Kapitel 16

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Es war so unsagbar komisch, dass ich mit Jamil geschlafen hatte. Es fühlte sich merkwürdig an. Wenn auch richtig. Ich hatte auf keinen Fall das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Ich schaute neben mich. Ja mil saß mit nachdenklicher Miene neben mir.

Was er wohl denkt?

Ich nahm sein Profil ins Visier. Er schien alles um sich ausgeblendet zu haben, also konnte ich ihn ohne weiteres beobachten. Ich sog seine ganze Erscheinung in mich auf. Seine dichten Augenbrauen, seine dunklen Haare, die ihm strähnig in die Stirn fielen, sein nach vorne geneigter breiter Brustkorb, seine wohl geformten und weichen Lippen. Sein markanter Kieferknochen der wie immer, wenn Jamil über etwas nachdachte, in kleinen Bewegungen arbeitete. Seine klaren Augen fixierten einen Punkt in der Ferne und seine Hände hatte er wie zum Gebet zusammen gefaltet an sein Kinn gestützt. Sein muskulöser Bizeps drückte sich deutlich sichtbar durch seinen Hoodie durch. Dunkle Bartstoppeln zogen sich durch Den unteren Teil seines Gesichts. Wie gerne wollte ich in diesem Moment nur über diese Bartstoppeln streichen. Wie gerne würde i-

Nächster Halt: Agathen-Straße.

Eine blecherne Frauenstimme riss mich aus meinen Vorstellungen. Jamil hob den Kopf ruckartig aus seinem Trancezustand und zog sich seine Kapuze über den Kopf. Ich stand auf und ging zur Tür vom Bus. Er folgte mir.

Wir gingen schweigend nebeneinander zur Schule. Es waren noch 15 Minuten Zeit, bis es klingelte. Wir hatten den früheren Bus erwischt.

Im Gebäude lehnte ich mich an die Wand gegenüber von unserem Klassenzimmer, Jamil stellte sich neben mich. Ich grinste ihn an und er hob nur eine Augenbraue. Ich boxte in seinen Oberarm. Daraufhin zog er mich an sich und raunte in mein Ohr: »Na? Wollen wir das böse Mädchen bestrafen?« Ich lachte nur und befreite mich von ihm. Jamil lächelte mich an. Dann glitt sein Blick auf meinen Hals und sein Lächeln erfror. »Scheiße...«, entfuhr es ihm. Ich runzelte die Stirn. Sein Blick wanderte weiter nach unten und seine Augen weiteten sich. Ich wollte ihn grade fragen, was denn bitte sein Problem ist doch dann entdeckte ich Vic hinter seiner Schulter auf uns zu kommen. Ich winkte ihr zu und wandte mich dann wieder an Jamil. »Reiß dich gefälligst zusammen.«

Dann wollte ich zu Vic doch auf einmal zog Jamil mich an sich. Ganz eng.

Wtf?!

»Jamil, was machst du da?!«, zischte ich ihm zu.
»Pshshhhht. Ich erklär es dir gleich.«
Ich wollte mich von ihm lösen aber seine starken Arme hielten mich fest und besiegten mich. Ich gab es auf, mich zu wehren.
»Ähm, hab ich was verpasst?«, ertönte auf einmal Vics Stimme zu meiner Linken.

»Nein, nein. Alles paletti. Zoë hat nur etwas Liebe benötigt.«
Ich hustete gepresst. »Äh, ja, genau. Liebe... «

Super.

»Okay... Ich geh dann mal in meinen Unterricht, viel Spaß noch Leute...«, bemerkte Vic ziemlich angepisst und drehte sich auf dem Absatz um. Jamil ließ mich endlich los und ich wollte Vics wippendem Lockenkopf hinterher doch Jamil hielt mich wieder zurück, diesmal am Handgelenk. Ich fuhr herum.
»Was ist denn nun?«
»Nun ja, ich war wohl ziemlich... Also dein Hals und vor allem deine Boobs...«

Ich schaute ihn fragend an. Doch plötzlich checkte ich, was er die ganze Zeit von mir wollte. Ich stürmte auf die Toilette und im Spiegel sah ich es dann.

Oh Gott.

Ich sah so aus, als hätte ich einen One-Night-Stand mit dem größten Staubsauger der Welt gehabt!

Mein Hals war übersät mit Knutschflecken, ganz zu schweigen von meinem Dekolleté.

Fuck.

Fuck me like you hate me, kiss me like you miss meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt