Tabletten.

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Ich wusste nicht genau, was ich jetzt machen sollte.
Da saß nun mein Bester Freund, der mir gerade ins Gesicht sagte das ich einen Teil meiner Fassade verloren hatte.
Mein Kopf bot mir 4 Auswahl Möglichkeiten an:
Schreien,
Provokativ sagen: ,,Ich kann mir auch neue kaufen",
lachen oder
weggehen.

Ich entschied mich für letzteres.

Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich auf die Treppe.
Ich stützte mich auf meine Hände.
Mein Kopf war schwer.
,,Oh, hallo Felix!",rief plötzlich Paluten der gerade an mir vorbei in seine und Peters Wohnung gehen wollte.
,,Hey",sagte ich und lächelte kurz.
,,Alles klar? Was machst du hier?",fragte er.
,,Musste mich nur kurz hinsetzten weil mir schlecht war, geht aber",antwortete ich.
,,Achso, du warst ja im Krankenhaus wegen 'ner Gehirnerschütterung",sagte er.
Ich nickte.
,,Dann bis dann, gute Besserung",lachte Palle und ging an mir vorbei.

Im nächsten Moment verschwand die aufgesetzte Fassade, ich sackte zusammen.
Müde, betrübt stand ich auf.
Ich fühlte mich so, als würde ich umkippen, ganz langsam.

Ich sage es nur ungern, aber ich wäre gerne tot.
Ich würde gerne ein Messer in meine Pulsader drücken,
vor ein Auto springen,
von einer Brücke springen.
Diese Gedanken machen mich fertig.
Ich bin mir nicht mal sicher ob es meine sind.
Aber sie drängen mich ein.
Sie zwingen mich.
Wozu?
Vielleicht zum Tod.

Mit wackeligen Schritten blieb ich vor meiner Haustür stehen.
Ich wäre jetzt lieber bei Rewi Zuhause.
Ich fühlte mich wohler wenn ich nicht allein war.
Ich schloss die Haustür auf und ließ mich beim schließen daran herunter gleiten.
Kurze Zeit später stand ich auf und ging in mein Zimmer.
Ich durchwühlte meinen Schrank nach den Schlaftabletten, fand die leere Packung dann jedoch im Mülleimer.
Glücklicherweise hatte Rewi die Klingen nicht gefunden.
Ich setzte mich auf mein Bett.
Ich könnte einfach zu einer Apotheke gehen und mir neue Tabletten kaufen, aber ich würde mich schlecht fühlen.
Immerhin hatte Rewi sie bewusst weggeworfen, um mich zu beschützen.
Aber er wusste doch gar nicht warum ich sie nahm, und wofür ich sie in evtl. naher Zukunft brauchte.
Mein Kopf schmerzte.
Diese scheiß Tabletten.
Sollte ich sauer sein?
Auf Rewi?
Ich weiß es nicht.
Ich konnte gerade keine Wut aufbringen.
Ich konnte hier einfach nur sitzen und warten.
Worauf wusste ich selbst nicht.
Warten auf den Tod.
Warten auf jemanden der mich ablenkt.
Warten auf die Erlösung durch Tabletten.
Letzteres ist leider nicht der Fall.

Fassade | Felix HardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt