Enttäuscht.

706 59 22
                                    

Müde und schwach saß ich auf dem Sofa in meinem Aufnahmezimmer.
Dner und Izzi fingen an meine ganze Wohnung auf den Kopf zu stellen.
Rewi saß schweigend neben mir.
,,Hast du ein Seil oder so etwas?",fragte Dner. Ich schüttelte den Kopf.
Er verließ den Raum und suchte wohl nach einem Strick, sie hatten kein vertrauen mehr zu mir.
Izzi kam mit einer Plastikkiste voller Geschirr in den Raum. ,,Hast du noch Schlaftabletten?",fragte Dner mit diversen Tablettenpackungen in der Hand. Wieder schüttelte ich bloß den Kopf, er warf die verschiedenen Arzneimittel mit in die Plastikbox.
Ich fühlte mich so schlecht. Schuldig.
Wie ein Verbrecher. Nur ungläubige Blicke die auf einen gerichtet sind. Kein Vertrauen. Beobachtet und missachtet.
Ich saß bloß still und zusammengekauert auf dem Sofa, in der Hoffnung dass alles Endet.
,,Wir sind sofort wieder da",gab Izzi mitfühlend bescheid und winkte mir zu. Ich nickte und sah den beiden zu, wie sie jeden zum Selbstmord 'möglichen' Gegenstand in der Kiste raus schleppten. Ich schloss meine Augen, legte meinen Kopf in meine Hände und atmete tief durch.Ein Albraum. Rewi stand vorsichtig auf und setzte sich wenige Sekunden später, wieder neben mich.
,,Was ist das?",fragte er. Ich blickte auf.
Rewi hielt den Abschiedsbrief in der Hand, den ich geschrieben hatte.
Ich konnte nicht Antworten. Konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich sah bloß auf dass gefaltete Stückpapier.
Er faltete es vorsichtig auf und las jedes Wort. Er ließ sich Zeit. Dann legte er es neben sich. ,,Du hast uns all die Zeit angelogen?",fragte er. ,,Du hast dir eine Maske aufgesetzt, dich mit uns angefreundet, um uns dann so oder so zu verlassen?",setzte er fort. ,,Ich weiß das ich ein verfickt dummes Arschloch bin! Ich weiß es. Es tut mir leid! Ich hätte euch nie mit da rein ziehen dürfen. Es tut mir so unfassbar leid! Ich wollte dass nicht! Ich wollte ein normales Leben! Aber ich bin zu dumm! Ich bin so scheiße dumm!",schrie ich mich selbst an und schlug mir gegen den Kopf. Rewi hielt mein Handgelenk fest. ,,Felix, du bist nicht scheiße dumm. Du hättest uns einfach von Anfang an die Wahrheit sagen müssen",entgegnete er.
Ich kauerte mich wieder zusammen und legte meinen Kopf auf meine Knie.
,,Bitte lass uns dir helfen",sagte Rewi.
Ich antwortete nicht, ließ bloß die Stille über mich ergehen und hörte meinen Gedanken zu.

Die Tür ging auf und Dner und Izzi kamen rein. ,,Es wird gleich dunkel, willst du eben deine Sachen holen? Izzi und ich haben unsere schon. Wir bleiben dann hier",sagte Dner zu Rewi, welcher mir kurz über den Rücken strich und dann aufstand. ,,Ja, ich bin gleich wieder da",rief Rewi mir zu und ging. ,,Felix? Könntest du kurz aufstehen?",fragte Izzi und reichte mir die Hand. Ich stand wackelig vom Sofa auf und setzte mich auf meinen Schreibtisch Stuhl. Die beiden umfunktionierten mein Sofa zu einem Bett und holten eine Matratze aus meinem Zimmer. ,,Hier",rief Dner kalt und warf mir ein Shirt und eine Jogginghose zu. Ich zog mir die Jogginghose an und ließ meinen Pullover an. Wenigstens meine Narben wollte ich versteckt halten.
Die anderen hatten sich auch umgezogen und saßen auf dem Schlafsofa. Unter Beobachtung setzte ich mich zurück auf den Stuhl.
,,Ist das nicht zu warm?",fragte Rewi als er kurze Zeit später zurück kam.
Ich schüttelte den Kopf.
Rewi atmete sichtlich aus, kam auf mich zu und packte meinen Arm. Ich hätte mich nicht wehren können. Er zog meinen Ärmel runter und betrachtete nun die unzähligen Narben.
Er guckte mir in die Augen. Das kalte blau sah mich an. Nicht missachtend wie mein Vater, nein. Viel schlimmer, enttäuscht.
Eine Enttäuschung.
Rewi drehte sich um und verließ wieder die Wohnung. Stumm, ohne eine Bewegung blieb ich mit entblößtem Arm sitzen. Dner und Izzi sahen ebenfalls jede Narbe. ,,Wo sind die Klingen?",fragte Dner ohne jegliche Emotion. ,,Felix? Wo sind die Klingen?",wiederholte er, doch ich antwortete nicht. ,,Komm mal runter Dner! Merkst du nicht wie beschissen es Felix geht?",kam es plötzlich von Izzi. ,,Er hat uns alles verschwiegen! Wollte sich umbringen! Mein Gott Alex ich will das nur verhindern",entgegnete Dner. ,,Sei wenigstens ein bisschen verständnisvoll dabei! Er sitzt vor uns!",antwortete Izzi, woraufhin auch Dner die Wohnung verließ.
,,Ist alles okay?",fragte Izzi.
,,Nein",antwortete ich und zog meinen Pulloverärmel über meinen vernarbten Arm.
Ich bin eine Enttäuschung.
Ein scheiß Freund.
Einfach eine Enttäuschung.

Fassade | Felix HardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt