Abends hatte ich eine gefühlte Stunde mit meinen Eltern telefoniert, die sich auf den Weg nach Spruce Lake gemacht hatten, nachdem irgendein Vollpfosten ihnen erzählt hatte ich sei tot. Natürlich waren sie aus allen Wolken gefallen und hatten tausend ma versucht mich zu erreichen. Als ich mich schließlich Abends meldete hatten sie mich schon für tot geglaubt und waren natürlich erleichtert gewesen. Erleichtert war zwar die Untertreibung des Jahrhunderts, sie hatten fast eine Stunde am Handy geweint und gesagt wie sehr sie mich liebten, aber schließlich war mein Handy Akku gestorben.
Die Tatsache, dass ich wusste das sie auf dem Weg hierher waren ließ mich dann doch rasch einschlafen. Schließlich war an diesem Tag sehr viel passiert, ich war sogar eine Zeit lang mehr oder weniger tot gewesen.
Früh morgens weckte mich die wütende Stimme von Jessica die durchs Haus hallte. "Ich lasse dich nicht zu ihm", schrie sie. Ich versuchte wegzuhören und weiterzuschlafen, doch es war Jayden der in der selben Lautstärke antwortete. "Er hat Verrat am Rudel begangen. So leicht wird er seiner Strafe nicht entkommen. Und jetzt lass mich vorbei."
Es war wieder Jessicas Stimme die antwortete:"Du weißt so gut wie ich, dass er seine Gründe hatte. May würde dich dafür hassen, wenn du ihn tötest!"
Jetzt wurde Jayden lauter. "Es ist immer noch mein Rudel. Und meine Regeln!""Du hörst dich so an wie dein Vater. Du müsstest dich mal selbst sehen: Er ist dein bester Freund. Und so wie du ihn in letzter Zeit behandelst hast- er hat sich nie beschwert."
An dem Punkt beschloss ich einzugreifen. Mir lag es genauso daran Ashs Leben zu verschonen. Ich sah sein Motiv ein- und außerdem war er nun mal der Bruder meiner besten Freundin, die sich gerade lautstark mit meinem Freund stritt.
Doch als ich runterkam hatte sich die Situation schon beruhigt. Zu meinem Erstaunen hatte Jayden weder Jessica noch ihrem Bruder etwas angetan. Er stand mit Jessica im Arm an der Kellertreppe. Anscheinend war sie in Tränen ausgebrochen wozu sie tendierte wenn sie wütend oder hysterisch war.
Sanft tätschelte er ihren Rücken. "Ist ja gut. Wer hat überhaupt gesagt dass ich ihn töten will? Ich wollte ihn lediglich von seinem Amt als Beta entbinden. Mir ist klar das May mich hassen würde wenn ich ihm etwas tun würde. Und du auch- du bist mir auch wichtig. Vielleicht hätte ich in den letzten Jahren nicht so viel Aufmerksamkeit für sich, aber du bleibst immer eine meiner engsten Freundinnen Jess. Ich hasse deinen Bruder für das was er getan hat- aber ich werde ihn am Leben lassen."
Erleichtert ließ ich mich auf eine Treppenstufe sinken. Ich wollte die Szenerie nicht stören, es schien als hätten die beiden gerade einen intimen Moment. Einen Augenblick beobachtete ich das Ganze, dann Schlich ich mich wieder in mein Zimmer. Schien als würde ich hier nicht gebraucht.
Das erste mal bemerkte ich eine Veränderung in Jaydens Wesen. Er hatte nicht blind aus Wut heraus gehandelt und Gnade und Zärtlichkeit gezeigt. Vielleicht würde er sich ja doch für mich ändern?Die Ruhe währte jedoch nur kurz: Meine Eltern kamen nur wenige Minuten später ins Haus gestürmt und stürzten sich auf mich, als wäre ich Jahre verschollen gewesen. Meiner Mutter standen dicke Tränen in den Augen als sie meinen Kopf tätschelte.
"Tu uns das nie wieder an, ja? Und du-", sie warf Jayden einen bösen Blick zu, "pass gefälligst besser auf meine Maus auf.""Er konnte nichts dafür. Niemand konnte was dafür, es ist alles Jordans Schuld. Aber mir ist ja nichts passiert", versicherte ich ihnen. Mein Vater warf mir einen zärtlichen Blick zu und ich spürte schon dass ihm etwas peinliches auf den Lippen lag, als von draußen Trommelmusik ertönte.
Ich warf einen fragenden Blick in unsere lustige Runde und Jessica erklärte:" Es ist Tradition, dass wir nach einer gewonnenen Schlacht von Sonnenaufgang bis Untergang ein Siegesfest feiern! Jetzt wird Party gemacht!"
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White Wolf Halbmond
WerewolfLiebe, Hass, Verrat, Angst. So unterschiedliche Gefühle, doch so nah beisammen. Mit dem Moment, als Jayden plötzlich in Mays unscheinbares Leben taucht, scheint das Glück nicht mehr von ihrer Seite weichen zu wollen. Endlich jemand der sie versteh...