Spiegel.

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Es war bereits mitten in der Nacht, als ich mich schlafen legte. Die anderen schienen mich noch eine Weile beobachtet zu haben, schliefen dann doch ein. Ich öffnete meine Augen vorsichtig uns blickte in die Dunkelheit. Rewi lag direkt neben mir, während Izzi und Dner auf dem Sofa schliefen. Ich setzte mich leise auf und schloss meine Augen. Ich hatte natürlich nicht geschlafen, bloß darauf gewartet dass sie es dachten. Enttäuschung. Lügner.
Ich konnte meinen Gedanken lauschen und stimmte jeden Anschuldigungen zu. Ich war ein Selbstsüchtiger, Hurensohn-Freund, der lügt und enttäuscht. Aber ich kann nun mal nicht anders, ich bin am Ende. Ich schloss meine Augen und atmete die warme Luft ein. Reine Fiktion war der Gedanke ein normales Leben führen zu können. Reines Wunschdenken. Ich war wahrscheinlich zu naiv, zu erwartungsvoll und hoffte, nach 17 Jahren etwas auf die Reihe zu bekommen. Aber was dachte ich mir bloß? Unmöglich ist es ohne Vergangenheit zu leben. Bin vor ihr weggelaufen, weiter und weiter, doch sie ist der Schatten der mich nie verlässt. Die Vergangenheit kann ich nicht vergessen, außer, ich vergesse alles. Traurig mag es sich anhören alles zu vergessen, da es neben den schlechten auch gute Tage gab. Traurig war es auch für mich, allein der Gedanke, sich nicht an die einzigen Freunde, verbliebenen, die man je hatte zu erinnern. Aber das ist die Sache am Tot. Positiv und Negativ. Selbstsüchtig mag der Schritt sein, den ich ihnen damit antue. Nein er mag es nicht nur sein, er ist es. Aber sie werden mir verzeihen, das denke ich. Denn eines Tages werden auch sie vergessen, jede Erinnerung an mich verlieren, und dann verzeihen sie mir, wie ich ihnen. Ich werde meiner Mutter verzeihen, denn wenn meine Freunde mein bis später verzeihen können, werde auch ich es können. Ich verzeihe auch meinem Vater, selbst wenn er mein Leben schrieb, verzeihe ich ihm. Denn wenn meine Freunde eines Tages all meine Taten verzeihen können, so kann ich es auch. Ich öffnete meine Augen und blickte gesenkt auf meine Freunde. Ich ließ es nicht zu das auch nur eine Träne meinen Augenwinkel verließ, denn dass könnte ich mir nicht verzeihen. Denn ich würde schwach werden, könnte nachgeben. Leise und entschuldigend verließ ich den Raum. Stumm ging jede Sekunde ein: Sorry, über meine Lippen, ohne dass auch nur ein Ton zu hören war, in der Hoffnung sie würden mir verzeihen. Ich öffnete die Tür zum Badezimmer und blickte in den Schwach beleuchteten Spiegel. Mein Anblick war kaum zu ertragen. Schlimmer als je zuvor, sah ich nicht nur kaputt aus, ich schien zu zerbrechen. Meine Augen waren so trist, das dass eigentlich so dunkle Braun schon fast grau schien. Meine Haare waren matt und wüsste ich es nicht besser, würde ich mich für eine Leiche halten. Ich blickte tief in den Spiegel und stellte mir eine Frage;
,,Was siehst du Felix Hardy?"
Meine Hand fuhr auf den Spiegel zu und ließ ihn zittern. Kleine, größer werdende Risse entstanden auf meiner bleichen Haut. Zogen sich durch meine Haare, meinen Hals und meinen abgemagerten Körper. Ein paar Scherben fielen auf die
kalten Fliesen, wie Tränen, zersprangen sie erneut. Ich kniete mich auf den Boden und griff nach einem meiner Spiegelbilder. Meine Hand war einwenig Blutverklebt, aber dass machte mein Aussehen bloß Authentischer. Ich lehnte mich an die kalte Fliesenwand und betrachtete mich in der Scherbe.
,,Was siehst du Felix Hardy?"
Ich zog meinen Ärmel runter und umgriff entschlossen das Stück Spiegel.

Fassade | Felix HardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt