12 - Von James' besondersten Tag

616 44 3
                                    


Hand in Hand schlendern Sirius und ich über die Ländereien von Hogwarts. Wir sind auf dem Weg zur Bibliothek, um Remus und Peter zu treffen, nachdem ich mit Sirius im Wald spazieren gegangen bin. Naja, genau genommen haben wir uns an einem sehr stillen Örtchen „abgeschlabbert", wie James es ausdrücken würde.

Mehrere Wochen sind seit der Halloween-Party schon vergangen, der Höllen-Kater am nächsten Morgen ist schon lange überstanden und alle sind froh und glücklich. Na ja, fast alle.

James wartet immer noch vergeblich auf sein Date mit Evans - was er wahrscheinlich auch für den Rest seines Lebens tun wird. Doch aus irgendeinem Grund hat er beschlossen, vernünftig und rücksichtsvoll zu werden, weshalb Sirius' und meine Schultage deutlich langweiliger sind als zuvor. Wir sind jetzt dazu gezwungen mit Remus und Peter in der Bibliothek zu lernen, da James eigentlich nur Evans verfolgt und irgendeinen Schulsprecher-Kram mit ihr bespricht. Andererseits habe ich dadurch herausgefunden, dass Sirius tatsächlich lesen kann, also hat es nicht nur negative Aspekte, denn nun kann ich meinem Freund Briefe schreiben mit der Gewissheit, dass James sie ihm nicht vorlesen muss.

„Schau mal, McLaggen glotzt dir immer noch hinterher", murmelt Sirius mir zu und wirft Daniel, an dem wir eben vorbei gelaufen sind, einen triumphierenden Blick zu. Daniel quittiert das nur mit einem Augenrollen und zeigt ihm den Mittelfinger. Ich seufze nur bekümmert. Jedes mal, wenn ich Daniel oder Carrie sehe, holt mich mein schlechtes Gewissen ein und nagt an mir. Ich habe mich noch immer nicht für den Streit und das, was ich den beiden an den Kopf geworfen habe entschuldigt.

„Geh schon mal vor, ich komm gleich nach", sage ich und löse mich von Sirius. Er sieht mir verwirrt hinterher.

„Was willst du denn bei dem?", fragt er verächtlich.

„Mich entschuldigen." Ich lasse ihn verwirrt stehen und atme tief durch. Du schaffst das, Jo, sei einfach du selbst und nett und freundlich, er wird es sicher verstehen.

„Ich- Du- Äh", mache ich dämlich, als ich bei Daniel ankomme und er lächelt mich freundlich an, als hätte ich ihm nicht das Herz gebrochen. Jedenfalls glaube ich, dass ich ihm das Herz gebrochen habe. Habe ich das überhaupt? Hat er mich eigentlich richtig geliebt?

„Joline", begrüßt er mich, „was möchtest du?" Ich atme noch einmal tief durch.

„Ich möchte- Können wir kurz alleine sprechen?", frage ich mit Bick auf seine Freunde, die verhalten anfangen zu kichern.

„Klar." Er erhebt sich und wir gehen ein paar Schritte weiter. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Sirius uns misstrauisch beobachtet, doch ich ignoriere ihn.

„Es tut mir leid", sage ich gerade heraus und Daniel sieht überrascht auf.

„Es tut mir leid, dass ich vor ein paar Wochen so durch gedreht bin. Ich war einfach überfordert mit... allem. Und es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, bis ich mich getraut habe dir das zu sagen. Und das, was damals an Silvester passiert ist... tut mir auch leid. Es war nicht richtig und ich hoffe, du kannst mir das irgendwann mal verzeihen." Er seufzt und fast habe ich Angst, dass er die Entschuldigung nicht annimmt, doch dann lächelt er.

„Es ist okay. Ich meine, ich nehme es dir nicht mehr übel. Alles wieder gut?" Ich nicke erleichtert, obwohl eigentlich ich diejenige sein sollte, die diese Frage stellt.

„Ja, alles wieder gut."

„Wir können Freunde bleiben...", bietet er an und ich lächele.

„Okay. Freunde." Plötzlich höre ich ein verächtliches Schnauben und Carrie läuft vorbei und stößt mich mit ihrer Schulter an. Ich schlucke bedrückt und sehe ihr hinterher.

„Nimm es ihr nicht übel, aber sie ist immer noch ziemlich sauer", sagt Daniel, als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Ich weiß", seufze ich.

„Du musst wissen, Carrie tut oft nur so oberflächlich und dümmlich, aber sie ist in Wirklichkeit ein sehr intelligentes Mädchen. Ich weiß nicht, warum sie sich so verstellt, aber es wird wohl seine Gründe haben."

„Ich habe einen großen Fehler gemacht, als ich sie so angefahren habe, oder?" Angefahren ist ja noch untertrieben. Ich habe sie regelrecht gedemütigt. Daniel nickt.

„Allerdings."

„War ich wirklich so schlimm, wie sie es gesagt hat?", frage ich.

„Zeitweise ja. Manchmal habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich noch mit dir zusammen war." Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

„Ich hab echt Mist gebaut, oder?"

„Ich fürchte schon." Eine Weile sehen wir nur schweigend auf die Stelle, wo Carrie verschwunden ist und beobachten, wie es langsam immer stärker an fängt zu regnen. Dann ruft Sirius, der natürlich nicht weiter gelaufen ist wie ich es ihm gesagt habe, sondern Daniel und mich aus der Ferne argwöhnisch gemustert hat, meinen Namen. Seufzend wende ich mich von Daniel ab.

„Ich muss dann mal."

„Klar, geh nur." Bilde ich mir das ein oder hat seine Stimme einen leicht verbitterten Unterton? Mit einem schlechten Gewissen gehe ich zurück zu Sirius.

„Na? Hat er dir gesagt, dass er dich zurück haben und mit dir nach Frankreich durchbrennen will?", begrüßt er mich sarkastisch, auch wenn bestimmt ein gewisser Ernst und vor allem Eifersucht dabei ist.

„Maul halten, Black."

„Dieser charmante und freundliche Umgangston zwischen uns ist wirklich erfreulich."

Nach dem wir eine Weile gelernt haben, geht Sirius zum Quidditchtraining und Remus, Peter und ich in den Gemeinschaftsraum. Nach einer Weile kommen Sirius Und James vollkommen durchnässt und schlammverschmiert herein. James strahlt übers ganze Gesicht und breitet die Arme aus, als ob wie ihn alle bewundern sollen.

„Heute ist eindeutig der beste Tag des Jahres", verkündet er und lässt sich neben mich aufs Sofa fallen.

„Was ist los, Prongs?", fragt Remus pflichtbewusst und sieht von seinem Buch auf.

„Ich habe ein Date mit Lily Evans."

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt