fährt sich jetzt mit einer Hand durch die Haare.
„Tut mir leid", sage ich leise,„ich wusste nicht, dass du-"
„Nein, mir tut es leid." Sirius lächelt flüchtig. „Du konntest es nicht wissen. Keiner weiß es, bis auf James, Remus und Peter. Und jetzt du."
„Deine Familie ist..."
„Sind alle in Slytherin. Nach der Auswahl in meinem ersten Jahr, habe ich mich monatelang nicht getraut, meinen Eltern zu sagen in welches Haus ich gekommen bin."
„Oh. Das tut mir leid."
„Kannst ja nichts dafür." Wieder schweigen er und andere, während er den Stall ausmistet und ich den Boden vor der Box fege.

„Können wir jetzt gehen? Ich hab echt kein Bock mehr und wir sind doch so gut wie fertig", quengelt Pettigrew irgendwann und wir stimmen zu und kehren zum Schloss zurück.
„Fährst du in den Ferien weg?", fragt Sirius mich auf dem Weg zurück und ich schüttele den Kopf.
„Ich bleib einfach bei meinen Eltern, denke ich." Er nickt und wir schweigen wieder.
„Fährst du in den Ferien zu deiner Familie?", frage ich leise.
„Ja, wahrscheinlich. Aber nur um meine Sachen zusammen zu packen und zu verschwinden."
„Du haust ab?" Erschrocken sehe ich ihn an. Dass es so schlimm mit seiner Familie ist, dass er jetzt schon ausziehen will, hätte ich nicht gedacht.
„Klar. Wahrscheinlich zu James. Seine Eltern haben mir schon öfter angeboten, bei ihnen einzuziehen." Stumm laufe ich neben ihm her und verarbeite diese Informationen. Ihm scheint es nicht viel auszumachen. Dafür, dass er gerade von einem Bruch mit seiner Familie spricht wirkt er erstaunlich fröhlich.
„Alles okay?", fragt er mich kurz bevor sich unsere Wege trennen." Ich nicke und lächele ihm zum Abschied zu.
„Bis nach den Ferien", ruft er mir noch hinterher, als ich die Treppe zum Ravenclawgemeinschaftsraum hochlaufe.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt