Als wir uns außerhalb der Stadt auf einer Schnellstraße befinden, schalte ich in den vierten Gang hoch und beschleunige. Mittlerweile fahre ich mit knapp 90km/h und es ist unglaublich. Die Fahrbahn wird von Bäumen gesäumt, die in meinem Blickfeld verschwimmen. Ich blicke in den Rückspiegel und kann Ciaran ein Stück weit hinter mir erkennen. In Gedanken lächle ich darüber, dass ich schneller bin.
Aus einem Feldweg fährt ein Auto in die Straße und ich verringere meine Geschwindigkeit. Als ich mich vergewissert habe, dass auf der Gegenfahrbahn kein Fahrzeug kommt, überhole ich das Auto. Daran vorbei, schalte ich nochmals einen Gang hoch. Wir haben den perfekten Zeitpunkt abgewartet, denn jetzt sind ziemlich wenige Fahrzeuge unterwegs.Neben mir kann ich einen schwarzen Fleck erkennen, also drehe ich meinen Kopf um 90 Grad. Ciaran fährt jetzt neben mir her. Normalerweise würde mir dabei ein wenig flau im Magen werden, aber da weit und breit kein Auto in Sicht ist, beruhige ich mich wieder.
Die nächste Ausfahrt will ich nehmen, also blende ich mit dem Fernlicht auf dem Ausfahrtsschild auf. Ich hoffe, er versteht den Wink.
Ciaran schert wieder hinter mir ein, also biege ich ab. Eine gefühlte Viertelstunde später biege ich wieder nach rechts auf eine schmalere Straße ab. Ungefähr eine halbe Meile folgen wir ihr und kommen dann an einem Parkplatz an, der an einen Wald grenzt. Ich suche mir einen Platz weiter hinten und stelle dann mein Motorrad ab. Ciaran parkt neben mir und steigt ab. Wir setzen unsere Helme ab und strecken uns.
>>Du fährst ziemlich gut<<, bemerkt er und stemmt seine Hände in die Hüften.
>>Hast du was anderes erwartet?<<, necke ich ihn.
Er lacht erst und setzt dann zu einer Antwort an: >>Nein, natürlich nicht.<<
>>Siehste?<<, kichere ich.>>Also, wo hast du mich hier hingebracht?<<, fragt mich Ciaran.
>>Wir sind noch nicht ganz an unserem Ziel, also hab Geduld<<, sage ich und grinse ihn an.
>>Ich bin nicht besonders gut darin, geduldig zu sein<<, kichert er und wird leicht rot. Ich lache unterdrückt und boxe leicht gegen seinen Arm. Darauf boxt er mich, worauf ich nicht gefasst war. Ich taumle ein wenig zu Seite, fange mich aber wieder.Ich richte mich wieder auf und schaue mich um. Jetzt ist Ciaran rot und sieht kurz ein wenig zerknirscht aus. Aber wirklich nur kurz, denn dann bricht er in Gelächter aus. >>Das tut mir jetzt leid. Ich dachte nicht, dass es dich so umwirft. Wortwörtlich<<, prustet er.
Für einen Moment funkle ich ihn gespielt wütend an, aber dann lache ich auch.
>>Du Idiot<<, meine ich nur.Als er sich wieder eingekriegt hat, drehe ich mich um und gehe langsam Richtung Kiesweg, der in den Wald führt. Er folgt mir und geht dabei dicht neben mir. Unsere Helme tragen wir dabei um unsere Unterarme. Ich atme tief diesen Geruch ein, den es nur draußen in der Natur gibt.
Schweigend gehen wir den Weg entlang, der immer mehr ansteigt. Nach einer knappen Viertelstunde, kurz bevor es zu anstrengend wird, kommt links ein Plateau in Sicht. Dort steht eine einsame Holzbank, die zum Glück nicht besetzt ist. Man hat von hier eine tolle Aussicht auf das darunterliegende Tal, das von der Sonne in ein matt-orangefarbenes Licht getaucht wird.
Bevor ich mich setze, gehe ich noch zu der Brüstung und blicke mich um. Von diesem Ausblick bekomme ich nie genug. Gut fünf Minuten stehe ich da und nehme nur schwach Ciarans Anwesenheit wahr.
>>Die Aussicht hier ist einfach umwerfend. Das vergisst man nur schwer<<, sage ich mehr zu mir, als zu ihm.
>>Da hast du recht<<, stimmt er mir zu, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er damit nicht diese Aussicht meint, denn er hat den Kopf in meine Richtung gedreht.
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High Above
RomanceAls die dreiundzwanzigjährige Aby ihren Freund beim Fremdgehen erwischt, bricht für sie eine Welt zusammen. Gekränkt zieht sie zu ihrer besten Freundin Jo, die alles unternimmt, damit es ihr wieder besser geht. Als die beiden in ihrem Lieblingslokal...