Kapitel 1

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„Halt die Fresse!", lachte ich.

„Komm schon, Zoë!", rief meine beste Freundin Victoria. Sie kitzelte mich in die Seite und ich krümmte mich kichernd zusammen. „Lass mich, Vicci!" Ich setzte meine Vodkaflasche an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck.

„Sprech ihn an, verdammte Scheiße nochmal, Zoë Amira Kempinski!"

Jaa, ich bin halb irgendwas, halb irgendwas. Hm, hab's durch den Alk vergessen, lol.

„Ich will ihn nicht ansprechen, Vic. Er ist viel zu heiß für mich." Ich schmachtete den heißen Jungen mit den schwarzen Haaren und den krassen Augen an. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mein Blick über seine Armmuskeln lief. Ich guckte Vicci an und dann tat ich etwas, was selbst sie staunen ließ.

„Hey!", rief ich über die laute Musik hinweg dem heißen Typen ins Ohr als ich ihn antippte. Er drehte sich um und lächelte breit. „Hi", antwortete er.

„Lust auf 'n Shot?"

Er grinste.

„Klar, gerne."

Ich schnappte einem Typen, der auf dem Boden lag zwei Shotsgläser aus der Hand und füllte sie mit meinem Vodka. Ich gab eine dem Typen und dann kippten wir uns die Gläser rein. Wir lachten.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte er mich, als wir danach ein bisschen tanzten.

„Zo-"

Ich schaute hinter den Typen und entdeckte niemand anderes als Tommy.

Den Tommy.

„Fuck!", rief ich.

Der Junge schaute mich verwirrt an. Ich guckte ihn verzweifelt an.

„Sorry, es tut mir so leid" murmelte ich noch und rannte dann in einen anderen Teil der Stadthalle.

Ich musste zu Vicci.

Nein.

Ich musste raus.

Verzweifelt suchte ich den Ausgang. Aber ich fand ihn nicht. Scheiße!!!

WO ist dieser verfickte Ausgang?

Wo ist Vicci?

Vor allem: was macht er hier? Er hat mein Leben kaputt gemacht.

Verdammte Scheiße.

VICCI.

RAUS.

VODKA.

TOMMY.

Ich kippte den Rest meiner Vodkaflasche runter, was noch mehr als die Hälfte war. Eine Stimme in meinem Kopf warnte mich, aber mir war das so egal, so scheißegal.

Ich rannte ziellos durch die Halle, auf der Suche nach Vicci, auf der Suche nach einem Ausgang, aber ich fand keinen. Überall tanzende und schwitzende Leute. Diese Musik, warum ist sie so laut? Der Bass brummte in meinem Schädel, in meinem Bauch. Die Lichter erschienen mir immer verschwommener. Immer wenn ich Tommy entdeckte, duckte ich mich hinter anderen Leuten, damit er mich nicht entdecken konnte.

Ich wankte.

Eine Gruppe von Mädchen schaute mich an, als ich in sie reinlief.

„Alles okay?" , „Geht's dir gut?" , „Bauchst du Hilfe?", hörte ich sie besorgt fragen.

Doch ich ignorierte sie, da ich inzwischen den Ausgang gefunden hatte. Ich eilte darauf zu. Doch mein Körper gehorchte mir nicht.

Ich konnte nicht mehr ordentlich sehen und mein Gleichgewicht funktionierte nicht mehr.

Als ich es stolpernd zum Ausgang geschafft hatte, hielt mir jemand die Tür auf und ich stolperte erleichtert ins Kühle. Doch der Temperaturumschwung geschah meinem Kreislauf nicht gut, so dass ich einknickte und mich auf dem Boden wieder fand.

Jemand hockte sich neben mich. Ich erkannte die verschwommenen Umrisse einer männlichen Person. Das konnte nur Tommy sein!

„Verpiss'ich, du Schwein!", schrie ich.

Doch er sagte nichts, sondern griff mir unter den Körper. Ich wehrte mich, doch er war stärker. Ich gab auf.

„Siehst du 'n nich', dass du schon'enug an'erichtet hast...", flüsterte ich, als er mich sanft hochhob.

Seit wann war Tommy so sanft und liebevoll?

Er trug mich weg und ich klammerte mich in seinem Pulli fest.

Dann musste ich aufeinmal weinen, weil ich Tommy so vermisst hatte.

„Wohin bringstu mich?", lallte ich weinerlich.

„Ich fahr dich heim", antwortete er leise.

Ich war kurz verwirrt, weil die Stimme nicht zu Tommy gehörte.

Und überhaupt, Tommy hatte nicht so krasse Armmuskeln...

Ich wurde auf einen Rücksitzt gelegt.

„Wehe du kotzt mir ins Auto", lachte die Stimme leise.

Seit wann hatte Tommy denn ein Auto...?

Ich driftete in einen unruhigen Schlaf.

Fuck me like you hate me, kiss me like you miss meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt