Kapitel 3 oder Lauf!

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Der eiserne Rhythmus meiner Schritte bebte durch meinen ganzen Körper und vermischte sich mit dem panischen Klopfen meines Herzens. Ein tiefes Knurren durchdrang den Wald und hinter mir wurden die Schritte lauter. Der zottelige graue Pelz hob sich nur schwer vom Waldboden ab, er besaß die perfekte Tarnung. Haarscharf verfehlte seine Schnauze meine Fersen und ich versuchte noch schneller zu rennen. Ein Beben durchzuckte meinen Körper, als ich in die Lüfte sprang und in Sekundenschnelle die Gestalt wechselte. Als schneeweißer Wolf kam ich wieder auf dem Boden auf.

Vor mir lichtete sich der Wald und eine Lichtung kam zum Vorschein. Zwischen den Bäumen traten Wölfe ins fahle Halbmondlicht. Bösartig hatten sie die Lefzen nach vorne gezogen, sodass messerscharfe Zahnreihen zum Vorschein kamen.

Sie hatten mich in die Falle gelockt- umzingelt von Wölfen gab es keinen Ausweg. Ich machte eine Vollbremse in der Mitte der Lichtung. Einen Moment herrschte gespenstische Stille, dann verwandelte sich das Rudel in Menschen zurück. Eine allzu bekannte Person trat aus dem Schatten der Bäume. Seine kastanienbraunen Haare standen ihm strubbelig vom Kopf ab und fielen in seine dunkelgrünen Augen, die gefährlich hervorstachen. Ein silberner Dolch schimmerte in seiner rechten Hand.
Langsam kam er auf mich zu, bis er mir direkt gegenüber stand.
" Endlich kann ich mein Versprechen einlösen", flüsterte er in mein Ohr und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Zitternd wagte ich es nicht mich zu bewegen. Ein Kampf war aussichtslos. " Ich werde es schnell machen. Schließ die Augen", raunte er mir wieder ins Ohr. Ich nahm einen letzten Atemzug und schloss tatsächlich die Augen, sodass die Lichtung und die Menschen vor mir verschwanden. Ich wollte "Ich liebe dich" flüstern, doch ich war nicht schnell genug, denn genau in diesem Moment bohrte sich das kalte Heft des Dolches tief in meine Brust.

Keuchend und schweißgebadet erwachte ich. Nie zuvor hatte ich so real geträumt. Alles: Das frische Laub unter meinen Füßen, die Geräusche des Waldes, der kühle Wind, war mir so real vorgekommen. Ich musste unbehaglich schlucken als ich an das hämische Grinsen in Jaydens Gesicht und das glänzende Messer in seiner Hand dachte. Was hatte ich bloß für eine Fantasie? Von Menschen die sich in Wölfe verwandeln. Von Kindermärchen. Von Jayden, der mich abstach.

Verschlafen torkelte ich nach unten um ein Glass Wasser zu trinken. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir schon 10:00 Uhr hatten. Im Türrahmen zur Küche stockte ich: Meine Eltern, plus Jessica, Jayden und Ash saßen da und grinsten mich fröhlich an. " Happy Birthday, meine Liebe, alles gute zum Sweet sixteen!", tönte meine Mutter und gab mir den Blick auf meinen Kuchen frei.

Etwas geplättet stand ich da und wartete, dass sich mein Kopf einschaltete. Fuck, heute war ja wirklich der 09.05. Peinlich berührt schaute ich an mir herunter: Ich trug nur ein altes Top und eine Jogginghose, die Haare standen mir kreuz und quer vom Kopf ab und unter meinen Augen spürte ich noch den Schlaf. Ich musste wahrhaftig toll aussehen.

" Ich habe Jayden noch als Überraschungsgast zum Geburtstagsfrühstück eingeladen", erklärte mein Vater, als ich immer noch perplex in die Runde schaute.
" Äh, Danke, äh... Ich glaube ich gehe mich nochmal kurz fünf Minuten umziehen", brummte ich und sprintete aus der Küche.

Im Schweinsgalopp riss ich wahllos irgendein Kleid aus dem Schrank und rannte ins Bad. Scheiße, scheiße, scheiße, dachte ich, wusch mir das Gesicht, zog mich um und entwirrte Haare. Auf make up verzichtete ich wie immer, das nervte mich nur. Natürlich aussehen war mir wichtiger, als sich irgendwelche Farbe ins Gesicht zu schmieren.
Fuck... Wie konnte man um Himmels Willen seinen eigenen Geburtstag verplempern?! So was schaffte auch nur ich.

Als ich halbwegs zufrieden mit meinem Aussehen war, machte ich mich wieder auf den Weg nach unten. Meine Wangen glühten vor Scham, als ich ein zweites mal im Türrahmen erschien und wieder von allen angestarrt wurde. Boden tue dich auf. Na mach schon!
" Ich spreche einen Prost auf meine verpeilte Tochter aus", rief schließlich mein Vater und hob humorvoll sein Glass. Letztendlich musste ich auch lachen und alle stiegen mit ein.

White Wolf HalbmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt