Jayden lehnte sich nach vorne und strich durch mein wildes, lockiges Haar. In seinen moosgrünen Augen funkelte die Liebe und das Verlangen. "Ich habe so lange auf dich gewartet May. Jetzt lasse ich dich nie wieder gehen", flüsterte er in mein Ohr.
Wir standen auf einem kleinen Hügel, der über dem Wald aufragte, nur wir zwei und die Natur.
Ich musste lächeln und Glücksgefühle durchströmten meinen Körper. So selten auch diese losgelösten und schönen Augenblicke waren, man musste sie erst recht genießen.Jayden legte seine Arme um meine Talje und legte seinen Kopf gegen meinen. "Ich liebe dich Jayden Warren", flüsterte ich zurück und strich durch sein strubbeliges schwarzes Haar, was ihm so oft in die Augen fiel.
Das Bild vor meinen Augen verschwamm und wurde von Dunkelheit ersetzt. Dann spürte ich langsam wie das Gefühl in meinen Körper zurückkehrte. Sofort setzte ich mich im Bett auf und schaltete die Nachtlicht Lampe an, was ich eigentlich gar nicht gebraucht hätte, denn draußen war es taghell und sowieso hatten meine Augen keine Schwierigkeiten damit in der Dunkelheit zu sehen.
Ich unterdrückte den Drang ein Kissen an die Wand zu werfen oder gegen mein Bett zu treten. Wie konnte ich jetzt solche Träume von Jayden haben? Und dazu noch so lebhafte?!
Wütend stand ich auf. Ich konnte jetzt nicht einfach weiterschlafen, was wenn ich nochmal so einen Schnulzentraum von Jayden haben würde? Innerlich verfluchte ich mein Gehirn, dass es jetzt an sowas denken konnte.
Ich hatte doch nicht an Jayden denken wollen.
Ich hatte ihn doch aus meinem Kopf (und Herzen) verbannen wollen! Für alle Ewigkeit!Schnell zog ich mich an und kämmte mir die Haare. Ich musste auf andere Gedanken kommen. Unten hatte meine Mutter bereits mein Lieblingsfrühstück (Nougat Croissant und heiße Schokolade) gedeckt, obwohl es schon Mittag war stürzte ich mich darauf.
Meine Eltern waren natürlich total neugierig wie der Vollmond verlaufen war und ich beschrieb es ihnen nicht ganz so toll wie es eigentlich gewesen war. Sie konnten mich ruhig noch ein bisschen bemitleiden!
Später klingelte es an der Haustür. Ich erwartete, dass es Jess sein würde, die sich nach meinem Zustand erkundigte, aber es war Phil. Zuerst starrte ich ihn nur an, überfordert mit der Situation. Was sollte ich jetzt sagen? Ich hatte ihn so wie Jayden einfach versucht zu den Akten zu schieben.
"Ähm... Du siehst irgendwie verändert aus", war das erste, was er herausbekam. Unsicher guckte ich an mir herunter. Es stimmte: Ich war nicht mehr eine graue Maus. Ich fragte mich sofort, woran es lag, ob es einfach nur am Umstyling lag, oder vielleicht an der Verwandlung. Aber meine Haare schienen röter, meine Augen blauer und mein ganzes Erscheinungsbild lebhafter geworden zu sein.
"Danke", stotterte ich, obwohl ich nicht mal wusste ob er es als Kompliment gemeint hatte. "W.. Willst du vielleicht reinkommen?", fragte ich ihn und sofort schoss Farbe in mein Gesicht.
"Nein", antwortete Phil jetzt viel sicherer. "Ich wollte eigentlich nur vorbeikommen um dir was zu sagen: Ich mache das nämlich nicht mehr mit May. Zuerst sagst du du liebst mich nicht, dann küsst du mich plötzlich, dann muss ich herausfinden, dass du einen gewalttätigen Exfreund hast und dann meldest du dich eine Woche lang nicht!". Er hatte leise angefangen, war aber zum Ende immer lauter geworden.
"Ich dachte wir wäre Freunde und würden uns alles erzählen. Beste Freunde. Aber plötzlich bist du so anders und ich habe das Gefühl du und Jessica verheimlicht mir was. Und du könntest jetzt auch mal was sagen", schrie er fast.
Verlegen schaute ich auf den Boden. Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte.
"Genau das meine ich May! Ich sehe doch, dass da mehr ist und trotzdem schweigst du. Und hier", er pulte etwas aus seiner Hosentasche. "Das kannst du haben. Mein Geburtstagsgeschenk, aber du hast mich ja nicht einmal zu deinem Geburtstag eingeladen!"
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White Wolf Halbmond
WerewolfLiebe, Hass, Verrat, Angst. So unterschiedliche Gefühle, doch so nah beisammen. Mit dem Moment, als Jayden plötzlich in Mays unscheinbares Leben taucht, scheint das Glück nicht mehr von ihrer Seite weichen zu wollen. Endlich jemand der sie versteh...