*sechstes*

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Lily

Freitag Abend. Die Sonne schien, der Riesenkrake im See schwamm seine Runden. Alle waren irgendwie draußen, ob sie jetzt im Schatten der Bäume saßen oder sich auf den Wiesen sonnten. Die Bibliothek war wie leergefegt und Madame Pince döste erschöpft von der Arbeit gegen eine Wand gelehnt. Nur ein einziger Tisch war besetzt. Auf den ersten Blick konnte man das Mädchen mit der roten Haarmähne kaum sehen, denn sie war hinter einem Bücherstapel versteckt, der um einiges größer war als sie. Die Hitze schien ihr sichtlich zu schaffen zu machen, denn sie lag mit halb geschlossenen Augen auf ihrem Verwandlungsbuch und murmelte leise in der dritten Person vor sich hin. Sie sollte sich wirklich angewöhnen mehr zu trinken. Langsam rappelte sie sich auf und trat aus der stickigen Bibliothek heraus. Es hatte keinen Sinn mehr noch irgendetwas zu lernen. Sie ging langsam die Gänge hinunter bis sie schließlich die Küche erreichte. Es war, als hätte sich ein weißer schleier auf die Welt gelegt, der alles in dunstiges Licht tauchte. Taumelnd trat sie in den Raum und brach gleich darauf erschöpft zusammen.

"Oh Merlin, Lily!"
"Ich habe ihr kalte Tücher gemacht, aber es wird nicht besser, Mr. Potter!"
"Is' schon gut, danke Candy."
Langsam kam ich wieder zu mir. In irgendeiner Weise ohnmächtig zu werden zählte anscheinend schon zu meinen Hobbies. Happy Birthday Lily. Ich spührte wie ich von jemandem hochgehoben wurde und wollte schon protestieren. Ich meine, hey, ich lag hier nicht auf dem Boden um von irgendwelchen Idioten wie ein Sack Mehl durch die Gegend geschleppt zu werden, doch mein Gehirn schaffte es nicht eine Verbindung zu meiner Mundmuskulatur zu schaffen und so bekam ich nur ein klägliches Grunzen hervor. James' Brust, die es ohne Zweifel war, vibrierte als er leise lachte. Herzlichen Dank auch, ich fand es auch sehr lustig hier herumzuschwabbeln. Das gleichmäßige Schaukeln seines Ganges war erstaunlich beruhigend und so dämmmerte ich langsam wieder weg.

Als ich dieses Mal aufwachte war ich in eine weiche Decke gehüllt, die unheimlich gut roch. Ich konnte nur nicht einordnen wonach. Das merkwürdige Gefühl von diesem Vormittag, ich vermute mal, dass es noch derselbe Tag war, war verschwunden. Zurückgeblieben war ein dumpfer Kopfschmerz. Langsam öffnete ich die Augen und hätte sie im nächsten Moment am liebsten gleich wieder verärgert geschlossen. Das konnte doch nicht sein ernst sein. "James Potter ich erwarte sofort eine Erklärung, oder du besuchst deine Urgroßeltern schneller als du 'Quidditch' auch nur denken kannst!" Der Junge erlaubte es sich doch wirklich noch zu grinsen. Er saß neben mir im Schneidersitz und wippte vor und zurück, als hätte er alle Zeit der Welt. Nach gefühlten drei Stunden, in denen ich ihn genervt angestarrt habe, bequemt sich der Herr dann auch mal zu antworten. Merlin, ich hasse diesen Jungen. "Hey kleiner Tiger, komm runter. Ich hab dich ohnmächtig in der Küche gefunden. Du hast dir 'nen schönen Hitzeschlag eingefangen und dazu kommt noch, dass du dich total überanstrengt hast. Ein bisschen dankbar könntest du ja schon sein" James sieht mich ernst an. "Ich glaube du solltest die Schule nicht zu ernst nehmen, Lily. Du gehst kaputt." Ungläubig starrte ich ihn an. Die Schule NICHT ernst nehmen? Wusste er eigentlich, was er da sagte? Ohne diese Ausbildung war ich ein Niemand in der magischen Welt. Nur eine kleine Muggelgeborene. Ich wollte noch etwas erreichen und da musste ich mein bestes geben, auch wenn das bedeutete in kochender Hitze in der Bibliothek zu lernen. "Wirklich. Bitte hör nur einmal auf mich!", flehte er. Es schien ihm wirklich sehr wichtig zu sein und da ich merkte, dass er nicht lockerlassen würde, nickte ich langsam. "Ich versuche es. Aber ob ich es schaffe, ist etwas anderes." Sofort erschien wieder ein Grinsen auf seinen Gesicht. Es tat mir fast ein bisschen leid, aber ich konnte ihm nicht sagen, dass ich eher mein Leben für ihn riskieren würde, als die Schule zu vernachlässigen. Man bedenke dabei, dass ich mir selbst schon die grausamsten Möglichkeiten ausgemalt hatte, James Potter auf quälenste Weise zu ermorden. 
"Miss Evans, bitte stehen Sie doch auf und folgen mir. Heute wird nicht gelernt!", befahl er. Grummelnd richtete ich mich auf, er ließ echt nicht locker. "Was hast du vor?", fragte ich gähnend, als ich hinter ihm die Treppen hinauftapste. Es würde mich wirklich interessieren, da James hinterherrennen nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung war.
"Dir zeigen, wie man Spaß hat, ohne dabei seinen roten Haarschopf hinter einem Buch zu verstecken!", verkündete er und zwinkerte mir anzüglich zu. "Potter", sagte ich mahnend und blieb abrupt sehen. Lachend drehte er sich um. "Keine Sorge kleiner Tiger, ich habe nichts unanständig es mit dir vor" Prüfend musterte ich ihn, entschied mich dann aber ihm weiter zu folgen. Ich meinte noch ein "zumindest noch nicht" gehört zu haben, vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Vor dem Raum der Wünsche blieben wir schließlich stehen.
"Augen zu, little Red." Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar und schloss meine Augen, wenn auch widerwillig. Ich spürte wie James mich vorwärtsschob und dann allein stehenließ. "Du kannst jetzt gucken." Ich zuckte zusammen. Er war so nah, dass mich sein Atem beim Sprechen streifte. Ich öffnete die Augen und brauchte einen Moment um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.
Der Raum der Wünsche hatte eine rundliche Form und ist in etwa mit dem Gryffindor Gemeinschaftsraum in klein zu vergleichen. Im Kamin prasselte ein angenem warmes Feuer und davor stand ein kleines, gemütliches Sofa bedeckt mit einem riesigen Kissenberg. An den Wänden standen Bücherregale, die bis zu der hohen Decke reichten. Unwillkürlich fing ich an zu lächeln. Ich lief geradewegs auf eines der Regale hinzu und strich über die dicken Einbände. "Keine Bücher, Lily, setz dich doch", lachte er und deutete auf das Sofa. Seufzend ließ ich mich darauf fallen. Er selbst setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich vor mir. "Und warum sind wir jetzt hierher gegangen? Wir hätten genauso gut in unserem Gemeinschaftsraum bleiben können", sprach ich meine Frage laut aus. "Ich dachte mir, es wäre einfacher für uns beide, wenn wir in einer anderen Umgebung reden würden. Hier sind wir ungestört und vergessen vielleicht unsere bisherige eher schlechte 'Beziehung' ", antwortete er und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Kaum hatte er ausgesprochen, landete ein Kissen so hart in seinem Gesicht, dass er vor Überraschung nach hinten umkippte. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, wurde er mit einem Mörderblick à la Lily erdolcht. Schützend hob er die Hände. Nur mit Mühe konnte ich mir ein Grinsen verkneifen, so verdattert und hilflos saß er da. "Eine Chance, James Potter. Eine, und ich warne dich wenn du sie vermasseltst wirst du drei Monate kein Quidditch mehr spielen können", schlug ich ihm vor. Ehrlich gesagt glaubte ich selbst nicht, was ich da tat, aber zurücknehmen konnte ich es auch nicht mehr. Als Antwort landete ein Kissen in meinem Gesicht. Lachend schnappte ich mir ein weiteres Kissen vom Berg und schlug damit auf ihn ein. Dabei ignorierte ich gekonnte die kleine Stimme in meinem Inneren, die durchgehend, chill Lily, chill..., sagte. Irgendwann wurde das Kaminfeuer von einem unserer Kissen erstickt und es folgte die größte Keilerei im Dunkeln, seit die Orks Moria überfallen haben. Und wer hätte es gedacht, es war tatsächlich möglich mit jemandem wie James Potter so etwas wie Spaß zu haben.

Soo... nach gefühlten fünf Jahren melde ich mich auch mal wieder. Schande über mich. Wenn es die liebe Ana nicht gegeben hätte, wäre es ohne Zweifel eine Frage von weiteren Monaten geworden. Immerhin habe ich eine kleine Ausrede: Ich mache einen Austausch nach Frankreich und musste mich in der Zeit viel um meine Austauschpartnerin kümmern, als diese bei uns war. Seit gestern bin ich jetzt in Frankreich und hab mich endlich mal aufgerafft wieder was zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch und ich bin wieder einigermaßen in die Story reingekommen.
Bis bald

Eure MarDreamLeen

Hinter Den MauernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt