Part 9

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„Jooo Tante..." ich lauschte den Worten, die aus dem Mund des gut aussehenden Sunnyboys kamen und hatte ernste Probleme diese zuzuordnen.
Warum nannte er mich Tante? War das eine Art Spiel, erst Tante sagen dann rummachen?
Währenddessen schnipste er mir gegen den Oberschenkel. Das konnte ich als sexuelle Spielerei ja noch verstehen aber das darauffolgenden „Halllooooo!" wiederum nicht.

Erst jetzt öffnete ich meine Augen und fand mich in der Bäckerei um die Ecke wieder. An der Theke lehnend war ich einfach eingeschlafen und musste mich von einem kleinen Bengel um die 10 belästigen lassen.

„Endlich wach?" fragte er weiter und pikste mich mit einem Stock, den er wohl als Sperr verwendete. Ich war doch tatsächlich zu müde um mich mit dem kleinen Rotzbengel anzulegen. Ich erhob mein Kopf und sah zu der Verkäuferin, die mich nicht gerade mit Wärme überschüttete.
„Willst du auch was kaufen oder suchst du nur einen warmen Schlafplatz?" Diese Frage war schwerer zu beantworten als gedacht. Eigentlich wollte ich Brötchen und doch war der Schlaf so viel besser. „Ich nehme 5 Brötchen, danke." Dann verließ ich die Bäckerei, in die ich die nächsten zwei Wochen besser nicht mehr ging.
„Nie wieder Alkohol." stöhnte ich gepeinigt und wusste, das war wie sonst auch, nur ein leeres Versprechen. Todmüde schlurfte ich Richtung Wohnanlage kämpfte mich die Treppen hoch und wurde dabei von einer Oma um die 100 Jahre alt überholt. Zweimal!

Ich schaffte es mit letzter Mühe zu meiner Freundin und klingelte Sturm. Ungewollt, meine Stirn lehnte gegen den Knopf. „Was?" fragte meine Freundin genervt und riss die Türe auf. Sie war die liebste und verpeilteste Person die ich kannte. Hatte der Kater sie aber überfallen war sie wie ausgewechselt richtig genervt und wie eine tickende Zeitbombe.

Sie hatte einmal einen Mann zum weinen gebracht nur weil er sie auf der Straße angerempelt hatte und ihr dabei der Kaffee aus der Hand gefallen ist. Für manche war das nur ein Kaffee, für sie war das ihre Lebenselixier, das sich auf den Boden verteilt hatte. Ich werde niemals vergessen, wie der Mann vor ihr stand und ihr 10 Dollar gab damit sie einen neuen Kaffe kaufen konnte. Wenn sie so drauf war, war ich immer stumm, ebenfalls sehr ungewohnt für mich.

„Jetzt nimm deinen Schädel von der Klingel!" maulte sie und ich versuchte dieser Anweisung nachzukommen. Ich trottete hinter ihr her ins Innere und ließ mich auf einen Stuhl an ihrem Esstisch nieder.
„Mia, warum weckst du mich?" wollte sie dann wissen und setzte sich mir jammernd gegenüber.
„Ich weiß auch nicht vielleicht gönne ich dir den Schlaf nicht!" antwortete ich nüchtern und zog das Handy aus meiner Jackentasche. Vorsichtig legte ich es auf den Tisch. Nicht, dass das nur ein Versehen war und irgendjemand das Ding wiederhaben wollte.
„Du hast mir gar nicht erzählt dass du gestern Abend noch ein Date hattest!" meinte Daisy nun nicht mehr ganz so müde.
„Dein Ernst? Ich war betrunken wie 1000 Russen wie sollte ich da überhaupt noch was machen können?"
„Woher kommt das Ding dann?" wollte sie trotz ihrer Kopfschmerzen wissen und nahm sich eine Zimtschnecke aus der Tüte. Ich hatte in der Bäckerei dreimal meine Bestellung geändert und war bei zwei Teilchen, drei Donut, zwei Bagels und einer Zimtschnecke hängengeblieben.
„Das lag gestern vor meiner Türe, genau wie diese ominösen Bilder!" Daisy biss mit Genuss in das zuckerverseuchte Ding und sah mich befriedigt an.
„Wie lustig was kommt als nächstes ein Auto?" Ich dachte kurz nach. Vielleicht konnte ich ja Hinweise geben und er würde mir das besorgen.
„Naja, also das Handy hat eine Simkarte aber es ist keine Nummer drauf. Ich weiß also nicht wer mich da wieder mal beschenkt hat." fing ich an und sah mir da Handy genauer an. Ein wirklich teueres Ding, das konnte ich sicherlich verkaufen ich würde es wie mein Augapfel beschützen. Ein Vibrieren des Handys in meiner Hand führt zu einem ruckartigen Zucken meiner Arme und das Ding landete auf den Fliesen. „Scheiße mein Augapfel ist nicht sicher..." murmelte ich nur und sah auf den Boden. Daisy sah ebenfalls herab und biss wieder in ihre Zimtschnecke.
„Dabei hättest du das so gut verkaufen können."
„Echt? Auf diesen Gedanken bin ich ja noch gar nicht gekommen.." maulte ich ironisch und hob das Ding auf. „Alkohol lässt sogar recht ansehnliche junge Frauen unattraktiv wirken!" las ich meiner Freundin vor und sah auf. „Von wen auch immer er da redet, bei den meisten stimmt es." stimmte ich ihm zu und fühlte mich nicht angesprochen. Ein weiteres Bild ließ meinen Glauben darüber, dass ich immer oberaffeengeil aussah, leichte Schwächen bekommen. Ein peinliches Bild vom Pool. Ich blickte schockiert auf den Display.
„Was los?" wollte Daisy wissen. Ich zeigte ihr das Bild. Sie musste husten und spukte sowohl mich als auch das Handy mit Zimt an. Ich schloss die Augen und versuchte wirklich ruhig zu bleiben. „Oh shit sorry." meine Freundin sprang auf und brachte mir Taschentücher.
„Kein Problem." sagte ich so gelassen wie möglich, dann wischte ich mir das Gesicht ab und war noch verwirrter als vorher.

Schöne Bilder von mir zu schießen war ja noch das eine aber dieser fiese Schnappschuss war zu viel!

Opportunist Thief (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt