KAPITEL 7

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Am nächsten Morgen werde ich schon um sieben Uhr wach. Da heute Samstag ist, lasse ich mir Zeit, mich herzurichten.
Sanft strahlt die Sonne in mein Zimmer und lässt die Wände in einem orange-roten Ton leuchten. Seit Wochen habe ich keinen Sonnenaufgang mehr erlebt, sodass ich nun umso glücklicher bin.
Ich strecke mich ausgiebig und gähne. Es fühlt sich herrlich an, als sich meine Gelenke und vor allem ich mich wieder entspannt habe.

Als ich im Bad fertig bin ziehe ich mir ein hellrotes Kleid mit kurzen Ärmeln und Herzausschnitt an. binde mir eine kleine Schürze um und flechte mir meine Haare zu einem lockeren Zop. Ich trage noch ein wenig von meinem Lipbalm auf und verlasse mein Zimmer.

Am unteren Treppenabsatz angekommen, beschließe ich in die Küche zu gehen. Jo ist noch nicht wach, also wende ich mich dem Garten zu. In den ersten Stundne des Tages ist der Blumenduft überwältigend. Auch hier taucht die Sonne die Pflanzen in ein bezauberndes Licht.

Andächtig streiche ich über die Blätter einer weißen Rose. Ich drehe mich im Kreis und überblicke den gesamten Garten. Bunt wie ein exotischer Vogel liegt er vor mir. Fast alle Farben sind hier vertreten. Von rot, orange und gelb bis hin zu lila, blau und schwarz. In der Mitte befindet sich ein kleiner Brunnen, der den gleichen Stil wie die Hollywoodschaukel hat. Rustikaler Charme. So hat es Jo immer genannt und so nenne ich es seitdem auch.

Pepper trottet von innen an die Scheibetür und winselt. Ich gehe hinüber und lasse ihn nach draußen. Er stürmt an mir vorbei, dreht dann aber wieder um und bleibt vor mir stehen. Ich bege mich hinunter und kraule ihn hinter den Ohren. Erfreut wedelt er mit seinem Schwanz und bellt. Als ich mich wieder aufrichte, rennt er los und verschwindet um die Hausecke. Ich blicke ihm noch kurz nach und schlendere rüber zur Schaukel. Im Schneidersitz hocke ich da und pflücke ein paar Beeren von dem Himbeerstrauch neben mir. Die dünne Haut zerplatzt auf der Zunge und ein süßlicher Saft breitet sich in meinem Mund aus. Ich genehmige mir noch eine Handvoll, den Rest lege ich in die Mulde meiner Schürze. Als ich genug zusammen habe, begebe ich mich wieder nach drinnen.

Als ich alles auf die Theke gelegt habe, gehe ich noch einmal raus und pflücke ein paar Tulpen, zur Tischdeko. Ich richte den Esstisch her, lege Tulpe neben Teller und falte noch Servietten zu kleinen Fächern. Als Immobilienmaklerin habe ich den perfekten Blick, was Dekoration angeht. Da fällt mir ein, dass ich noch Clare anrufen muss, meine Sekretärin. Ab Montag werde ich meine Arbeit wieder aufnehmen. Dass ich ganze fünf Wochen "Urlaub" hatte, ist mir nur gelungen, da meinen Eltern das Hauptunternehmen in Kalifornien gehört.  Und als erste Aktion werde ich mir ein eigenes Haus suchen.

Ich höre es oben rumoren und kurze Zeit später poltert Jo die Treppe runter. >>Guten Morgen?<<, flötet sie gut gelaunt, sieht mich aber für kurze Zeit überrascht an. >>Morgen<<, lache ich, >>na, überrascht, mich so zu sehen?<<  >>Nicht wirklich. Seit Wochen fiebere ich auf diesen Moment hin<<, meint sie. Darauf antworte ich: >>Lieber spät wie nie.<<

Sie streckt mir die Zunge raus und deutet auf die Beeren und den gedeckten Tisch. >>Ich dachte, du könntest uns damit ein hammer Frühstück zaubern? Den Tisch habe ich ja schon hergerichtet<<, spreche ich und grinse. >>Klar, sonst noch einen Wunsch?<<, murrt sie. Aber als sie sich umdreht kann ich die Spur eines Lächelns auf ihrem Gesicht ausmachen.

Pfannkuchen. Sie hat tatsächlich Pfannkuchen gemacht! Ich falle über die goldbraun gebackenen Scheiben her und belade gleich zwei auf meinen Teller. Dazu gibt es eine große Schale mit Schoko-Himbeer Sahne. Großzügig löffle ich mir auch davon auf meine Pfannkuchen. Ich rolle sie zusammen und steche mit meiner Gabel ein Stück ab. Köstlich. >>Nicht so schnell, sonst verbrennst du dich noch<<, witzelt Jo. Ich lache nur aber von Herzen.

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