Olivia
Das ging alles viel zu schnell, fährt es mir durch den Kopf.
Kylie, Aaron und weitere Rebellen sind augenblicklich aufgebrochen. Um die Koordinaten zu finden, welche Robin uns mitgeteilt hat. In dieser Trance, welche mir nach wie vor Angst macht...
Besorgt blicke ich auf sein regloses, im Schlaf kindlich wirkendes Gesicht. Die Rebellen haben mich nicht einmal gefragt, ob ich bei diesem Einsatz mitkommen möchte, doch selbst wenn, hätte ich es abgelehnt. Ich werde Robin für keinen Moment aus den Augen lassen, weil ich die Gewissheit haben muss, dass es ihm gut geht. Seine Brust hebt und senkt sich regelmäßig. Langsam lasse ich mich auf einem der Stühle nieder, die neben dem Krankenbett stehen, in welches ihn die Mediziner legen. Sie messen seinen Blutdruck und führen noch einige Tests durch.
"Er dürfte bald wieder auf den Beinen sein", informiert mich eine junge Frau mit einem ehrlichen, beruhigenden Lächeln, "willst du dich nicht ausruhen?" "Nein", unterbreche ich sie ungewollt heftig, erwidere jedoch sofort mit schlechtem Gewissen ihr gutmütiges Lächeln und antworte deutlich sanfter: "Vielen Dank, aber ich bleibe bei ihm. Ich warte, bis er aufwacht." Sie nickt verständnisvoll und erklärt mir, welchen Schalter ich betätigen muss, um ihr ein Signal zu geben, falls etwas passiert oder ich Hilfe benötige.
Wirklich seltsam, wie nett Ärzte sein können, selbst wenn sie so viel höher gestellt sind, denke ich, ehe ich mich daran erinnere, dass bei den Rebellen keine Rangordnung herrscht. Meine Gedanken wandern zu meinem großen Bruder. Ich frage mich, ob Derek bereits bemerkt hat, dass ich meinen Chip abgenommen und somit meine Identität und mein altes Leben vollständig aus dem System gelöscht habe. Hat er meinetwegen Probleme bekommen? Und schließlich denke ich auch an Maya, welche noch immer in seinem Labor ist. Ich runzele die Stirn.
Es wird wirklich Zeit, sie zu vergessen... Nicht nur für Robin, auch für mich.
Meine Hand fährt in meine Hosentasche und findet augenblicklich, wonach sie sucht. Ich zögere und gehe in meinem Kopf die verschiedenen Möglichkeiten durch, die mir zu Auswahl stehen.
Eines ist klar: Robin würde mich hassen, wenn er mehr über mich wüsste. Wenn er wüsste, was ich getan habe - und vor allem, was ich noch tun werde. Ich schlucke schwer. "Liv...?", vernehme ich plötzlich seine kratzige Stimme. Sofort wirbele ich herum, die Hand noch immer in meiner Hosentasche. "Hey", begrüßt er mich mit einem zwar schiefen, jedoch gleichzeitig auch sehr müde wirkenden Grinsen. "Ich hab dir deine Medizin mitgebracht", sage ich zu ihm und erst jetzt fällt mir auf, dass ich vollkommen verkrampft vor Nervosität bin. Skeptisch legt er seine glatte Stirn in Falten. "Die Rebellen nehmen auch Pillen?", fragt er und zeigt auf die hellblaue Pille in meiner Hand, doch kurz darauf flattern seine Lider und er droht, erneut in eine Art Halbschlaf zu verfallen. "Robin!" Ich helfe ihm, während er sich vorsichtig aufsetzt. "Ja, aber keine, die gegen deine Prinzipien verstoßen würden", lüge ich. "Und was genau ist das für ein Zeug?", hakt er weiter nach. Ich zucke nur mit den Schultern. "Das ist nur für deine Wunde. Hat die Ärztin mir gegeben", wandert mir schließlich die nächste Lüge über die Lippen. Wie immer bin ich überrascht, wie leicht mir das mittlerweile fällt. Er nickt nur - zu müde, um mir zu misstrauen. Ich bin ein schrecklicher Mensch.
Du hilfst ihm, korrigiert mich mein Gewissen, du hilfst ihm, loszulassen.
"Ich muss dir was erzählen...", nuschelt Robin leise, ehe er die Pille in den Mund nimmt und kurz darauf brav an einem Glas Wasser nippt, das die Mediziner auf seinen Nachttisch gestellt haben. Ich atme aus und spüre gleichzeitig, wie die Anspannung von mir weicht. "Schlaf jetzt lieber", weise ich ihn zärtlich an. "Du hast Recht", erwidert Robin lahm und scheint mit großer Anstrengung zu überlegen, was er mir überhaupt mitteilen wollte, ehe er nur ausgiebig gähnt, "war nicht so wichtig..." Ich will aufstehen, jedoch greift er in einer langsamen, schwachen Bewegung nach meiner Hand. "Kannst du hierbleiben?", will Robin wissen und klingt wie ein kleiner Junge, der noch eine Geschichte vor dem Einschlafen hören will.
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Captured - Fehler des Systems
AventuraMein Atem geht flacher und ich weiche reflexartig zurück, bis mein Rücken an die schneeweiße Wand stößt, die sich selbst durch meine Kleidung hindurch anfühlt wie eine harte Eisfläche. Ich komme mir vor wie ein verletztes Tier, das von einem Jäger i...