Lily
Das erste Treffen der KVH war ein voller Erfolgt. Zumindest empfand ich es so. Marlene war nicht ganz so begeistert, denn wir hatten mit Entwaffnungszaubern und einfachen, aber effektiven, Flüchen angefangen und ihr war ein Zauberstab an die Schläfe geflogen, woraufhin sie kurz ohnmächtig geworden war. Sirius zog sie jetzt bereits Tage damit auf und dementsprechend war auch ihre Laune.
"Marley!" Marlene seufzte laut auf und vergrub ihr Gesicht in beiden Händen. Wenn man vom Teufel sprach... Sirius und James ließen sich neben uns fallen. Beide trugen ein übertriebenes Lächeln auf dem Gesicht und Sirius lehnte sich etwas weiter als es nötig gewesen wäre zu Marlene und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Marls schubste ihn genervt weg, hatte aber auch ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. Ich warf James einen Blick zu und er erwiderte ihn wissend und nickte. Damit war es beschlossen, für einige Dinge brauchten wir keine Worte, wir würden Marls und Sirius verkuppeln!"Hey James", trällerte eine eindeutig viel zu hohe, aber dennoch melodische Stimme. Unsere Köpfe schossen nach rechts, wo ein Mädchen an den Tisch getreten war. Meine Gedanken an Sirius und Marls als Paar waren sofort wie weggewischt.
Es war dieses braunhaarige Mädchen aus Ravenclaw, welches die Partnerarbeit mit James machte, diese- "Charlotte, hey", grinste James sie an, sie erwiderte es strahlend und setzte sich wie selbstverständlich neben ihn. Sie fingen an sich zu unterhalten, aber ich hörte nicht mehr zu. Mir wurde schlecht. Irgendwas stimmte wohl nicht mit dem Kürbissaft. Plötzlich wurde ich mir meines Schlafmangels nur zu bewusst. Etwas angepisst musterte ich James und Charlotte, die immernoch lachten. Herrgott, das war doch nicht normal davon bekam ich ja Kopfschmerzen. Rem, der gegenüber saß rettete meinen Tag, in dem er aufstand und verkündete: "Ähm Lily, ich glaube wir sollten jetzt mal unser Projekt beenden."
Ich nickte erleichtert. "Wir treffen uns in der Eingangshalle?", fragte ich gespielt fröhlich. Rem nickte mir aufmunternd zu und wir verließen gemeinsam die große Halle.Unser Projekt war beinahe beendet. Wir hatten unsere Informationen so verzaubert, dass sie eine schwebende Präsentation ergaben und unsere Stimmen diese begleiteten. So würden wir später nichts anderes tun müssen, als auf unseren Plätzen zu sitzen und das ganze zu beobachten. Allerdings fehlten uns noch einige Interviews zu dem Thema und deshalb wollten wir in die "Drei Besen" um dort Rosmerta und einige Gäste zu befragen.
Der eisige Oktoberwind ließ mich erschaudern. Ich klappte den Kragen meines großen Mantels hoch und zog den Kopf ein. Der Herbst war nun entgültig eingetroffen und mit ihm eine nasse Kälte, auf die ich gern verzichtet hätte. Zitternd lief ich neben Rem den steinernen Weg hinunter nach Hogsmeade.
Nur einige Minuten später traten wir auch schon in die Wärme und Rosmerta begrüßte uns freundlich. Sie war selbst erst ein paar Jahre älter als wir und vor einigen Jahren war Sirius mal ganz schlimm in sie verknallt. Ich musste grinsen bei der Erinnerung an den vierzehnjährigen Sirius, der rote Rosen mit einem übertriebenen Lächeln, das wahrscheinlich verführerisch wirken sollte, auf den Tresen legte und sie anschmachtete.
"Woran denkst du?", fragte Rem und ich erzählte ihm von meinen Gedanken. Rem lachte schallend los. Auch er erinnerte sich nur zu gut daran. Es war schön, Remus lachen zu sehen. Er war eher der Stille, Vernünftige der Rumtreiber, war aber im Laufe unserer Treffen für das Projekt immer gesprächiger geworden und ich hatte schnell gemerkt, das Remus jemand war, dem man sein Leben anvertrauen und dem man alles erzählen konnte. Dass ich mich in letzter Zeit immer mehr mit Remus getroffen hatte, lag irgendwie auch daran, dass James und Charlotte quasi aneinander klebten und ich ihnen fast nie einzeln begegnete. So war es in den Räumen der Schülersprecher immer etwas langweilig gewesen und wenn Mary und Marls mir keine Gesellschaft geleistet hatten, hatte ich mit Remus in der Bibliothek gesessen oder mit ihm geredet, während wir auf den Ländereien von Hogwarts spazierengegangen waren. Gestern beim Treffen der KVH war ich nach langer Zeit mal wieder allein mit James gewesen. Irgendwie störte es mich, dass er unsere gerade richtig begonnene Freundschaft einfach wegwarf. Remus verstand das und war seitdem nur noch selten von meiner Seite gewichen. Mir wurde klar, warum die anderen Rumtreiber ihn so schätzten. Und trotzdem wirkte er oft traurig, wenn er dachte, dass ihn niemand beobachtete. Ich wollte ihm so gerne helfen und wissen, was ihn bedrückte."Lils!" Eine Hand schnippte vor meinem Gesicht herum und ich schrak aus meinen Gedanken. "Wollen wir loslegen? " Ich nickte und setzte mich in Bewegung. Mein erstes Ziel war eine ältere Dame, die an einem etwas abgelegenen Tisch saß und im Klitterer blätterte, einer Zeitschrift, die ganz neu auf dem Markt war und von einem etwa zwanzigjährigen Mann, Namens Xenophilius Lovegood oder so verfasst wurde.
Etwas unsicher räusperte ich mich und fragte sie, ob wir ihr ein paar Fragen für ein Schulprojekt stellen könnten. Sie hob den Kopf und durchbrannte mich förmlich mit ihrem eisblauen Blick. Ich hielt ihr stand und lächelte zaghaft. Ihr Blick wurde weicher und sie strich sich eine Strähne des silbrigen langen Haares zurück während sie angwortete: "Aber natürlich, kleine Hexe". Erleichtert ließ ich mich gegenüber von ihr fallen.
"Hallo erstmal. Ich bin Lily Evans", begann ich etwas unsicher. Jetzt lächelte sie. "Mein Name ist Emilia Partil"
Ihre Stimme war tief und ruhig. Irgendetwas an ihr strahlte unglaubliche Ruhe aus, sodass ich mich sofort geborgen fühlte, obwohl ich sie nicht kannte. Ich mochte sie sofort. Ich stellte ihr die Fragen, die Rem und ich uns bevor aufgeschrieben hatten; ob sie jemandem kenne, der ein Animagus war, was sie von Animagi hielt, ob sie einer war (man wusste ja nie), und so weiter. Als wir fertig waren stand ich lächelnd auf und verabschiedete mich von ihr. "Du bist ein besonderes Mädchen, Lily. Deine Liebe wird deinen Geliebten retten, auch wenn sie dir zum Verhängnis werden wird", flüsterte sie.Ich sah ein letztes Mal in ihre Eisblauen Augen und beeilte mich, zu Rem zurückzukehren. Er saß schon am Tresen und unterhielt sich mit Rosmerta, als ich dazukam. Ich setzte mich neben sie und trank gedankenverloren mein Butterbier.
Dieses Erlebnis würde ich niemandem erzählen, beschloss ich. Zudem hatte Emilia Partil sich wahrscheinlich einfach einen Spaß daraus gemacht, mich zu verängstigen.
Wieder im Schloss beendeten Rem und ich gerade unsere Präsentätion als eine lachende Charlotte und ein grinsender James in die Bibliothek stürzten. Ich stöhnte auf und vergrub mein Gesicht in Rems Schulter. Den beiden schien nun auch aufgefallen zu sein, dass sie nicht allein waren, denn das Lachen erstarb sofort und wurde durch ein überaus albernes Kichern ersetzt. Ich sah erst wieder auf als sie aus meinem Unfeld verschwunden waren und wich Rems Blicken aus, die ganz klar "erzähl-mir-sofort-was-in-dir-vorgeht-oder-ich-vernichte-deinen-Schokoladenvorrat" sagten.
"Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist...", seufzte ich und beobachtete die absolut interessante Musterung des Holzfußodens.
Und das war nichteinmal gelogen. Ich kannte dieses Gefühl nicht. Es war, als wäre ich ohne wirklichen Grund unglaublich enttäuscht und wütend und hatte gleichzeitig das Bedürfnis, meinen kompletten Mageninhalt in der Toilette der Maulenden Myrte zu entleeren. Ich fühlte mich hilflos und schwach...
Wortlos stand ich auf, sah Rem nocheinmal entschuldigend an und versuchte mit aller Kraft das Bild von Charlotte und James aus meinem Kopf zu verbannen. Ich nahm an, dass ein Teil meiner Wut wohl daher kam, dass er sich in der letzten Zeit so wenig für seine Pflichten als Schulsprecher engagiert hatte, aber sich stattdessen mit dieser französischen Schlampe vergnügte. Ich erschrak beinahe selbst vor meinen Gedanken, denn jemanden, den ich nicht kannte, einfach ohne Grund als Schlampe zu betiteln, war absolut nicht meine Art, allerdings fühlte es sich in meinem Elend irgendwie gut an... schließlich war ja sie es, die James von seinen Pflichten abhielt und deshalb war ich ja auch so sauer, weil jetzt alles an mir hängen blieb... Oder?
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Hinter Den Mauern
RandomEine Jily Fan Fiction aus der, wer hätte das gedacht, Rumtreiberzeit.