Part 6

370 11 2
                                    

Ich beäugte mich sowohl kritisch als auch total selbstverliebt in dem Ganzkörperspiegel meines Kleiderschrankes. Meine Fresse, war das Set der Wahnsinn. Ich feierte mich selber dafür meine Mum wirklich dazu gebracht zu haben, mir diesen Traum in weinrot zu kaufen.

Die Dame in den besten Jahren wäre am liebsten mit einer Tüte über den Kopf in den Laden gegangen. Als Kylie sich schließlich outete auch solche Dessous tragen zu wollen, wäre sie beinahe an einem Herzinfarkt gestorben. Arme, kleine Mum, die für die Welt der Freizügigkeit einfach nicht geschaffen war.

Ich glitt mit meinem Zeigefingern über den feinen Stoff der Unterwäsche und war mehr als zufrieden. An mir sah das super aus. Ja, Pantys waren schon viel besser als diese unnötigen Tangas oder die Omaunterhosen. Sie rückten meinen Hintern ins rechte Licht. Ein Klingeln holte mich aus meiner Gedankenwelt, in der ich die Königin war zurück in die Realität. In der ich übrigens auch die Königin war.

Auf Zehenspitzen tänzelte ich zur Türe und öffnete diese schwungvoll, ließ mich gegen die Zarge fallen und winkelte ein Bein an. Cliff sah mich unbeeindruckt an. Ich glitt mit dem rechten Arm nach oben und legte verführerisch den Kopf in den Nacken.

„Na Cliff mein süßer, wie gehts dir heute?" fragte ich so verrucht wie möglich und leckte mir gespielt über die Lippen.

„Du hast sowas von ein Rad ab." konterte er und und sich an mir vorbei ins Innere. Ich folgte ihm tänzelnd warf die Türe zu und krallte mich an seine Schultern, drehte mich an ihnen nach vorne und stand mit meinem Rücken an seinen Bauch gewandt. Langsam ging ich mit erotischen Hüftbewegungen in die Knie und wieder hoch. Er packte mich daraufhin mit seinen starken Händen und schubste mich aufs Sofa.

„Scheiße Mia, lass den Mist!" maulte er nur und ging in die Küche, dort besorgte er sich eine Flasche Bier und kam mit einer mies gelaunten Mimik zurück. Den Kronkorken ließ er mit Hilfe eines Feuerzeuges durch meine Wohnung springen.

„Was los?" fragte ich und blinzelte erwartungsvoll auf.

„Ah man meinen Grammys gehen mir auf den Sack..." stöhnte er und warf sich neben mir aufs Sofa. „Und zieh dir endlich was an sonst muss ich noch über dich herfallen." kichernd erhob ich mich und ging ins Schlafzimmer. Mit dieser Äußerung war ich zufrieden. „Ich bekomm dich ja doch rum." brüllte ich aus dem Zimmer ins Wohnzimmer und warf mir einen Bademantel über. Als ich wieder kam, stand Cliff vor den Bildern die ein „Unbekannter" von mir gemacht hatte und musterte sie eingehend. Ich hatte mir gedacht, ich hänge die Dinger einfach mal auf, schließlich spiegelten sie mein Leben wieder, mein langweiliges, monotones Leben.

Ich stellte mich neben den Größeren und schnappte mir die Bierflasche. Ich nahm einen kräftigen Schluck und legte den Kopf schief.

„Wer hat die gemacht?" wollte Cliff wissen und setzte die Flasche an, die ich ihm zurückgeben hatte. „Keine Ahnung!" sagte ich ironisch. Ich würde mich nicht hinters Licht führen lassen. Cliff hob eine Augenbraue und drehte seinen Kopf zu mir. Durch seine Brillengläser sah er mich neugierig an. Dieser Blick verunsicherte mich ein wenig.

„Jetzt sag!" Er glaubte ich wüsste die Antwort, er glaubte meine ironische Bemerkung wäre ein Beweis für mein Wissen.

„Ich weiß es ehrlich nicht." sagte ich dann und kratzte mich am Hinterkopf.
„Wie?"
„Gestern Abend stand ein Paket vor meiner Türe mit den Bildern darin." erklärte ich kurz und knapp. Ich wandte mich von Cliff ab und besorgte auch mir ein Bier. Ich würde nicht behaupten, dass die Unwissenheit mich sehr verunsicherte aber ein komisches Gefühl war das schon.

Wer hatte mich da tagelang beobachtet und diese wirklich großartigen Schnappschüsse von mir gemacht?

Opportunist Thief (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt