KAPITEL 2

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Nachdem ich mein Sandwich aufgegessen habe , schlürfe ich an meinem Latte. Jo ist noch mit Kauen beschäftigt, als sie sich an mich wendet: >>Sieh mal, die Pause scheint um zu sein.<< Ich drehe mich zur Bühne, auf der sich gerade vier junge Männer aufstellen. Ein großer, blonder Junge um die siebzehn geht aufs Mikro zu und beginnt zu sprechen. In seinen zu zerrissenen Jeans und dem fast durchsichtigem rotem Oberteil, das ihm viel zu kurz ist, sieht er einfach lächerlich aus. Ich frage mich, ob sie als Rocker oder als Penner durchgehen wollen . Alle vier haben Klamotten an, die entweder zerrissen und zerschlissen, durchsichtig oder aber kaum vorhanden sind. >>Wir sind die "Fortress Seasons" und ich hoffe, wir können euch mit unserem Song "Hit the Pineapple" eine tolle Unterhaltung bieten!<< Seine nette Art passt so gar nicht zu seinem Auftreten, aber jedem das Seine. Der Schlagzeuger gibt mit den Sticks den Takt an. Nach vier mal Klopfen fangen seine drei Bandkollegen das Spielen an. Ich dachte wirklich dass es in den Hardcore-Bereich geht, aber die Musik ist überhaupt nicht wild und aggressiv. Es ist nicht einmal rockig, sondern geht mehr in die Richtung Pop. Der blonde hat eine schöne Stimme und ich wippe sogar im Takt mit. Wenn sie Glück haben, bekommen sie nach dem Auftritt weitere Angebote. Sie sind echt gut.

Was ich an dem Lokal so mag, ist, dass alles viel ruhiger ist, als auf Konzerten oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen. Keiner schmeißt mit Tomaten und es ertönen keine Buh-Rufe. Jeder hört sich die Lieder an, und gibt jedem die gleiche Chance. Wenn mal ein schlechter Song kommt ist der in mindestens vier Minuten wieder vorbei. Und wenn es richtig übel ist, kann man sich in der Zeit ja mit seinen Freunden unterhalten, oder in den Toiletten-Vorraum verschwinden. Dort ist die Musik nämlich nicht so laut, und es stehen sogar bequeme Sofas aus genau diesem Grund bereit. Das macht das Brandston's aus, und genau deswegen ist es bei vielen Leuten auch so beliebt. Normalerweise wird einmal die Woche so ein Abend veranstaltet, und dann sind die Räumlichkeiten brechend voll, während an den übrigen Tagen meist nicht so viel los ist.

Als die nächste Band auftritt, verschwinde ich kurz auf die Toilette - nicht weil sie so schlecht sind, sondern weil ich gerade meinen zweiten Latte Macchiato geleert habe, und ich mich nun dringendst erleichtern muss. Also erhebe ich mich und gehe rechts an der Theke vorbei. Ich öffne die Tür, die zu den mit Teppich ausgelegten Vorraum führt und bleibe dahinter stehen. Vor mir dreht sich ein Typ nervös in Kreisen, er hat mich noch nicht einmal bemerkt, so versunken ist er. Er strahlt so ein Unbehagen aus, dass ich einfach fragen muss: >>Hey, ist alles in Ordnung?<<

Er bleibt ruckartig stehen, und dreht sich zu mir. Sogleich läuft mir ein Schauer über den Rücken. Er sieht richtig süß aus, na gut, er ist echt heiß: Sein hellbraunes Haar reicht ihm fast an die Schultern, er hat tiefblaue Augen und hohe Wangenknochen, die jedoch nicht zu kantig sind. Er trägt ein dunkelblaues Hemd, das seinen perfekten Körper perfekt zur Schau stellt und schwarze Hosen. Luft holen, du musst Luft holen! Nach kurzem Räuspern sagt er: >>Ja, ich dachte nur nicht, dass mir hier jemand begegnet<<

Sein Blick gleitet panisch umher. Ich überlege kurz, ob ich nicht lieber wieder zurückgehen soll. Es ist mir unangenehm, mit ihm allein hier zu sein, aber es ist nicht zu übersehen, dass er kurz davor ist, in Ohnmacht zu fallen. >>D...das kommt mir aber nicht so vor. Und du weißt, was das hier ist? Dort drüben sind die Toiletten<<, sage ich langsam und strecke meinen Arm aus. Nachdem ich das gesagt habe, fängt er an, hysterisch zu lachen.

So, das war Teil 3. Was sagt ihr dazu? Passt es von der Länge oder ist es viel zu kurz?
<3 und ein Dankeschön für's Lesen:)

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