Rachel war so elend zu Mute dass sie am liebsten geweint hätte. Ihr Fuß schmerzte so stark, das sie es kaum noch aushielt. Ihr Kopf dröhnte, der Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihr war irgendwie schwindlig. Es kam ihr vor als wären sie schon Stunden unterwegs. Die Sonne stand schon tief am Himmel, nicht mehr lange und es wäre dunkel.
Jake hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt. Stattdessen war er voller Konzentration durch den Dschungel gelaufen. Die Rebellen waren vorsichtig, hinterließen kaum Spuren. Nur vereinzelt, abgeknickte Zweige hatte Jake gefunden. Außerdem eine verfallene Hütte die im Dschungel stand. Wahrscheinlich unbewohnt, doch vielleicht diente sie den Rebellen auch als Waffen- oder Munitionslager.
Die Sonne brannte, obwohl sie schon tief stand, immer noch vom Himmel. Sein Hemd konnte er beinah auswinden, es klebte wie eine zweite Haut an ihm. Er würde den Teufel tun und sich umdrehen um nach Miss Sheridan zu sehen. Er wusste dass sie kurz hinter ihm war. Sicher hatte sie Schmerzen, doch seit dem kleinen Kampf, hatte sie nichts mehr gesagt. Lange würden sie nicht mehr gehen können. Dunkelheit und Dschungel? Das war keine gute Kombination. Also sah sich Jake nach einem Nachtlager um. In der Ferne hörte er einen kleinen Bach, dort würden sie hingehen.
Plötzlich hörte er einen dumpfen Knall. Er sah sich um. Rachel lag auf dem Boden. Sie zitterte stark. Sofort kniete er sich neben sie. Er legte seine Hand auf ihre Stirn. Sie hatte hohes Fieber. Scheinbar hatte sich die Wunde an ihrem Fuß, trotz der Erstmaßnahmen, entzündet. Ihre Lider flatterten und öffneten sich. Ihre Augen glänzten fiebrig, ihre Lippen hatten alle Farbe verloren, sie war bleich wie eine Wand.
Jake seufzte, legte seinen linken Arm um ihre Taille und seinen rechten unter ihre Knie und hob sie auf seine Arme. Ihr Kopf fiel auf seine Schulter, ihre Arme hingen schlaff herab. Ihr Körper strahlte so viel Hitze aus, das es Jake wunderte das sie so lange durchgehalten hatte. Er ging mit ihr das letzte Stück bis zu dem Bach. Dort legte er sie auf den Boden. Schnell zog er sein Hemd aus ging zu dem Bach und tauchte es in das kühle, klare Wasser. Dann nahm er es und legte es auf Rachels Körper. Sie zuckte zusammen, öffnete aber nicht die Augen. Jake wiederholte den Vorgang noch mehre Male bis das Zittern ihres Körper nachließ. Jake setzte sich neben sie und fühlte ihren Puls. Er war etwas zu schnell, aber regelmäßig. Er nahm den Verband von ihrem Fuß und besah sich die Wunde. Sie war geschwollen und eiterte stark. Jake überlegte. Er hatte das Desinfektionsmittel beinah aufgebraucht. Aber es half nichts. Also holte er wieder Verbandszeug aus seiner Gürteltasche. Dieses Mal musste er nicht in den Fuß schneiden, er nahm einen Wattebausch und gab Desinfektionsmittel darauf. Dann drückte er ihn auf die Wunde. Rachel stöhnte auf und versuchte ihm, ihren Fuß zu entziehen, doch Jake hielt ihn fest. Nachdem er die Wunde nochmal gründlich gesäubert hatte, suchte er Nadel und Faden in seiner Tasche. In seinem Rucksack, in der Fabrik hatte er viel mehr und viel besseres Verbandszeug, aber er hatte nicht mit der Flucht von Miss Sheridan gerechnet. So musste er mit dem auskommen was er hatte. Er goss Desinfektionsmitte über die Nadel und den Fanden und begann die Wunde zu nähen. Hätte ich heute Morgen auch schon drauf kommen können, dachte Jake.
Gut das sie schlief, es würde sicher weh tun. Jake machte den ersten Stich. Wieder stöhnte Rachel auf, doch für den Rest der Behandlung war kein Laut von ihr zu hören.
Jake verband den Fuß als er fertig war wieder und hoffte das es jetzt besser wäre. Dann bereitete er das Nachtlager vor. Er holte ein paar große Bananenblätter und legte sie auf den Boden. Hoffentlich regnet es nicht wieder, dachte der. Dann hob er Rachel auf die Blätter und legte sich in etwas Abstand neben sie. Die Dämmerung kam schnell und mit ihr die Kühle der Nacht. Jake atmete auf, endlich etwas kühle Luft. Eigentlich wollte er nicht schlafen, doch es dauerte nicht lange und ihm fielen die Augen zu.
Er wurde wieder wach weil er eine Bewegung neben sich spürte. Rachel war an ihn herangerückt und schmiegte sich an ihn wie ein Kätzchen an seine Mutter. Ihr Rücken lag an seiner Brust und ihr Po drückte etwas zu sehr an seine untere Hälfte was in Jake widersprüchliche Gefühle auslöste.
Sie fühlte sich kühl an, dachte Jake als er sie am Arm berührte, vielleicht ist ihr kalt. Also legte er vorsichtig einen Arm um sie. Sie seufzte kurz und kuschelte sich noch enger an ihn.
Oha, nun waren Jakes Gefühle gar nicht mehr so widersprüchlich. Er spürte wie gut es ihm gefiel, zu gut. Gut dass Rachel schlief.
Jake wurde in der Nacht durch ein starkes Zittern an seiner Brust geweckt. Er rieb sich die Augen, setzte sich auf, nahm seine Taschenlampe und knipste sie an. Rachel lag neben ihm und wurde vom Fieber geschüttelt. Jake fluchte ausgiebig. Er zog sein Hemd wieder aus und machte es erneut in dem Bach nass, das Wasser war viel kälter als am Tag. Deswegen wickelte er sein Hemd dieses Mal nur um Rachels Waden. Sie schreckte hoch und starrte ihn aus fiebrigen Augen an. Sie zitterte so dass ihre Zähne aufeinander schlugen.
„Was machen Sie da?"
„Sie haben hohes Fieber Rachel."
Es war das erste Mal das er sie bei ihrem Vornamen nannte. Aus seinem Mund klang es wie eine Liebkosung.
Rachel schlang ihre Arme um sich und bibberte.
„Mir ist so kalt", sagte sie zitternd.
Jake kniete sich neben sie und legte eine Hand in ihren Rücken. Ihr Top war klitschnass.
„Sie müssen sich ausziehen."
„Wie bitte?"
„Ihr Top ist klatschnass, genauso wie ihre Hose. Wir müssen Sie trocken bekommen."
„Aber ich habe keine Sachen zum Wechseln dabei."
„Ich habe etwas weiter hinten eine Hütte gesehen, ich werde dort nach etwas brauchbarem suchen."
„Sie wollen mich allein lassen?" Rachel konnte nicht verhindern dass ihre Stimme ängstlich klang.
„Das dauert nicht lange, ich beeile mich."
Rachel nickte zitternd.
„Setzten Sie sich hier an den Baum, und bleiben Sie sitzen. Ich gebe ihnen mein Messer, aber nur für den Notfall."
Wieder nickte Rachel. Jake reichte ihr das Messer, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Mit ihm das Licht der Taschenlampe.

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Dschungel
AdventureRachel wurde entführt. Sie flieht. Doch wie weit wird sie kommen? Allein, verängstigt, mitten im Dschungel. Und ihre Entführer sind ihr dicht auf den Fersen.....