Weiß.

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Ich spürte meinen Körper nicht.
Wollte mich regen, doch es ging nicht.
Meine Augen waren zu.
Ich war in Schwärze gehüllt.
Kein Gedanke war zu fassen.
Bloß dumpfe töne, nicht erkennbar.
Kein Schmerz drang zu mir durch.
Bitte rette mich, ich sterbe.
Ich wollte meinen Mund öffnen, doch kein Ton kam heraus.
War ich tot?
Bitte lass mich tot sein.
Ich war doch am Grund angelangt, wo war ich nun?
Leise Geräusche, leises Rauschen.
Ich spürte kalte Windstöße.
Meine Augen waren geschlossen,
wieso konnte ich sie nicht öffnen?
So einfache, logische Sachen, waren unmöglich.
War ich in meinem Körper gefangen?
War dass nun mein Dauerzustand?
Noch einmal versuchte ich meine Augen zu öffnen.
Licht trat in meine Schwärze.
So hell dass es wie die Sonne schien.
Dumpfe Geräusche wurden lauter.
Alles drehte sich.
Mir wurde schlecht.
Ich riss meine Augen auf, das Licht verblasste und ein weißer Raum erschein.
Im selben Moment übergab ich mich.
Ich war wach.
Ich befand mich in der Küche.
Nein.
Nein.
Nein.
Ich lebe. Ich lebe. Ich lebe noch.
Verdammte scheiße ich lebe.
Mein Herz schlägt, ich bin verloren.
Nie, nie, nie wieder werde ich die Chance haben es wieder zu versuchen.
Ich habe meine Fassade zerstört, sie ist nicht mehr da.
Ich Versager.
Ich bin so fucking dumm.
Ich hätte mich erstechen sollen.
Aber nein.
Felix nimmt nur eine Packung Schlaftabletten.
Die ich gerade ausgekotzt hatte.
Ich bin so dumm.

Ich hatte mich immer noch keinen Millimeter bewegt.
Ich war zu panisch, zu hasserfüllt. Ich saß bloß da, mit offenen Augen.

,,Felix?",fragte eine Stimme vor mir.
Ich regte mich und sah in die Augen meiner Freunde.

Ich wollte weg.
Kaum ertragbar war diese Situation.
Was dachte ich da, sie war nicht ertragbar.
Ich wollte rennen. Weg. Doch ich war erstarrt.
Mein Herz schlug schnell, ich hoffte es würde platzen.

,,Wieso hast du das getan?",fragte Rewi.
Ich war schwach, doch ich sprang auf.
Zog ein Messer aus dem Messerblock und zog meinen Ärmel runter.
Ich wollte zu stechen. Wollte raus.
Sterben, einfach sterben.
,,Felix!",schrie Rewi.
Rewi umgriff mein Handgelenk, Izzi hielt meinen anderen Arm fest und Dner riss dass Messer aus meiner Hand. ,,Felix!",wiederholte Rewi meinen Namen.
Ich wollte mich losreißen, doch ich hatte keine Kraft.
Alle drei zogen mich in mein Aufnahme Zimmer. Ich kauerte mich auf mein Sofa. Die anderen setzten sich vor mich.
,,Felix, wir rufen jetzt den Krankenwagen",sagte Izzi.
,,Bitte nicht",antwortete ich panisch.
,,Felix, beruhig dich bitte",redete Dner ruhig auf mich ein.
Ich atmete aus und ein.
Mir war schlecht, unglaublich schlecht.
Ich legte meinen Kopf in meine Hände.
Alles kreiste.
,,Ist alles okay?",fragte Rewi.
,,Was soll schon okay sein",antwortete ich stumpf.
Izzi ging aus meinem Zimmer.
Rewi und Dner saßen vor mir.
Alles ging so schnell.
Kaum starb ich, lebte ich wieder.
Meine Freunde haben so lange auf meinem Bauch rumgedrückt, bis ich mich übergab.
Wie mein Vater.
Es ist vorbei.
Nie werde ich raus kommen.
,,Hier, dass reinigt den Magen",kam Izzi mit einem Glas Salzwasser zurück.
Ich setzte mich auf und nahm das Glas an.
Natürlich schmeckte es grauenhaft, aber ich fühlte mich schuldig.
Sie waren ratlos, wussten nicht was sie tun könnten.
Krankenhaus? Hier bleiben? Psychiatrie?  Sie hatten wahrscheinlich über alles schon nachgedacht.
Sie sind gute Freunde, keine Frage, aber bitte, sie sollen mich gehen lassen.
Ich bin so scheiße Dumm.
Hätte lieber einen Sicheren Weg nehmen sollen.
Dann wäre ihnen und mir das ganze erspart geblieben. Aber ich war halt nicht der schlauste.
,,Felix, wir würden dich am liebsten ins Krankenhaus fahren",sagte Dner leise.
,,Bitte, mir geht es gut, ihr könnt auch gehen",antwortete ich.
,,Felix, wir haben lang genug zu gesehen. Wir wollen dir nur helfen",entgegnete Izzi.
,,Wenn ihr mir helfen wollt, lasst mich einfach sterben",gab ich zu.
,,Wieso Felix? Wieso willst du das?",fragte Rewi.
,,Ich kann nicht mehr, ich kann mir nicht jeden Tag Flashbacks antun. Stimmen und Gedanken. Ich kanns nicht mehr",antwortete ich ehrlich.
,,Du bist Depressiv, du brauchst Hilfe",sagte Dner.
,,Ich bin tot. Ich bin schon so lange tot. Ich will einfach nur endgültig hier weg",entgegnete ich.
,,Aber wir brauchen dich",sagte Rewi.
,,Ihr braucht keinen Versager wie mich, der sogar an umbringen scheitert",schüttelte ich den Kopf.
,,Mein Gott Felix! Du bist kein Versager. Als ich eben mit Izzi und Dner in deine Wohnung gekommen bin, dich in der scheiß Küche habe liegen sehen. Weißt du was ich da gedacht habe? So viele Zeichen hast du mir gegeben, du hast förmlich nach Hilfe geschrien! Und ich? Ich hab dir nicht geholfen. Ich wusste das etwas nicht mit dir stimmt, aber ich habe nichts getan. Wenn du gestorben wärst, wäre es meine Schuld. Du hast dich sogar bedankt, für alles, dafür das ich ein toller Freund war. Und ich? Ich war zu dumm um das zu verstehen!",antwortete Rewi und ich konnte es nicht glauben.
Denn ich blieb der Dumme, Versager. Der nach einem Suizidversuch noch lebte.
Auf dem Grund angekommen und gerettet.

Fassade | Felix HardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt